Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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108 Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens.<br />
seinem Leiden <strong>und</strong> Sterben erworben hat, uns zu eigen frei aus Gnaden geschenkt ist, indem er uns<br />
den Glauben gegeben hat. Derhalben diese Rede: „Gerechtfertiget werden durch den Glauben“<br />
heißt in der Schrift nicht, so fromm gemacht werden in uns selbst, daß wir keine Sünde haben:<br />
„Denn so wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst <strong>und</strong> die Wahrheit ist nicht in<br />
uns“; 457 sondern heißt, vor dem Gericht Gottes frei <strong>und</strong> ledig gesprochen werden von unsern Sünden,<br />
die wir begangen haben <strong>und</strong> uns ankleben, um einer fremden Gerechtigkeit willen, die nicht in<br />
uns ist, sondern in Christo, <strong>und</strong> wird unser eigen <strong>und</strong> uns zugerechnet umsonst, als ein freies Geschenk,<br />
durch den Glauben. Solche Art zu reden ist gar gebräuchlich in der Schrift, als Röm. 8,33:<br />
„Wer will beschuldigen (oder anklagen) die Auserwählten Gottes? Gott ist’s, der sie gerecht macht.“<br />
Da wird das Wort „Gerechtmachen“ entgegengesetzt dem Verklagen, indem Gott seine Gläubigen<br />
gerecht spricht oder sie unschuldig erkennt von aller Anklage des Teufels um Christi willen, wie<br />
folgt (V. 34): „Wer will sie verdammen? Christus ist’s, der gestorben ist“ etc. Dies ist gar leicht zu<br />
verstehen aus Spr. Salom. 17,15, da er also spricht: „Der den Gottlosen gerecht macht (oder fromm<br />
macht) <strong>und</strong> den Gerechten unfromm macht, die sind beide dem Herrn ein Greuel.“ Gewißlich, der<br />
Richter wäre kein Greuel vor Gott, der aus einem gottlosen einen gerechten, frommen Menschen<br />
machen könnte, sondern täte ein gutes Werk daran; sondern der Richter, der den Gottlosen gerecht<br />
oder fromm macht, das ist, der den Gottlosen für gerecht, fromm <strong>und</strong> unschuldig spricht <strong>und</strong> erkennt,<br />
der ist ebensowohl ein Greuel vor Gott, spricht Salomon, als wenn er einen frommen Mann<br />
für unfromm erkennt <strong>und</strong> verurteilet. Daraus ist nun zu sehen, daß wenn Gott sagt durch St. Paulum:<br />
458 „Dem, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der den Gottlosen gerecht macht,<br />
dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit“, daß Gott denselbigen Gottlosen gerecht spricht<br />
um einer fremden Gerechtigkeit willen, nämlich die in Christo ist <strong>und</strong> nicht in ihm. Denn die Schrift<br />
nennet denselbigen einen Gottlosen, der durch Christum muß gerechtfertiget werden. Darum spricht<br />
auch David nicht die selig, die keine Sünde haben; denn es ist unser keiner ohne Sünde, 459 sondern<br />
die, ob sie schon Sünde haben, <strong>und</strong> bis ins Grab mit ihnen zu streiten haben, dennoch Gott ihre Ungerechtigkeit<br />
verziehen <strong>und</strong> ihre Sünden bedeckt hat, nämlich mit dem Gehorsam Christi, wie Paulus<br />
diesen Spruch Davids gerade auf den vorigen anzieht Röm. 4,7.8.<br />
Verstehst du aber die Rede: „Wir werden gerecht allein durch den Glauben“ also, als wenn<br />
der Glaube so eine köstliche Tugend wäre, daß wir von wegen des Glaubens von Gott gerecht<br />
gesprochen würden?<br />
Nein. Denn das wäre den Glauben an Christus Statt gesetzt, „welcher Christus uns worden ist<br />
von Gott zur Weisheit, <strong>und</strong> Gerechtigkeit, <strong>und</strong> zur Heiligung, <strong>und</strong> zur Erlösung“, 460 auf daß (wie geschrieben<br />
stehet), wer sich rühmet, der rühme sich des Herrn, 461 <strong>und</strong> also allein Christus, der Gekreuzigte,<br />
unsere vollkommene Gerechtigkeit ist; sondern also verstehe ich’s, daß wir durch den<br />
Glauben aufnehmen Jesum Christum, welcher unsere Gerechtigkeit ist <strong>und</strong> uns zu Kindern macht,<br />
wie St. Johannes spricht: 462 „So Viele ihn (Christum) aufgenommen haben, denen hat er Macht gegeben,<br />
Kinder Gottes zu werden.“ Also gründet sich der Glaube auf Christum, der uns verheißen,<br />
<strong>und</strong> nunmehr geschenkt ist zu unserer ewigen Gerechtigkeit. 463 Jes. 53,11: „Mein Knecht, der Ge-<br />
457 1. Joh. 1,8.10<br />
458 Röm. 4,5<br />
459 1. Joh. 1,8<br />
460 1. Kor. 1,30<br />
461 Jer. 9,23<br />
462 Joh. 1,12<br />
463 Dan. 9,24