Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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200 Wort <strong>und</strong> Sakrament.<br />
stiger des Dualismus, zurückschleudern. Allein ich will das lieber unterlassen <strong>und</strong> mich an der<br />
Wahrheit erfreuen, welche unser Melanchthon nach Ausmerzung der lutherischen Mängel folgendermaßen<br />
ausspricht: „Ich sage also geradezu <strong>und</strong> mit festem Glauben, durchaus sei des Herrn Mahl<br />
kein eitles Schauspiel, sondern dieser Genuß sei wirklich ein Zeugnis <strong>und</strong> Unterpfand, daß der Sohn<br />
Gottes, unser Herr Jesus Christus, in den Genießenden sei. Und zwar ist er nicht bloß gegenwärtig<br />
bei jenem Genuß, sondern wohnt in ihnen nach dem Ausspruch Joh. 14: an jenem Tage werdet ihr<br />
erkennen, daß ich in meinem Vater bin <strong>und</strong> ihr in mir <strong>und</strong> ich in euch. Auch ist dies Mahl nicht so<br />
eingerichtet, daß es nur die Gegenwart eines einzigen kurzen Augenblicks anzeige, sondern daß es<br />
sei ein Unterpfand beständiger Gegenwart <strong>und</strong> Wirksamkeit in den Glaubenden. Daher ist festzuhalten,<br />
beim Genuß sei der Sohn Gottes wirklich <strong>und</strong> wesentlich anwesend, <strong>und</strong> dieser Genuß sei ein<br />
Zeugnis seiner dauernden Gegenwärtigkeit <strong>und</strong> Wirksamkeit in den Glaubenden. Wer diese <strong>Lehre</strong><br />
von der immerwährenden Gegenwart festhält, wird mehr Freude finden an der Benutzung des<br />
Herrn-Mahles <strong>und</strong> größeren Trost aus demselben schöpfen. Der Herr redet jedoch nur vom Genuß,<br />
nicht von andern Dingen <strong>und</strong> Vorgängen außer dem Genuß. Und zu beklagen ist es, daß die Papisten<br />
nur von der Gegenwart im Brot sprechen, aber von der beständigen Gegenwart in den Glaubenden<br />
gänzlich schweigen.“ 658<br />
Verhält sich dies nun so, so ist wahrlich die größte Übereinstimmung zwischen beiden Gnadenmitteln.<br />
Alle Gnaden, welche wir durchgangen haben, sind beiden gemeinsam. Doch eine nicht unbedeutende<br />
Verschiedenheit bleibt übrig, welche wir jetzt hervorheben müssen. Da noch nicht vom<br />
Geschenk des Glaubens durch welchen wir, wie mit einer Hand, die göttlichen Gnaden empfangen,<br />
die Rede gewesen, so fragen wir jetzt, ob zu solch großem Geschenk das Wort allein oder auch das<br />
Sakrament verhelfe. Die Meinungen hierüber sind geteilt. Ich, meines Teils, bedenke mich nicht, es<br />
mit denen zu halten, welche nur dem göttlichen Mittel des Wortes den Glauben zuweisen.<br />
Vor Allem werden wir in der Schrift belehrt, das Wort sei das Werkzeug, wodurch der heilige<br />
Geist in den Menschen Erleuchtung, Bekehrung, Glauben wirkt. Daher wird es, zur Bezeichnung<br />
seiner erleuchtenden Kraft, im zweiten Petribrief ein prophetisches Wort genannt, das da scheint an<br />
einem dunkeln Ort, bis der Tag anbreche <strong>und</strong> der Morgenstern aufgehe in den Herzen (2. Petr. 1,19).<br />
Wenn ferner im Propheten Jeremia der Herr fragt: „Sind nicht meine Worte wie Feuer, wie ein<br />
Hammer, der Felsen zerschlägt,“ so wird dieselbe Wirksamkeit dem Worte beigemessen, wie im<br />
Hebräerbrief (4,12), wo das Wort Gottes lebendig <strong>und</strong> kräftig genannt wird, schärfer als ein zweischneidig<br />
Schwert <strong>und</strong> durchdringend, bis daß es scheidet Seele <strong>und</strong> Geist, Mark <strong>und</strong> Bein, <strong>und</strong> ein<br />
Richter der Gedanken <strong>und</strong> Sinnen des Herzens. Was kann klarer als diese Auseinandersetzung sein?<br />
Mit den Bildern von Hammer <strong>und</strong> Schwert wird die Kraft des göttlichen Wortes <strong>und</strong> seine Wirkung<br />
zur Bekehrung beschrieben. Denn damit wir aufrichtig zu Gott bekehrt, bedarf es nicht leichten Ritzens<br />
oder Stechens, sondern tiefer Verw<strong>und</strong>ung. Niemals glauben wir von ganzem Herzen, wenn<br />
nicht durch die Schärfe des geistigen Schwertes unser alter Mensch zuvor getötet ist, so daß wir<br />
adjutus a terra in coelam quasi per gradus conscendet.“ – Defens. II: „Sed quia videtur obstare locorum distantia,<br />
ne ad nos usque perveniat carnis Christi virtus, nodum hunc ita expedio, Christum licet locum non mutet, sua ad<br />
nos virtute descetidere.“ – Ultima Admonitio: „Per coelestem actionem nihil aliud intelligimus nisi quod in mentem<br />
cuivis protinus venire debet, spirituale esse mysterium, quod pro natura regni Christi a terrenis actionibus separari<br />
debet. – Sacramenta esse scalarum instar fidelibus per quas suraum coelos conscendant.“ Cf. praeterea Defens. II.<br />
p. 87. – Calvinus lehrt mit der ganzen reformierten Kirche nur das, Christi Abendmahl rufe jedem Tischgenossen<br />
zu: Sursum corda! Und gewiß bemerkt Dr. Ebrard sehr richtig: „Mit der Seelenerhebung ist – nur die subjektive<br />
Stimmung des Kommunikanten gemeint, schlechterdings nur das, daß er Christum vom Himmel herab <strong>und</strong> nicht<br />
vom Brote erwarten soll.“ (Dogm. v. heiligen Abendmahl II. p. 562.) Vgl. die Liturgie der Frankfurter Reformierten<br />
von 1554.<br />
658 Explic. alt. part. Symb. Nic. Vergl. auch Galle, Melanchth. S. 447.