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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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III. Vom rechtfertigenden Glauben.<br />

(Zu Seite 17.)<br />

Es ist nicht meine Absicht, Olevians Erklärung dessen, was Glaube sei, zu verbessern oder zu<br />

vervollständigen. Wären nicht so viele Mißverständnisse über diesen so hochwichtigen Gegenstand<br />

verbreitet, ich würde jeden weiteren Zusatz zu dem im Texte Gegebenen für überflüssig halten. Nun<br />

aber vertritt nicht nur die römisch-katholische Kirche noch fortwährend einen Begriff vom Glauben,<br />

der von evangelischer Seite als falsch verworfen werden muß, sondern auch in unserer eigenen Mitte<br />

bedarf es wieder der Verständigung über den Artikel, mit dem die evangelischen Kirchen stehen<br />

oder fallen. Der Romanism <strong>und</strong> alle Spielarten des Rationalism wissen den ewigen Trost, die vor<br />

Gott gültige Gerechtigkeit, nur auf unsere Tugend, auf die Beschaffenheit unseres inneren <strong>und</strong> äußeren<br />

Lebens zu gründen. Der Glaube ist unter diesen Umständen etwas Intellektuelles, hat seinen<br />

Sitz in der Erkenntnis <strong>und</strong> vollendet sich im Annehmen der für wahr gehaltenen <strong>Lehre</strong>. Die Evangelischen<br />

halten den rechtfertigenden, seligmachenden Glauben für etwas im Willen Wurzelndes. Diesen<br />

einfachen, klaren Stand der Kontroverse hätte man niemals verwirren sollen. <strong>Ein</strong>em Bellarmin<br />

fällt ja das nicht einmal bei. 532 Unsere Frage kann daher nur die sein, ob wir heute noch, wie unsere<br />

reformatorischen <strong>Lehre</strong>r, derselben freudigen Überzeugung leben dürfen, daß die <strong>Lehre</strong> der evangelischen<br />

Bekenntnisschriften vom Glauben das Wort Gottes für sich habe?<br />

I. Daß eine gewisse Erkenntnis Gottes, seiner Wahrheit, seiner Verheißung <strong>und</strong> besonders seines<br />

Willens im Glauben enthalten sei, ist überall <strong>Lehre</strong> der heiligen Schrift <strong>und</strong> es kann den römischen<br />

Theologen nimmermehr gelingen, die Behauptung, das blinde Verlassen auf die Kirchenauktorität,<br />

ohne die geringste eigene Erkenntnis, dürfe auch Glauben genannt werden, aus der heiligen Schrift<br />

zu beweisen. Die Erkenntnis, welche vom Glauben nicht getrennt werden darf, hat ihre Richtschnur<br />

<strong>und</strong> ihren Inhalt in dem Worte Gottes. Nicht Menschenwort, nicht priesterliche Aussprüche, nicht<br />

durch Konzilbeschlüsse abgeleitete, wenn auch noch so begründete Wahrheit kann zunächst als bestimmend<br />

für den seligmachenden Glauben auftreten. Gottes untrügliches, vollkommenes Wort,<br />

welches durch den heiligen Geist jedem Heilsbegierigen klar ist, hat solch hohe Bedeutung allein.<br />

Weiterhin ist der Glaube auch nicht zunächst ein Hingegebensein an eine Vielheit von, wenn<br />

auch noch so wahren, Glaubenssätzen. Was die evangelische Kirche Glauben nennt, das ist in erster<br />

Linie eine Konzentrirung des ganzen inwendigen Menschen auf die göttliche Zusage der Barmherzigkeit,<br />

auf Gottes Gnadenwille. Und da dieser seine persönliche Erscheinung, seine Vermittlung<br />

<strong>und</strong> Gewähr in Christo, dem ewigen Sohne Gottes, erhalten hat, so ist dieser Gekreuzigte, wie der<br />

Hauptinhalt der guten Botschaft, so auch der eigentliche Gegenstand des Glaubens. Mit diesem<br />

Zentrum, mit dieser Sonne hängen denn alle christlichen Wahrheiten der heiligen Schrift, <strong>und</strong> lägen<br />

sie noch so weit auf dem Umkreise, wie die Strahlen zusammen. Ist die Stellung zu Christo die<br />

rechte, so wird auch die zu Allem, was von ihm ausgeht, eine rechte sein, oder doch durch Gottes<br />

Geist die rechte werden. Es wäre eine Verirrung <strong>und</strong> eine Art Abfall vom evangelischen Begriff <strong>zum</strong><br />

römischen <strong>und</strong> rationalistischen, welche beide den Glauben als ein Fürwahrhalten <strong>christlicher</strong> <strong>Lehre</strong>n<br />

ansehen, wenn man in erster Linie dem Glauben noch einen andern Gegenstand geben wollte,<br />

als die Person des himmlischen Sünderheilands. Das Vertrauen auf ihn, <strong>und</strong> dadurch auf Gottes<br />

Gnade, ist der eigentliche Sinn des Wortes, 533 dessen sich Christus <strong>und</strong> seine Apostel bedienen, um<br />

532 De Justificat. 1, 4 bestimmt er die zwischen den beiden Kirchen in Bezug auf den Glauben obwaltende Differenz<br />

recht gut so: illi (haeretici) fidem collocant in voluntate, cum fiducia esse definiunt – catholici fidem in intellectu<br />

sedem habere docent.<br />

533 πιστις (der Glaube) <strong>und</strong> πιστευω (ich glaube) von πειθεσθαι durch das vermittelnde Übergangswort πιστος, welches<br />

zunächst die Eigenschaft des Vertrauenhabens bezeichnet (Joh. 20,27), dann auch „treu“ <strong>und</strong> „zuverlässig“<br />

(Matth. 25,21.23; Luk. 12,42) bedeutet. Wie entscheidend diese Abstammung für πιστευειν, „glauben“, ist, bedarf<br />

keines Beweises. Dies Wort hat nun nicht bloß das Vertrauen als Hauptbegriff in sich, sondern drückt auch, eben als

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