Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Die <strong>Lehre</strong> vom heiligen Abendmahls nach dem Heidelberger Katechismus. 235<br />
3) Nachdem uns nun übersichtlich das Lehrstück in der Weise vorliegt, in welcher es unser Heidelberger<br />
abgehandelt <strong>und</strong> organisiert hat, kehren wir zu denjenigen Fragen zurück, welche so recht<br />
eigentlich die reformierte <strong>Lehre</strong> darstellen, oben aber nur ganz kurz berührt worden sind. Ich meine<br />
die beiden Fragen 75 <strong>und</strong> 76, welche diesen Abschnitt des Katechismus eröffnen; denn 77 berichtet<br />
die Zeit, Umstände <strong>und</strong> Worte der <strong>Ein</strong>setzung <strong>und</strong> 78 wendet sich gegen die <strong>Lehre</strong> der beiden andern<br />
christlichen Konfessionen.<br />
Gemäß dem in Frage 66 aufgestellten Sakramentsbegriffe hebt die Darstellung gerade wie bei<br />
der Taufe, damit an, daß hier das Abendmahl zuerst als Wahrzeichen, dann als Siegel des Kreuzesopfers<br />
Christi dargestellt wird. Nachdem darum in den scharfgeprägten <strong>Ein</strong>leitungsworten der<br />
Antwort in Frage 75 auf Christum den Herrn des Mahles, auf die Gläubigen als die einzig berechtigten<br />
Tischgenossen, <strong>und</strong> auf die Verheißung des Herrn, an der wir vertrauend haften sollen, hingewiesen<br />
ist, treten die zwei Momente des Segens im heiligen Abendmahle in folgender Weise nebeneinander.<br />
Zuerst nämlich stellt Brot <strong>und</strong> Wein nebeneinander den getöteten Christus dar, <strong>und</strong> der<br />
Umstand, daß das Brot mir gebrochen <strong>und</strong> der Kelch mir ausgegossen, mitgeteilt wird, bildet ab,<br />
daß auch für mich Christus gestorben sei. Mit den Worten: „Und <strong>zum</strong> Andern,“ wird dann zur Hervorhebung<br />
der Bedeutung geschritten, welche das heilige Abendmahl als Siegel hat. Da zeigt sich<br />
dann, daß unser Katechismus diesem heiligen Sakramente nicht bloß die Bedeutung einer in die Augen<br />
fallenden, sichtbaren Predigt des sicheren Heiles in Christo dem Gekreuzigten hat, was eben<br />
unter „Erstlich“ hervorgehoben ist, sondern auch die einer Versiegelung, daß wir auch selbst, in unserm<br />
inwendigen Menschen, mit dem himmlischen Gute, mit dem gekreuzigten Christus gespeiset<br />
werden <strong>und</strong> sind. Dem äußern, irdischen Akte entspricht daher ein analoger, innerer, geistlicher in<br />
der gläubigen Seele, welche nicht nur für diese Zeit, sondern „für das ewige Leben“ genährt wird.<br />
So wird dem Abendmahle hier, wie in allen reformierten Symbolen, eine sehr bestimmte Beziehung<br />
auf die letzten Dinge gegeben. Ebenso klar betont die Frage 75, nachdem sie schon im <strong>Ein</strong>gange<br />
den Gläubigen auf Christum <strong>und</strong> seine Verheißung, nicht aber auf das Brot verwiesen hat, als sei in<br />
ihm das himmlische Gut zu suchen – die reformierte Unterscheidung des leiblichen <strong>und</strong> geistlichen<br />
M<strong>und</strong>es, des irdischen <strong>und</strong> himmlischen Spenders.<br />
Der zur Bezeichnung des himmlischen Gutes, welches im heiligen Sakramente dargeboten wird,<br />
gebrauchte Ausdruck, gekreuzigter Leib <strong>und</strong> vergossenes Blut, veranlaßt die nun folgende Frage 76.<br />
Es soll noch deutlicher gemacht, was unter Essen des gekreuzigten Leibes <strong>und</strong> Trinken des vergossenen<br />
Blutes verstanden werden soll. Denn da die Beiwörter gekreuzigt, vergossen unzweideutig auf<br />
den toten Christus deuten, so könnte leicht der Gedanke kommen, der Katechismus meine damit nur<br />
die Gemeinschaft an den Früchten des Kreuzestodes. Wie es darum die Hauptsorge unseres Lehrbuches<br />
ist, gleich in der ersten Frage <strong>und</strong> Antwort das Abendmahl als die Verkündigung <strong>und</strong> Versiegelung<br />
unserer Gemeinschaft mit dem gekreuzigten Christus hinzustellen, so will er doch jetzt nichts<br />
unterlassen um eine Deutung zu vermeiden, welche über den Früchten des Kreuzestodes den himmlischen<br />
Hohenpriester, über den Gaben den Spender vergessen ließe. Christus als das Opfer für die<br />
Sünden der Welt ist allerdings das nächste Objekt, der Hauptinhalt des heiligen Abendmahles, wie<br />
uns Christus ausdrücklich nicht seinen Leib <strong>und</strong> sein Blut, sondern seinen für uns gebrochenen Leib<br />
<strong>und</strong> für uns vergossenes Blut in seinen <strong>Ein</strong>setzungsworten darreicht <strong>und</strong> Christus zunächst als der<br />
Gekreuzigte das Heil der Welt ist. Da wir aber Christi Güter nicht haben können, ohne zu ihm selbst<br />
zu kommen, <strong>und</strong> da dieser Gekreuzigte nun der Verklärte ist, so sagt der Katechismus auch im<br />
Abendmahl habe der Glaube nicht allein Teil an den Gaben des Gekreuzigten, sondern habe mit<br />
dieser Person selbst, welche sich einst dahingegeben <strong>und</strong> jetzt im Himmel als der Auferstandene<br />
herrsche, die allerinnigste Gemeinschaft. Dennoch bleibt also das heilige Sakrament, wie der Apo-