27.04.2014 Aufrufe

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

152 Über die Person Jesu Christi nach Joh. 10,30.<br />

Denn bejahend <strong>und</strong> verneinend zugleich drückt er die erhabene Verheißung aus: „Ich gebe ihnen das<br />

ewige Leben; <strong>und</strong> sie werden nimmermehr umkommen.“ Das ist auch an andern Stellen der Fall, 546<br />

namentlich an jener wichtigen des Prologs, wo der Sohn Gottes als der Schöpfer der Welt dargestellt<br />

wird. Alle Dinge, heißt es dort, sind durch dasselbige (das Wort, den Logos, den Sohn Gottes) geworden<br />

<strong>und</strong> ohne dasselbige ward nichts, was geworden ist.“ Gerade aber, weil Christus durch diese<br />

nachdrücklichen Worte die ganze Fülle seiner göttlichen Macht <strong>und</strong> Natur behauptet hatte, war es<br />

nicht zu erwarten, daß die Juden das gelten lassen würden. Der Herr läßt sich darum, noch voll<br />

Langmut auch seinen erbittersten Feinden gegenüber, zu einer Art Beweisführung herab <strong>und</strong> setzt<br />

hinzu:<br />

29. „Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer denn Alles <strong>und</strong> Niemand kann sie aus meines<br />

Vaters Hand reißen.“ 30. „Ich <strong>und</strong> der Vater sind <strong>Ein</strong>s.“<br />

Wir brauchen keinen Schritt weiter zu gehen, um nicht nur die Unwissenschaftlichkeit, sondern<br />

auch die Willkür der gegnerischen Schriftauslegung zu erkennen. Der ganze Haufe der Arianer, Socinianer<br />

<strong>und</strong> sonstigen Leugner der Dreieinigkeit Gottes <strong>und</strong> der göttlichen Natur Jesu Christi erklären<br />

in den Vers 30 ihre beliebte Übereinstimmung des Willens hinein. Denn wo ist in diesem Zusammenhang<br />

vom Wollen die Rede. Nur um das Können, um die Macht, den Schafen das Leben zu geben<br />

<strong>und</strong> zu erhalten, handelt es sich <strong>und</strong> diese göttliche Macht schreibt er sich nicht minder zu, als<br />

dem Vater. Nur der Hochmut <strong>und</strong> die Plattheit dieser ganzen ungläubigen Schriftverwässerung kann<br />

sich zu der Behauptung eines Dr. Paulus verstehen, Vers 30 bedeute: „zu einer Partei vereint gegen<br />

die Gegenpartei aller Bösen.“ 547 Nicht besser ist, was Chr. Fried. Fritzsche 548 mit mehr Worten um<br />

unsere Stelle herumredet. Durch bloße Willensübereiustimmung hätte Christus nicht sein Wort lösen<br />

können: „Ich gebe ihnen das ewige Leben, Niemand kann sie aus meiner Hand reißen.“ Hier<br />

kann auch der armselige Begriff des Gottesgesandten, eines Attaché des himmlischen Reiches, nicht<br />

eingeführt werden. Christus gibt sich hier nicht als Instrument des Vaters, sondern als der ewige<br />

Sohn. Er ist im Vater <strong>und</strong> der Vater in Ihm. Er selbst gibt den Schafen, die er ebenso sehr seine als<br />

des Vaters Schafe nennt, das ewige Leben. Er selbst führt sie, er bewahrt sie <strong>und</strong> durch seine Macht<br />

erben sie, als Gläubige, das ewige Leben. So spricht Christus hier, so an andern Stellen. Vgl. Joh.<br />

17,12.<br />

Die Berufung auf Joh.17,22 hilft dem neuen <strong>und</strong> alten Arianism ebensowenig, 549 denn wäre dort<br />

auch nur von einer moralischen <strong>Ein</strong>heit die Rede, so würde daraus für unsere Stelle noch nichts gefolgert<br />

werden können, da diejenigen, welche wesentlich <strong>Ein</strong>s sind, auch im Willen übereinstimmen.<br />

Doch wir haben ja oben gesehen, wie wenig die rationalistischen Exegeten sich auf diesen<br />

ganzen Passus stützen können. Wenn sie aber gar behaupten, Joh. 17 werde die ἑνωσις der Gläubigen<br />

jener des Sohnes mit dem Vater gleichgestellt, so sehen wir uns auf das Gebiet dreister <strong>und</strong> leerer<br />

Behauptungen versetzt. Seit wann muß denn das Wort καθως (ὡς, ὡσπερ, gleichwie) die Gleichheit<br />

bedeuten? Gibt es nicht eine ganze Reihe von Schriftstellen, in welchen dies Wort eben nur zur<br />

Vergleichung, zur Hervorhebung einer Ähnlichkeit gebraucht wird? 1. Joh. 3,3 lesen wir: Und ein<br />

Jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist. Wer möchte<br />

546 Vergl. 1,48; 3,15.17; 5,19.24; 15,5.6.7<br />

547 Komment. z. Joh. pag. 529.<br />

548 „Quae (sc. verba vers. 30) eo consilio, inquit, adjecit Christus ut locutiones oves meae potestati eripere v. 28 et<br />

oves patris potestati eripere v. 29 idem valere ostenderet. Hujus rei ratio haec est se et patrem pro uno esse<br />

habendos (ἐγο καὶ ὁ πατήρ ἑν ἐσμεν) quatenus, cum legato ejus causa, qui eum legaverat, administranda sit et sua<br />

causa Dei causa sit et sui alumni Dei alumni sint, ut qui Christi discipulos ad aliam disciplinam traducere voluerit<br />

et Christi et ipsi Deo alurrmos eripere velle dicatur. (Fritzchiorum opuscc. acad. pag. 100-101.)<br />

549 Auch Münscher meint, darum sei Joh. 10,30 für den Beweis der Omousie des Vaters <strong>und</strong> Sohnes nicht zu brauchen.<br />

Dogmengesch. Bd. III. p. 415. edit. II. Ähnliches lesen wir in Schumanns Christus.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!