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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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„Niedergefahren zur Höllen.“ 169<br />

len <strong>Gr<strong>und</strong></strong> im Texte, sie hebt auch die Veranlassung auf, welche den Apostel zu der ganzen Äußerung<br />

über den Hingang in das Totenreich führte. Gerade um das Lebendiggebliebensein Christi dem<br />

Geiste nach <strong>und</strong> seine Tätigkeit als nun erst recht lebendiger Geist zu erweisen, obgleich sein Körper<br />

tot im Grabe lag, führt er seine Predigt für die Geister im Gefängnis an. Wie „sicher“ also die<br />

leibliche Höllenfahrt nach der beliebten Auffassung des Herrn Graul stehe, ist nun, was das Subjekt<br />

derselben angeht, ziemlich klar. Für die übrigen Punkte seiner Theorie hat er selbst nicht einmal<br />

eine <strong>Recht</strong>fertigung versucht.<br />

6) Bei der eben erörterten Stelle bleibt es immerhin noch unbestimmt, ob die Predigt im Hades<br />

nur an jene Ungläubigen aus Noahs Zeiten ergangen sei oder noch an Andere. Diese Unklarheit<br />

wird durch 1. Petr. 4,6 gehoben. Denn wie schwierig auch in anderer Beziehung die Feststellung des<br />

richtigen Sinnes ist, welcher in diesem Verse liegt, so ist doch das, worauf wir ihn ansehen, bald<br />

<strong>und</strong> unwidersprechlich klar. Denn daß die Toten, von denen hier die Rede ist, dieselben sind, wie die<br />

in Vers 5, leuchtet ein. Wir haben also hier an wirklich Tote, zur Zeit des Redenden wirklich Gestorbene<br />

zu denken. Ihnen nun, berichtet der Apostel, also der Gesamtheit der Gestorbenen, sei das<br />

Evangelium verkündigt worden. Wir haben also keinen <strong>Gr<strong>und</strong></strong> mehr, die Allgemeinheit der Verkündigung<br />

Christi, welche bei seinem Hingange in den Hades Statt fand, zu bezweifeln.<br />

<strong>Ein</strong>e andere wichtige Bereicherung erhält die biblische <strong>Lehre</strong> von der Höllenfahrt in unserer<br />

Stelle durch die schwierigeren Worte, welche auf den Satz „dazu ist auch den Toten das Evangelium<br />

verkündiget“ folgen. Sie lauten in erklärender Übersetzung: auf daß sie gerichtet werden nach dem<br />

Menschen am Fleisch (d. h. nach dem Menschen, welcher in den Banden der Sünde liegt), aber im<br />

Geiste (d. h. dem Geiste nach, welcher nun vom heiligen Geiste Gottes regiert wird), Gott leben<br />

(d. h. nach Gottes Wohlgefallen ein seliges Leben führen). Hiemit wird der Zweck der Predigt im<br />

Reiche der Toten angegeben. Das gerechte, Gericht über Lebende <strong>und</strong> Tote, die Aufhebung des<br />

fleischlichen gottwidrigen Sündenlebens in den abgeschiedenen Seelen, das gottgefällige Leben im<br />

Geiste – dies Dreifache soll durch jene Verkündigung ermöglicht werden..<br />

Außer den nun besprochenen sechs Stellen des neuen Testamentes gibt es keine einzige, 579 welche<br />

mit Sicherheit für unser Lehrstück könnte verwandt werden. Wir haben darum an ihnen den sichern<br />

Maßstab in Händen, um die <strong>Lehre</strong> der beiden Schwesterkirchen nach ihrer Haltbarkeit oder<br />

Unhaltbarkeit zu messen. Da wir uns jedoch über das lutherische Dogma im Laufe der Untersuchung<br />

wiederholt ausgesprochen haben, so bleibt uns nur noch ein Endurteil über die <strong>Lehre</strong> der reformierten<br />

Kirche von der Höllenfahrt Christi zu fällen übrig. Stellen wir zusammen, was wir durch<br />

unsere Schriftforschung gewonnen haben <strong>und</strong> vergleichen wir diese Resultate Punkt für Punkt mit<br />

der oben unter I. aufgestellten Kirchenlehre, so muß zugestanden werden, daß sie in allen Punkten<br />

wahr <strong>und</strong> biblisch ist. Dennoch leidet sie an einem nicht unerheblichen Mangel. Der Hingang Christi<br />

in den Paradeisos nach seinem Geiste ist einfach <strong>und</strong> richtig behauptet, aber was dieser Paradeisos<br />

sei <strong>und</strong> was in Folge des Hinganges in denselben von Seiten des Erlösers erfolgte, darüber ist<br />

entweder gar keine oder eine unrichtige Entwickelung gegeben.<br />

Ebenso ist wohl ganz richtig im Gegensatz zur lutherischen <strong>Lehre</strong> die erlösende Bedeutung der<br />

Höllenfahrt hervorgehoben, aber dieselbe ist nicht vollständig durchgeführt. <strong>Ein</strong>e richtige Bestimmung<br />

des Begriffes Paradeisos <strong>und</strong> seines Verhältnisses zur Gehenna würde allerdings dem Allem<br />

abgeholfen haben. Aber war dieselbe auch nur zu erwarten? Hat irgend <strong>Ein</strong>e der Konfessionen diesem<br />

Mangel abgeholfen? Sie dachten nicht einmal daran. Alle Kirchen des sechzehnten Jahrhun-<br />

579 Stellen wie Kol. 2,15; Phil. 2,10.11; Offb. 5,13; Eph. 4,8-10 <strong>und</strong> andere sind häufig, aber mit Unrecht <strong>und</strong> nicht<br />

ohne Übertreibungen <strong>und</strong> Zwang gebraucht worden. Über die Verwendung der Letztern sagt Beza: Qui ad limbum<br />

vel ad inferos detorquent

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