Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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„Niedergefahren zur Höllen.“ 167<br />
b) Der Paradeisos ist aber sicher keine Vorhölle der noch nicht zur Seligkeit gelangten Alttestamentlichen,<br />
denn Christi Wort an den Schächer ist ein Trostwort.<br />
c) Will man wirklich durch die Reihenfolge der Artikel im apostolischen Glaubensbekenntnis<br />
den Lehrgehalt der einzelnen Sätze desselben mitbestimmt sein lassen, so muß man in der<br />
auf das Begräbnis folgenden Höllenfahrt doch jedenfalls diesen Hingang Christi in den Paradeisos<br />
wiederfinden, also der reformierten Kirche folgen <strong>und</strong> die Höllenfahrt nicht etwa<br />
nach die Auferstehung verlegen, wozu kein einziger Bericht, keine einzige Andeutung der<br />
Schrift ein <strong>Recht</strong> oder eine Handhabe gibt.<br />
d) Es kann auch der Paradeisos nicht der Ort der Verdammten sein, wie von selbst klar ist.<br />
e) Dieser Hingang in den Paradeisos ist ein Erscheinen des seines Leibes beraubten Christus<br />
im Reiche nicht verdammter Toten <strong>und</strong> das einzige Ereignis, welches die Evangelien über<br />
Christi Leben nach seinem Kreuzestode erzählen.<br />
f) Daß er mit dem Schächer in den Paradeisos gegangen ist, sollte uns auch lehren, daß bei diesem<br />
Vorgange der Höllenfahrt nicht von einem Plane <strong>und</strong> Zwecke Jesu im gewöhnlichen<br />
Sinne des Wortes zu reden ist. Wir haben hier einen Akt seines zu unserer Erlösung gelebten<br />
Lebens zu erkennen <strong>und</strong> was er etwa in seinem jenseitigen Reiche (Luk. 23,42 βασιλεία) tut,<br />
das tut er als πνεῦμα, eben weil er als Erlöser anwesend ist. 574<br />
5) 1. Petr. 3,18-20. Tragt mit Sanftmütigkeit, was von Anfechtungen <strong>und</strong> Verfolgung über euch<br />
kommt, denn auch Christus usw. Das ist der Zusammenhang unserer Stelle mit dem Vorigen. Vers<br />
18 enthält folgende, von Güder sehr gut hervorgehobene Momente des Trostes für die schwer angefochtenen<br />
Leser des Petribriefes:<br />
a) Christus litt: habt ihr nun euer Leben an das seine geknüpft <strong>und</strong> kommen Leiden auch über<br />
euch, dann widerfährt euch nur, was ihm widerfahren ist.<br />
b) Er litt unschuldig, als Gerechter; seid ihr gleichfalls Unschuldige <strong>und</strong> brechen für euch dennoch<br />
die Tage der Leiden herein, so teilet ihr auch dann mit Christo das nämlich Los.<br />
c) Christus litt einmal: dem Leiden ist Ziel <strong>und</strong> Ende gesetzt, im Tode des Fleisches hat es seine<br />
Endschaft erreicht; auch eurem Leiden kommt nur endliche Dauer zu. Wie daher Christus<br />
einmal litt, so dürft ihr auch euer Leiden gewissermaßen als ein einmaliges betrachten, das,<br />
bestanden, nicht wiederkehrt.<br />
d) Christus, getötet dem Fleische nach, ward lebendig erhalten dem Geiste nach; er litt bis <strong>zum</strong><br />
Tod am Fleische bei lebendigem, im Tode des Fleisches erst recht befreiten Geiste. 575<br />
An diese Trostgründe schließt nun Petrus die Mitteilung über eine eigentümliche Tätigkeit an,<br />
welche Christus eben unmittelbar nach seinem Tode, als der nach dem Fleische Getötete, aber nach<br />
dem Geiste erst recht Lebendige, ausübte, <strong>und</strong> dazu wird dieselbe als der Beweis <strong>und</strong> die Folge 576<br />
der Lebendigerhaltung nach dem Geiste eingefühlt. Was er tat, drücken die Worte „er predigte den<br />
Geistern im Gefängnis“ (τοῖς ἐν φυλακῇ πνεύμασι πορευθεὶς ἐκήρυξεν) aus. Es war das eine Fortsetzung<br />
seines erlösenden Tuns auf Erden. Das Reich Gottes war der Inhalt dieser Predigt, die frohe<br />
Botschaft der Erlösung aus lauter Gnaden brachte er noch nach seinem Tode, wofür eben das mit<br />
Nachdruck gebrauchte Wort „verkündigte“ (ἐκήρυξεν) der eigentliche Kunstausdruck ist. 577 An wen<br />
574 Vergl. Güder l. c. p. 37.<br />
575 l. c. S. 39 u. 40.<br />
576 Das ist der Sinn von ἐν ᾧν, gerade wie 1,6; 2,2; 3,16; 4,4 unseres Briefes. Vergl. Winers Grammatik 5. Aufl. 1844.<br />
p. 463.<br />
577 Mark. 1,38; 3,14; 16,20; Luk. 4,44 usw.