Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Vom rechtfertigenden Glauben. 139<br />
eine untrügliche Erkenntnis der Seinigen. Doch gibt es für die Aufrichtigen eine Reihe von Kennzeichen,<br />
welche ihnen den Unterschied darzulegen vermögen. Wir werfen darauf einen kurzen<br />
Blick.<br />
a. Die Erkenntnis des Zeitgläubigen ist eine Erkenntnis des Buchstabens, des Inhalts <strong>und</strong> Umfangs<br />
der christlichen Wahrheiten <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Erleuchtung ist eine Klarheit im<br />
Kopfe. Die erleuchteten Augen des innern Verständnisses aus der Erfahrung des bekehrten Herzens<br />
heraus, die Belehrung durch den Sinn Christi <strong>und</strong> die Salbung des heiligen Geistes haben sie nicht.<br />
Eph. 1,8; 1. Kor. 2,16. Das sind Vorrechte des wahren Gläubigen.<br />
b. Die Zeitgläubigen, wie sehr sie auch rennen <strong>und</strong> laufen, wie sehr sie sich darstellen mögen mit<br />
dem Scheine der Gottseligkeit, so ist doch ihr Herz niemals in den Schmerzen der Wiedergeburt gewesen.<br />
Der alte Mensch herrscht allein <strong>und</strong> der steinigte <strong>Gr<strong>und</strong></strong> des natürlichen Sinnes ist der einzige<br />
Boden ihres Geisteslebens. Der Gläubige dagegen ist im tiefsten <strong>Gr<strong>und</strong></strong>e seines Wesens verändert,<br />
wiedergeboren, sein Herz ist erneuert durch Geist <strong>und</strong> Wort unseres Gottes. Jener hat nur auf<br />
der Oberfläche ein dem göttlichen nicht unähnliches Leben, auf dem <strong>Gr<strong>und</strong></strong> aber ist er tot. Dieser ist<br />
im <strong>Gr<strong>und</strong></strong>e lebendig <strong>und</strong> erscheint auf der Oberfläche manchmal <strong>und</strong> zu Zeiten ärmer <strong>und</strong> niedriger,<br />
aber sein Herz ist gereinigt durch den Gehorsam der Wahrheit, welche in ihm ein unverwelkliches<br />
Wachstum <strong>und</strong> unvergängliches Leben begründet. 1. Petr. 1,22; Apg. 15,9.<br />
c. Die Zeitgläubigen kennen Christi Leben, Ämter <strong>und</strong> Naturen. Sie halten auch an ihm, aber nur<br />
um die Beruhigung zu haben, daß sie selig werden. Gemeinschaft <strong>und</strong> Umgang ihres Herzens mit<br />
Christo selbst besteht nicht. Auf ihren eigenen geistigen Zustand der Verlorenheit haben sie Christi<br />
Leiden <strong>und</strong> Opfertod nie bezogen. Selbst sind sie in diese Leiden mit ihrem sündigen Wesen nicht<br />
eingegangen. Ihr Streit gegen die Sünde ist höchstens gegen die offenbaren Ausbrüche der Sündhaftigkeit,<br />
aber an die Wurzel der Sünde legt er die Axt nicht. Den himmlischen Arzt haben sie niemals<br />
mit den Arzneien seiner Gnaden für ihr Herz zur Hilfe gerufen, geschweige daß sie sich von ihm<br />
ihre Schäden bis in die Wurzel ganz hätten aufdecken oder ausschneiden lassen. Nur das allgemeine,<br />
selbst gemachte Vertrauen, sie seien in Christo <strong>und</strong> würden darum selig, erfüllt sie. Sie haben<br />
Lampen, aber es ist kein Öl darin.<br />
Der Gläubige gibt sich, durch den heiligen Geist in göttliche Traurigkeit über den eigenen verzweifelten<br />
Geisteszustand versetzt, ganz <strong>und</strong> gar an Christus selbst hin. Wie jene Blinden <strong>und</strong> Aussätzigen<br />
in der evangelischen Geschichte, so sind sie von sehnsüchtigem Verlangen erfüllt, <strong>zum</strong><br />
Helfer zu kommen, nachdem sie von seiner Macht <strong>und</strong> Nähe vernommen haben. Hat er sie aufgenommen,<br />
so ist diese Tatsache ihre Freude. Auf seine Person setzen sie all ihr Vertrauen. Zu ihm<br />
steht ihre Seele um Reinigung ihres Herzens. Mit ihm verkehrt sie in verborgener Gemeinschaft <strong>und</strong><br />
stiller <strong>Ein</strong>kehr in den Herzensgr<strong>und</strong>. Vor ihm lebt sie alle Tage in geistlicher Wachsamkeit. In seinen<br />
heiligen Augen spiegelt sie sich. Seinen Kreuzesweg der Selbstverleugnung <strong>und</strong> Nachfolge wandelt<br />
sie.<br />
d. Die Freudigkeit der Zeitgläubigen hat keine Wurzel. Luk. 8,13. Sie beschauen die Schätze<br />
Christi, finden sie köstlich. Der Gläubigen Freude aber ist eine Freude im Herrn <strong>und</strong> wurzelt in einem<br />
tiefen, durch göttliche Traurigkeit umgepflügten Herzensgr<strong>und</strong>e.<br />
e. Die Früchte des Zeitglaubens sind Scheinfrüchte des alten Menschen. Die Gläubigen bringen<br />
Früchte des Glaubens. Matth. 13,23.<br />
3. Der rechtfertigende Glaube ist wohl zu unterscheiden von dem w<strong>und</strong>erwirkenden, denn man<br />
kann mit diesem verloren gehen, mit jenem aber nicht. Vergl, Matth. 22,20; 1. Kor. 13,2; Apg.<br />
14,9.10. Diese Art des Glaubens ist ein Werkzeug der göttlichen Allmacht. Gewöhnlich wird von