Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens. 109<br />
rechte“ (nämlich Christus), „wird durch seine Erkenntnis Viele gerecht machen“; <strong>und</strong> setzt die Ursache<br />
hinzu: „Denn er wird ihre Sünden tragen.“ (Vergl. Apg. 13,28.39; Luk. 18,13)<br />
Wenn Christus den Tod nicht gelitten hätte, wären wir auch erlöst?<br />
Nein. „Denn gleichwie Moses die eherne Schlange in der Wüste erhöhet hat, also mußte auch<br />
des Menschen Sohn erhöhet werden, auf daß Alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ 464<br />
Wie er auch sagt: 465 „Ich werde meine Seele geben zur Erlösung für Viele.“<br />
Welches ist denn das Ding oder Geschenk, das uns zugerechnet wird zur Gerechtigkeit?<br />
Der Gehorsam des Leidens <strong>und</strong> Sterbens unseres Herrn Jesu Christi, oder das, Opfer Christi am<br />
Kreuz. 466 Welcher Gehorsam des Todes Christi uns geschenket <strong>und</strong> zugerechnet wird, daß er nunmehr<br />
unser eigen <strong>und</strong> unsere Gerechtigkeit vor Gott ist.<br />
Dieweil denn der Glaube in dem Opfer Jesu Christi am Kreuz eine vollkommene <strong>Recht</strong>fertigung<br />
oder Freisprechung von allen Anklagen der Sünden <strong>und</strong> des bösen Feindes vor dem<br />
Gericht Gottes besitzt, so zeige mir an, in wie vielen Stücken die <strong>Recht</strong>fertigung bestehe.<br />
Die ganze <strong>Recht</strong>fertigung stehet in dem Gehorsam des Herrn Christi, der für unsere Sünden ein<br />
Opfer worden ist. Gleich aber wie das Gewissen <strong>und</strong> der böse Feind drei Anklagen wider uns führen,<br />
uns zu der Verdammnis zu bringen; also finden wir dagegen dreierlei Arznei, nicht in uns<br />
selbst, sondern in dem Opfer Christi, doch also, daß nichts Gewissers unser eigen sein kann, denn<br />
der gekreuzigte Christus, der uns zur Gerechtigkeit worden ist <strong>und</strong> dessen Glieder wir sind durch<br />
den Glauben.<br />
Welches ist die erste Anklage unseres Gewissens <strong>und</strong> des bösen Feindes?<br />
Die erste Anklage, damit uns unser Gewissen <strong>und</strong> der böse Feind anklagen, daß wir nicht der Seligkeit,<br />
sondern der ewigen Verdammnis würdig seien, ist diese: Dieweil Gott ein gerechter Gott ist,<br />
der alles gottlose Wesen hasset, so ist es gewiß, daß er die Sünden mit dem ewigen Tod strafet; nun<br />
überzeugt dich aber dein eigenes Gewissen, daß du unzählige Sünden begangen hast; derhalben<br />
muß folgen, spricht das Gewissen, daß Gott dich nach seiner Gerechtigkeit mit der ewigen Verdammnis<br />
strafen werde.<br />
Wie, wenn wir auf diese Anklage des Gewissens <strong>und</strong> des bösen Feindes also antworteten:<br />
Du sprichst, böser Feind, Gott sei gerecht <strong>und</strong> strafe die Sünder; das will ich aber aus dem<br />
Sinn schlagen <strong>und</strong> will allein gedenken, daß er barmherzig sei?<br />
Damit würden wir das Gewissen nicht recht gestillet, noch die Anklage des bösen Feindes zurückgeschlagen<br />
haben. Denn es ist einmal gewiß, daß, obschon Gott barmherzig ist, so ist er doch<br />
auch gerecht, <strong>und</strong> kann seine Gerechtigkeit, die in ihm wesentlich ist, eben so wenig verleugnen, als<br />
sich selbst. Ja, Gott ist also gerecht, daß er nicht eine Sünde ungestraft läßt hingehen unter so viel<br />
tausend Sünden, die täglich begangen werden, wie Christus selbst bezeuget, da er spricht: 467 „Fürwahr,<br />
sage ich euch, die Menschen werden Rechenschaft geben von einem jeden unnützen Wort.“<br />
Dies ist ebenso wahr, als das Andere, daß Gott barmherzig sei. Daß wir auch hier viel wollten zu-<br />
464 Joh. 3,14.15<br />
465 Matth. 20,28<br />
466 Röm. 5,10; 2. Kor. 5,15-21; Jes. 53,5; Kol.2,14; 1. Petr. 1,19; Hebr. 10,10<br />
467 Matth. 12,36