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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 201<br />

durch das Gefühl des ewigen Todes dahingestreckt, uns absterben lernen. Paulus endlich, der das<br />

Wort Gottes mit dem großartigen Namen einer Kraft Gottes schmückt, verkündigt anderwärts, der<br />

Glaube komme aus dem Hören des göttlichen Wortes (Röm. 10,17; Gal. 3,2), <strong>und</strong> die von Anfang<br />

an <strong>zum</strong> Heil erwählten Gläubigen seien <strong>zum</strong> Glauben berufen durch die Verkündigung des Evangeliums<br />

(2. Thess. 2.13,14). – Wenn Man dies Alles ernstlich erwägt <strong>und</strong> außer anderen Stellen der<br />

heiligen Schrift jenes so herrliche Wort beherzigt, durch welches der Sohn Gottes selbst voraussagt<br />

(Joh, 17,20), die Gläubigen aller Zeiten der Kirche würden durch die Verkündigung der Apostel an<br />

ihn glauben – so muß offenbar anerkannt werden, das Wort Gottes sei jedenfalls für das eigentliche<br />

Mittel zu halten, wodurch in den Erwachsenen ordentlicher Weise die Bekehrung begründet, der<br />

Glaube entzündet <strong>und</strong> bewirkt wird. Daher lehren alle evangelische Theologen einstimmig, die Erwachsenen<br />

seien nicht zu taufen, bevor sie belehrt <strong>und</strong> durch die Verkündigung des Evangeliums<br />

mit aufrichtigem Glauben zu Christus geführt seien. 659 In Verteidigung dieser Wahrheit sind alle so<br />

eifrig, daß sie die Gegner hart mitnehmen, weil sie dem Sakramente eine magische Kraft erteilen,<br />

die mit allen Gesetzen göttlichen Wirkens <strong>und</strong> menschlicher Natur streite. Ich aber bin mit solchem<br />

Zugeständnis noch lange nicht zufrieden, sondern halte die Behauptung für begründet, nie werde,<br />

weder durch die Taufe noch durch das Abendmahl der Glaube bewirkt. Denn wo ist das Wort Gottes,<br />

was mit solchem Vorrechte die Sakramente schmücke? Nirgendwo wird man einen <strong>zum</strong> Erweis<br />

solcher <strong>Lehre</strong> geeigneten Ausspruch finden. Wenn freilich ein kürzlich gegen die Baptisten erschienenes<br />

Schriftchen 660 <strong>Recht</strong> hat, so ist die Taufe recht eigentlich dazu eingesetzt den Glauben zu wirken.<br />

Derselbe soll deswegen auch der Taufe nicht vorangehen, sondern folgen (S. 41 u. passim) <strong>und</strong><br />

zwar ganz allgemein. Das Missionsgeschäft an Erwachsenen kann hiernach ohne Weiteres mit der<br />

Taufe beginnen, welche an sich das hauptsächlichste <strong>und</strong> das universelle Mittel ist, selig zu machen<br />

(S. 29) <strong>und</strong> zu dessen Spendung der Herr seine Apostel vor Allem ausgesandt. Paulus hat freilich so<br />

nicht gedacht, sondern gerade umgekehrt, 1. Kor. 1,13-17. Doch lassen wir die Folgerungen sowohl,<br />

wie die Frage, wie sich diese <strong>Lehre</strong> einerseits zur römischen Praxis verhalte, nach welcher Bischof<br />

Pompallier in wenigen Tagen 150.000 <strong>Ein</strong>geborenen durch die Taufe bekehrte, andererseits zur ganzen<br />

evangelischen Kirche, welche nach ganz anderen <strong>Gr<strong>und</strong></strong>sätzen bei der Taufe Erwachsener verfährt.<br />

Wir wollen auch das nicht urgieren, daß Herr Feldner die römische Kirche fälschlich (S. 54)<br />

beschuldigt, sie lehre alle Getauften würden selig (vergl. S. 54). Nur den Schriftbeweis für den Satz,<br />

die heilige Taufe wirke den Glauben, wollen wir prüfen. Folgende Stellen werden vornehmlich als<br />

beweisend aufgeführt. Matth. 28,18-20 soll Jesus seine Apostel beauftragen, die Menschen dadurch<br />

zu seinen Jüngern zu machen, daß sie dieselben taufen <strong>und</strong> <strong>zum</strong> Gehorsam gegen seine Gebote anhalten<br />

sollten. „Daraus erhellt ganz klar, schließt nun Herr Pastor Feldner, daß die Taufe die Kraft<br />

habe, die Menschen umzuändern, neue Menschen aus ihnen zu machen,“ da Niemand des Herrn<br />

Gebot halten könne, der nicht wiedergeboren ist. Uns erhellt das Alles gar nicht, weder aus der vorhergegangenen<br />

Exegese noch aus dem gemachten Schluß. Lassen wir die beliebte Exegese des Wortes<br />

μαθεητεύειν = <strong>zum</strong> Jünger machen dahingestellt, so ist es sowohl für uns wie für die angeführten<br />

lutherischen Gewährsmänner falsch, das Taufen allein als Bewirkungsmittel der Jüngerschaft<br />

anzusehen, da es heißt: „taufend <strong>und</strong> lehrend (βαπτίζοντες, διδάσκοντες), mithin Beide gleichmäßig<br />

beim Jüngermachen konkurrieren müssen. Daraus, daß das Taufen zuerst genannt wird, folgt nicht,<br />

daß es Alles tue <strong>und</strong> sein Genosse nur die Folge des Jüngerseins sei. Dadurch würde für die Erwachsenen<br />

wenigstens eine Praxis eingeführt, zu der sich die altchristliche Kirche <strong>und</strong> die evangelische<br />

nie bekannt haben. Nur wer dem heiligen Sakramente eine magische oder theurgische Wirk-<br />

659 Vergl. unter Andern: Höfling, das Sakrament der heil. Taufe, I, S. 89-94.<br />

660 Die schriftgemäße <strong>Lehre</strong> von der Taufe, dargestellt von L. Feldner, Pastor der lutherischen Gemeinde zu Elberfeld.<br />

1852.

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