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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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Die <strong>Lehre</strong> vom heiligen Abendmahls nach dem Heidelberger Katechismus. 251<br />

dem Geist Christi identifiziert. Kein W<strong>und</strong>er, wenn sich da Calvins <strong>Lehre</strong> recht ungereimt ausnimmt.<br />

Aber die Ungereimtheit besteht nur in der Auffassung des Herrn Kahnis, <strong>und</strong> jedem Unbefangenen<br />

genügen schon die oben angeführten Stellen der Institutio vollkommen, um einzusehen,<br />

daß Dr. Julius Müller 796 einer solchen Verdrehung gegenüber behaupten kann: „Calvin lehrt nirgendwo<br />

die Substanz des Leibes Christi sei der Geist Christi.“ Der Geist, welcher uns die Kräfte<br />

vom verklärten Leibe Christi mitteilt, ist unserem Calvin der heilige Geist, die dritte Person in dem<br />

einen göttlichen Wesen, an den uns, als den Heilsvermittler, das ganze Wort Gottes weiset. Dieser<br />

heilige Geist ist nicht die Kraft vom verklärten Leibe selbst, sondern, wie Calvin ausdrücklich sagt,<br />

nur ihr Kanal. Und obgleich es wahr ist, daß Christi Geist auch in uns wohnet, so wird doch dadurch<br />

die Speisung von dem verklärten Leibe nicht beeinträchtigt oder absorbiert, sondern der heilige<br />

Geist ist nur der Mittler dieser himmlischen Speise zur Auferstehung. So versteht Calvin die<br />

Wirksamkeit des heiligen Geistes <strong>und</strong> stellt sie auch so dar, wie wir das oben belegt haben, Herr<br />

Kahnis aber muß <strong>Recht</strong> behalten, denn in der Institutio steht zu lesen: Dicimus, Christum tam externo<br />

symbolo quam spiritu suo ad nos descendere ut vere substantia carnis suae et sanguinis sui animas<br />

nostras vivificet. Und in der Gallikana (art. XXXVI, 338 Niem): Credimus eum arcana et incomprehensibili<br />

spiritus sui virtute per fidem apprehensa nos nutrire et vivificare corporis et sanguinis<br />

subsantia. Das soll also der Beweis 797 für das „Nebelgebilde“ <strong>und</strong> die „abenteuerliche Erfindung“<br />

sein! Weil Christus durch den Geist zu uns niedersteigt, damit er unsere Seele wahrhaftig<br />

durch die Kraft, Substanz seines verklärten Fleisches belebe, so folgt: der Geist, welcher die Substanz<br />

bringt, ist die Substanz selbst. Ich bin fest überzeugt, jeder unbefangene Leser wird diese stattliche<br />

Folgerung Herrn Kahnis sehr gern als ein weiteres, auch ziemlich abenteuerliches Nebelgebilde<br />

allein überlassen. Eben so herrlich ist der aus der Gallikana zu seinen Gunsten gezogene Syllogismus.<br />

Weil wir wollen, daß Christus durch die geheimnisvolle Kraft seines Geistes (der ja der heilige<br />

Geist ist) uns durch die wesentliche Kraft seines Leibes <strong>und</strong> Blutes nähre, so folgt daraus, daß<br />

wir diese Nahrung vom Leibe Christi, welche der heilige Geist uns vermittelt mit dem heiligen Geiste<br />

selbst identifizieren. Über solche Logik verliere ich kein Wort. Jeder Leser möge indes an diesem<br />

Beispiel abnehmen, was man von den zuversichtlichen Behauptungen, welche von gewisser<br />

Seite über die reformierte <strong>Lehre</strong> aufgestellt werden, zu halten hat. 798<br />

l) „Wie wir nicht zweifeln, daß der Leib Christi seine umschriebene Größe <strong>und</strong> Maß habe nach<br />

Art <strong>und</strong> Eigenschaft eines menschlichen Leibes, <strong>und</strong> im Himmel, dahin er einmal aufgenommen ist,<br />

bleibe, bis er <strong>zum</strong> jüngsten Gericht wiederkommt: also halten wir’s für ungöttlich <strong>und</strong> verkehrt, ihn<br />

wiederum herabzuziehen unter diese irdischen, vergänglichen Elemente, oder ihn allenthalben gegenwärtig<br />

zu träumen.“ 799 Die <strong>Lehre</strong> von der Ubiquität ist Calvin ein gnostischer Irrtum. 800<br />

m) Darum scheidet Calvin sehr scharf zwischen Christi Gegenwart im heiligen Abendmahle <strong>und</strong><br />

zwischen der Gegenwart des Leibes Christi in dem Brote. 801<br />

796 l. c. pag. 11.<br />

797 „Diese Stellen belegen, was mein Satz sagt,“ behauptet Herr Kahnis sehr zuversichtlich in seinem Vortrag über die<br />

Unionsdoctrin. S. Leipz. Conf. S. 33.<br />

798 Es ist wirklich auffallend, daß Herr Dr. Kahnis sich in der calvinischen Abendmahlstheorie so gar nicht zurechtfindet,<br />

da er doch selbst, um nur die lutherische <strong>Lehre</strong> von der Gegenwart des Leibes Christi im Abendmahlsbrote<br />

vorstellig zu machen, zu dem Expediens seine Zuflucht nimmt, es gehe vom Leibe Christi eine verklärte Substanz<br />

aus <strong>und</strong> senke sich ins Brot. Daß dies Auskunftmittel nicht lutherisch ist, sondern sehr an die <strong>Lehre</strong> Calvins erin -<br />

nert, weiß jeder Sachverständige. So kommen auch die „Nebelgelilde“ <strong>und</strong> die „abenteuerlichen Erfindungen“ zuletzt<br />

wieder zu Ehren! Vgl. Kahnis, die <strong>Lehre</strong> vom Abendmahle. Leipz. 1851. S. 453.<br />

799 Instit. rel. chr. lib. IV. 17. 12. pag. 408.<br />

800 Instit. IV. 17. 26 sq.; expos. p. 763; sec<strong>und</strong>a defensio p. 775; ultima admonitio p. 811. 826 sq. etc. etc.<br />

801 Inst. 1. c. 6. sect. 12.

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