Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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56 Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens.<br />
Feuer, dieweil es nicht die Eigenschaft des Feuers hat? Gleicherweise auch, wenn er zugibt, daß<br />
Christus einen wahren menschlichen Leib habe, mittlerweile aber verleugnet die Eigenschaften eines<br />
wahren menschlichen Leibes, als da sind: getastet, gegriffen <strong>und</strong> gesehen werden, an einem gewissen<br />
Ort sein, <strong>und</strong> dagegen verteidigt, daß der Leib gar andere widerwärtige Eigenschaften habe,<br />
nämlich der göttlichen Natur Eigenschaften, die ein Geist <strong>und</strong> nicht ein Leib ist, als da sind: unsichtbar<br />
sein, nicht können gefühlt oder gegriffen werden, an keinem Ort, im Himmel <strong>und</strong> auf Erden,<br />
können eingefaßt werden; sondern daß der Leib Christi Himmel <strong>und</strong> Erde erfülle unsichtbarer<br />
<strong>und</strong> unbegreiflicher Weise. Was ist das anders, wenn der Satan also einen unsichtbaren unbegreiflichen<br />
Leib, <strong>und</strong> der an keinem gewissen Ort sei, dem Herrn Christo anrichtet, denn daß er damit zu<br />
verstehen gibt, des Herrn Christi Leib sei kein wahrer menschlicher Leib, sondern ein Gespenst? 216<br />
Mit solcher Listigkeit widerficht der Satan die Naturen in Christo <strong>und</strong> wird sie widerfechten, bis<br />
daß Christus, wahrer Gott <strong>und</strong> Mensch, in den Wolken erscheinen wird, seine göttliche Majestät <strong>und</strong><br />
wahre Menschheit, das ist, sich selbst, in welchen der Satan <strong>und</strong> seine Werkzeuge gestochen haben,<br />
zu erzeigen, zu 217 ewiger Schmach des Satans <strong>und</strong> seines Anhangs. (Offb. 1,7)<br />
Erkläre mir mit etlichen Exempeln insonderheit, wie der Satan die eine oder andere Natur<br />
in Christo angreift, indem er ihre Eigenschaften leugnet, <strong>und</strong> wozu er’s tue, <strong>und</strong> was für Gefahr<br />
dabei sei?<br />
Es hat der Satan erweckt den Ketzer Arium, 218 durch welchen er sich den Weg bereitet hat zu der<br />
<strong>Lehre</strong>, die jetzt überhand genommen hat in der ganzen Türkei, daß sie nämlich in Christum den<br />
wahren Gott nicht glauben, <strong>und</strong> ist dasselbige ihr höchster Artikel. Also aber hat er sich den Weg<br />
zubereitet: Arius nahm an, er gestünde, daß Christus wahrer Gott wäre, <strong>und</strong> wenn er’s hätte wollen<br />
leugnen, wäre er damals nicht gehört worden, dieweil damals in allen den Landen der Glaube an<br />
Christum angenommen war; sondern sagte allein, daß der Sohn kleiner wäre, denn der Vater, das ist,<br />
nicht gleich ewig, nicht gleich allmächtig, nicht eines Wesens mit dem Vater. Diese Meinung ward<br />
von vielen leichtfertigen Köpfen begierig angenommen, die den <strong>Gr<strong>und</strong></strong> des B<strong>und</strong>es Gottes nicht erwogen<br />
<strong>und</strong> auch nicht bedachten, was für ein Fall auf die Verletzung des <strong>Gr<strong>und</strong></strong>es folgen würde.<br />
Was hatte der böse Feind damit im Sinn?<br />
Er wollte daraus schließen, daß Christus nicht wahrer, ewiger Gott wäre; welchen Beschluß der<br />
böse Feind danach unter den Türken eröffnet <strong>und</strong> erhalten hat.<br />
Wie sollte er das daraus schließen?<br />
Gott hat diese Eigenschaft, daß er ist die höchste Ursache aller Dinge, <strong>und</strong> hat eine unendliche<br />
Gewalt, ist ewig ohne Anfang etc. Der diese Eigenschaften in Gott verleugnet, der betet nicht Gott<br />
an, sondern er denkt sich selbst einen Abgott, der keine rechte göttliche Natur hat. Dieweil denn<br />
Arius nicht gestand, daß der Sohn dem Vater in allem göttlichen Wesen gleich wäre, so schrieb er<br />
216 Luk. 24,38<br />
217 Olevian: „mit.“<br />
218 Arius, ein junger, hochmütiger Geistlicher zu Alexandrien, stellte der kirchlichen <strong>Lehre</strong> von der göttlichen Natur<br />
Christi die Behauptung entgegen, „es sei einmal der Sohn nicht da gewesen.“ Dieser ungeschickte Satz sollte eigentlich<br />
die darin liegende Meinung annehmbar machen, daß der Sohn ein zeitliches Geschöpf sei. Wie sehr er<br />
auch bemüht ist, durch hohe Namen Christi seinen Widerspruch gegen die Kirchenlehre zu verdecken, so verbirgt<br />
er doch wieder nicht, daß ihm der Sohn als „unähnlich dem Vater“, „seinem Wesen nach Gott fremd“ <strong>und</strong> „völlig<br />
von Gott losgetrennt“ gelte. Die christliche Kirche trat diesem Abfall von der göttlichen Wahrheit durch die Beschlüsse<br />
der ersten Kirchenversammlung zu Nicäa 325 entgegen <strong>und</strong> hielt den christlichen Lehrsatz aufrecht: „der<br />
Sohn ist gleichen Wesens mit dem Vater.“ D. H.