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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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168 „Niedergefahren zur Höllen.“<br />

aber ergeht solche Predigt? Der Text nennt sie „Geister“ (πνεύματα), worunter man unmöglich lebende<br />

Menschen verstehen kann – solch ein Sprachgebrauch wäre ganz unerhört –, sondern nur 578<br />

Seelen Verstorbener. In diesem Sinne finden wir die Bezeichnung „Geist“ (πνεῦμα) Luk. 24,37.39;<br />

Hebr. 12,23; Offb. 22,6. Diese abgeschiedenen Seelen werden dann näher als solche bestimmt, welche<br />

einstmals, vor Zeiten (πότε) nicht glaubten. Zu dieser allgemeinen Bestimmung der Zeit tritt mit<br />

dem Wörtchen „als“ (ὅτε) eine nähere hinzu: „Als Gottes Langmut harrete zu den Zeiten Noä.“ Zu<br />

dieser Zeit also <strong>und</strong> trotzdem, daß die Zurüstung der Arche sie hätte zur <strong>Ein</strong>kehr <strong>und</strong> Buße leiten<br />

sollen – waren sie ungläubig. Jetzt befinden sie sich in einem wirklichen Gewahrsam, in einer Haft,<br />

in einem Gefängnis, also an einem Ort der Strafe <strong>und</strong> Unseligkeit. Zuletzt hebt unsere Stelle noch<br />

ganz ausdrücklich hervor, daß Christus, ebenfalls als Geist, in die Haft dieser unseligen Geister gegangen<br />

(πορευθείς) ist. Dadurch wird einerseits der Ortsbegriff stärker hervorgehoben, andrerseits<br />

noch bestimmter die wirkliche Anwesenheit des nach dem Geiste noch lebenden Christus an jenem<br />

Orte gelehrt.<br />

Nach dieser Auseinandersetzung lehrt Petrus hier Folgendes:<br />

a) Nachdem Christus seinem Körper nach gestorben war, also in den Tod <strong>und</strong> die Gruft erniedrigt,<br />

blieb er dennoch nach seinem geistigen Wesen lebendig <strong>und</strong> als Beweis <strong>und</strong> Folge dafür<br />

ist.<br />

b) seine Predigt an einem Orte der Unseligen zu betrachten.<br />

c) An diesen Ort, Haft genannt, ist er gegangen, hat er sich wirklich als Geist versetzt.<br />

d) Er erschien den unseligen Geistern nicht als Richter, sondern als Erlöser, nicht als Triumphator,<br />

denn er war ja noch von seinem Leibe getrennt, sondern als mitleidiger Heiland mit<br />

der frohen Botschaft der Gnade in ihm.<br />

e) Die Zeit dieses Vorganges ist die zwischen seinem Tode (θανατωθείς μεν σαρκὶ) <strong>und</strong> seiner<br />

Auferstehung liegende.<br />

Wie nun in diesen Sätzen Petri die lutherische <strong>Lehre</strong> von der Höllenfahrt Christi liegen könne,<br />

das wird wohl Niemand einsehen, als Herr Graul, der frischweg <strong>und</strong> hintereinander behauptet, die<br />

lutherische Höllenfahrt „liegt dem apostolischen Glaubensbekenntnis offenbar (!) zu <strong>Gr<strong>und</strong></strong>e“ <strong>und</strong><br />

die „natürliche Deutung der Stelle 1. Petr. 3“ gebe einfach die lutherische Vorstellung. Für das Erstere<br />

führt er auch nicht ein Wort des Beweises an, als verstünde sich das von selbst. Für das Zweite<br />

macht er die weitere Behauptung geltend, „dem Geiste nach“ bedeute „durch die Kraft der Gottheit“<br />

<strong>und</strong> darum wieder lebendig, leibhaftig gemacht! Welche Exegese! Geist soll nach Joh. 6,63; 1.<br />

Tim. 3,16; Röm. 1,3.4 Gottheit heißen <strong>und</strong> darum soll lebendig gemacht die erfolgte Auferstehung<br />

lehren, von der erst V. 21 die Rede ist! Solches Gerede <strong>und</strong> Behaupten ins Blaue hinein verdient<br />

keine Widerlegung! Dem Zusammenhange <strong>und</strong> dem einfachen Wortverstande nach ist der nach seinem<br />

Leibe tote <strong>und</strong> im Grabe liegende Christus derjenige, von welchem der Hingang in das Gefängnis<br />

der einst Ungläubigen ausgesagt wird <strong>und</strong> nun soll er doch der Auferstandene sein. Als Trostwort<br />

tritt die weitere Bestimmung „nach dem Geiste aber lebendig“ dem im Todeliegen gegenüber.<br />

Von Christo wird Beides, tot sein <strong>und</strong> lebendig sein, natürlich in verschiedener Beziehung ausgesagt;<br />

also leibliches Leben wird ihm abgesprochen <strong>und</strong> geistiges, heißt es, ist ihm geblieben. Nun<br />

soll er doch durch die letztere Bestimmung einen Leib bekommen haben. Zwei Eigenschaften, tot<br />

<strong>und</strong> lebendig, die demselben Subjekt zur selben Zeit zugesprochen werden, werden von Herrn<br />

Graul ganz willkürlich nach einander von Christo ausgesagt. Solche Erklärung ist nicht nur ohne al-<br />

578 Böse Engel oder Geister können sie schon wegen des Zusatzes, welche zu den Zeiten Noahs einstmals nicht glaubten<br />

– nicht sein.

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