27.04.2014 Aufrufe

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

236 Die <strong>Lehre</strong> vom heiligen Abendmahls nach dem Heidelberger Katechismus.<br />

stel 1. Kor. 11,26 will, eine Verkündigung des Todes unseres Herrn, bis er einst leiblich wieder auf<br />

Erden erscheinen wird – aber die Gemeinschaft mit der Person kann nicht mehr die mit dem bloß<br />

Gekreuzigten, sondern muß auch die mit dem Verklärten sein. Bei alle dem wird aber auf das Entschiedenste<br />

hervorgehoben, daß der Christus, mit dem diese innigste Gemeinschaft von Seiten des<br />

gläubigen Abendmahlsgenossen eingegangen wird, nach seiner menschlichen Natur nicht auf Erden,<br />

sondern im Himmel ist. So weit der jetzige Aufenthaltsort des verklärten Christus von der Erde<br />

ist, so weit ist auch der Leib dieses Erhöhten von dem Abenbmahle. Wer die Worte „mit seinem gebenedeiten<br />

Leibe vereinigt werden“ so verstehen wollte, als werde ein wirklicher Leib, wirkliches<br />

Blut jedem einzelnen Abendmahlsgenossen mit dem Brot <strong>und</strong> Wein ausgeteilt, der würde sich einer<br />

ganz unverantwortlichen Verdrehung des Heidelberger schuldig machen. Der Katechismus weiß nur<br />

von einem einzigen Leibe Christi, mit welchem „als mit ihrem Lebenszentrum“ Alle Gläubigen Gemeinschaft<br />

haben <strong>und</strong> der im Himmel <strong>und</strong> nicht auf Erden ist, wie das mit ausdrücklichen Worten<br />

hervorgehoben wird. Gleichwohl haben wir im heiligen Abendmahle wie mit der ganzen Person<br />

Christi, so auch mit der menschlichen Natur derselben die innigste Gemeinschaft. Und weil die<br />

Ortsverschiedenheit, die Entfernung des Leibes im Himmel von uns auf Erden dieser <strong>Ein</strong>leibung<br />

entgegenzustehen scheint, so wird auf den allgemeinen <strong>Ein</strong>iger <strong>und</strong> Vermittler hingewiesen, der die<br />

räumlich Getrennten auf w<strong>und</strong>erbare Weise verbindet <strong>und</strong> den auf Erden Wallenden zur Nahrung,<br />

nicht den oder einen ganzen Leib Christi mit dem Brote austeilt, sondern in den einen verklärten<br />

Leib im Himmel einpflanzt <strong>und</strong> von dem einen verklärten Leibe Christi Kraft mitteilt, wodurch wir<br />

Fleisch von Christi Fleisch, Bein von seinem Bein sind <strong>und</strong> immer mehr werden. So wird denn auch<br />

durch das heilige Abendmahl die mystische Vereinigung mit Christo vertieft, genährt <strong>und</strong> dadurch<br />

eine Verbindung der Glieder mit dem Haupte der Kirche bewirkt, welche ganz anders innig ist, als<br />

wenn ein Leib Christi durch unsern M<strong>und</strong> in uns einginge. Christus ist nämlich unser geistleibliches<br />

Lebenszentrum, <strong>und</strong> wie uns überhaupt schon die Dinge dieser Zeit nur durch ihre Kraft, ihre Substanz<br />

nähren, so kann aus noch viel zwingenderen Gründen nur die Kraft der verklärten Menschennatur<br />

durch Vermittelung des heiligen Geistes zu uns Herabkommen. Daß der heilige Geist nicht<br />

selbst die Nahrung, sondern der Vermitteler der vom Haupte zu den Gliedern niedersteigenden<br />

geistleiblichen Speise ist, lehrt der Katechismus so klar, daß ein Mißverständnis unbegreiflich ist.<br />

Kein Unbefangener kann leugnen, daß der Wortsinn der Antwort auf Frage 76 keine andere Deutung,<br />

als die gegebene, zuläßt. Da indessen in letzter Zeit unserem reformierten Heidelberger eine<br />

<strong>Lehre</strong> zuerkannt worden ist, welche wohl nicht gerade lutherisch, aber auch gewiß nicht reformiert<br />

ist, so halte ich es für angemessen, auch die älteren Erklärer dieser Frage aufzuführen. Olevianus<br />

hat von S. 119 bis 130 ausführlich genug über unsere Streitfrage gehandelt, <strong>und</strong> da er ganz mit der<br />

von mir dargelegten Auslegung übereinstimmt, so verweise ich hier einfach auf ihn <strong>und</strong> halte bei<br />

anderen namhaften Interpreten unseres deutschreformirten Bekenntnisbuches Umfrage. An erster<br />

Stelle verdient natürlich Ursinus gehört zu werden. Er bestätigt unsere Interpretation durchaus.<br />

Ohne alle Nebelei erklärt er sich über unsere Frage also: „Coena Domini est distributio et sumptio<br />

panis vinique mandata a Christi fidelibus, ut his symbolis testetur se pro ipsis corpus suum morti<br />

tradidisse et sanguinem effudisse: et dare ipsis ea edenda et bibenda ut sint ipsis cibus et potus vitae<br />

aeternae, atque ut eo etiam testaretur se velle in ipsis habitare in aeternum. Deinde ut vice versa iisdem<br />

symbolis ipsos obligaret ad mutuam dilectionem.“ Deutlicher kann er wohl nicht sagen, daß<br />

die Ausdrücke „eingeleibt werden“, „mit seinem gebenedeiten Leibe vereinigt werden“, „des wahren<br />

754 Leibes durch den Heiligen Geist teilhaftig werden“ eben Bezeichnungsweisen der mystischen,<br />

754 Der wahre Leib, das ist eben der verklärte im Himmel, <strong>und</strong> ist in der pfälzischen Theologie dem eingebildeten Leib<br />

im Brote entgegensetzt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!