Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens. 11<br />
Weil denn Gott gerecht ist, <strong>und</strong> will, daß wir entweder dem Gesetz genug tun mit vollkommener<br />
Liebe Gottes <strong>und</strong> des Nächsten, oder ewig gestraft werden: <strong>und</strong> wir aber von dem Falle<br />
Adams her so verderbt sind, daß wir Gott <strong>und</strong> unsern Nächsten von Natur hassen 5 <strong>und</strong> die<br />
Schuld noch täglich größer machen, so erkenne ich, daß es nötig ist, daß wir einen Bürgen suchen,<br />
der dem gerechten Urteil Gottes für uns vollkommen genug tue. Wo sollen wir aber<br />
einen solchen Mittler <strong>und</strong> Bürgen finden?<br />
Wenn wir uns umsehen in der ganzen weiten Welt, werden wir keine Kreatur finden (welche nur<br />
eine bloße Kreatur sei), die für uns bezahlen könnte. Denn so wir unter den Engeln einen Bürgen<br />
suchen wollten, würde uns alsbald mit zweifacher Antwort begegnet werden.<br />
Erstlich: Da die Engel um des Menschen willen nicht schuldig <strong>und</strong> verpflichtet sind zu leiden, so<br />
fordert auch die Gerechtigkeit Gottes nicht von den Engeln, daß sie das bezahlen sollen, was die<br />
Menschen schuldig sind. Ebenso unbillig wäre es, wenn die andern Geschöpfe für das gestraft werden<br />
sollten, was der Mensch verschuldet hat.<br />
Zweitens: Da unser Bürge <strong>und</strong> Mittler den unendlichen, ewigen Zorn Gottes ertragen <strong>und</strong> überwinden<br />
müßte, so ist es gewiß, daß alle Engel zu schwach dazu gewesen wären, sie hätten darunter<br />
versinken <strong>und</strong> zu <strong>Gr<strong>und</strong></strong> gehen müssen, wie man an den Teufeln sieht (welche Engel des <strong>Licht</strong>s waren),<br />
denen der Zorn Gottes so schwer ist, daß sie ihn nicht überwinden können, sondern ewig darunter<br />
verdammt bleiben müssen. Wenn aber die Engel Gottes zu schwach sind, die schwere Last des<br />
Zornes Gottes für das menschliche Geschlecht zu tragen <strong>und</strong> zu überwinden, so wird gewiß viel weniger<br />
eine andere Kreatur gef<strong>und</strong>en werden (die weiter nichts als eine Kreatur), welche die Last<br />
unsrer Sünden tragen <strong>und</strong> uns davon erlösen könnte.<br />
Was müssen wir denn für einen Bürgen <strong>und</strong> Mittler suchen?<br />
<strong>Ein</strong>en solchen, der zugleich ein wahrer, gerechter Mensch <strong>und</strong> auch stärker als alle Kreaturen,<br />
das ist, wahrer, ewiger Gott sei. Dieser aber ist Jesus Christus, um unsertwillen gekreuzigt <strong>und</strong> zu<br />
unserer Gerechtigkeit wieder auferstanden, welcher der einzige Weg <strong>zum</strong> ewigen Leben ist, den<br />
Gott selbst von Anfang dem armen verlornen Menschen-Geschlechte aus dem Himmel offenbaret<br />
hat. Der barmherzige Vater hat nicht gewartet, bis der Mensch käme <strong>und</strong> Gnade begehrte, sondern<br />
ist demselben, der vor ihm floh, selbst entgegengegangen <strong>und</strong> hat ihm aus lauter Barmherzigkeit<br />
verheißen, daß er ihn wieder zu Gnaden annehmen <strong>und</strong> zurecht bringen wolle; diese Verheißung geschah<br />
erstlich dem Adam: „Ich will Feindschaft setzen“, spricht der Herr zur Schlange, „zwischen<br />
dir <strong>und</strong> dem Weibe, zwischen deinem Samen <strong>und</strong> des Weibes Samen; derselbe wird dir den Kopf<br />
zertreten <strong>und</strong> du wirst ihn in die Ferse stechen.“ 6 Danach noch klarer dem Abraham <strong>und</strong> seinen<br />
Nachkommen: „Ich habe bei mir selbst geschworen“, spricht der Herr, „in deinem Samen sollen gebenedeiet<br />
werden alle Völker der Erde.“ 7 Endlich auch dem David. 8 Daher auch Christus, um der<br />
Verheißung willen, die dem David gegeben worden, ein Sohn Davids genannt wird. 9<br />
Dieser von Gott verheißene <strong>und</strong> nunmehr in die Welt gesandte Heiland ist Christus Jesus, wahrer<br />
gerechter Mensch <strong>und</strong> zugleich stärker als alle Kreaturen, das ist, wahrer ewiger Gott, der sich ans<br />
Kreuz <strong>zum</strong> Opfer gegeben hat zur Bezahlung für alle unsere Sünden. Von ihm gibt der Vater selbst<br />
Zeugnis aus dem Himmel: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr<br />
5 Siehe Anmerkung I.<br />
6 1. Mos. 3,15<br />
7 1. Mos. 22,16-18<br />
8 Ps. 89<br />
9 Siehe Anmerkung II. über die Verheißung des Messias im alten Testamente.