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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 197<br />

die Christen durch das Sakrament des Leibes <strong>und</strong> Blutes Christi sich versichern lassen, daß sie die<br />

Vergebung der Sünden haben, daß sie teilhaftig sind des gekreuzigten Christus.<br />

Und durch dies Gnaden-Geschenk des ewigen Lebens werden wir mit Christo verb<strong>und</strong>en, welcher<br />

nicht nur gestorben ist für uns sondern auch auferstanden <strong>und</strong> zur <strong>Recht</strong>en des Vaters sitzet mit<br />

aller Herrlichkeit angetan. Durch eine solche Verbindung also wird Christus selbst, im Besitz eines<br />

durch keinen Raum beschränkten Reiches, eine Nahrung der Seelen zu neuem Leben <strong>und</strong> zur Auferweckung<br />

eines verherrlichten Körpers in derselben geistlichen Weise, in welcher der irdische Leib<br />

mit äußerlichem Brote <strong>und</strong> Wein gespeist <strong>und</strong> erquickt wird. <strong>Ein</strong> großes Geheimnis ist das freilich<br />

<strong>und</strong> ein unbegreifliches, aber zugleich ein überaus seliges <strong>und</strong> reales. Fragt jemand, wie es denn geschehen<br />

könne, daß im heiligen Mahl das geistliche Leben, das uns geschenkt wird, nicht nur darin<br />

bestehe, daß wir nur durch den Geist Christi lebendig gemacht werden, sondern mit dem ganzen lebendigen<br />

Christus, dem Verherrlichten so gespeist werden, daß wir seiner menschlichen Natur teilhaftig<br />

werden – so antworte ich mit dem großen <strong>Lehre</strong>r Calvin, daß ich das große Mysterium nicht<br />

mit dem Geist erfasse, <strong>und</strong> gestehe das deshalb freimütig, damit nicht jemand die Erhabenheit desselben<br />

nach dem kleinen Maße meines Unvermögens der Darstellung messe. Jedoch obgleich durch<br />

die Größe des Gegenstandes Geist <strong>und</strong> Zunge gefesselt <strong>und</strong> überwältigt werden, so ist uns dennoch<br />

ein gewisser Teil der Wahrheit bekannt, woraus wir wissen, daß wir in der Wahrheit stehen. Wir verwerfen<br />

deshalb die Verirrung der Transsubstantiation, der Ubiquität <strong>und</strong> der örtlichen Gegenwart,<br />

zwar nicht etwa weil sie unbegreiflich <strong>und</strong> geheimnisvoll, sondern weil sie widersinnig sind, einer<br />

geistlichen Auffassung der christlichen Religion, der heiligen Schrift <strong>und</strong> der wahren menschlichen<br />

Natur Christi widersprechen. Der Leib des Herrn obwohl verherrlicht <strong>und</strong> mit der Person des göttlichen<br />

Wortes aufs engste geeinigt ist dennoch ein wirklicher Leib <strong>und</strong> mit allen wesentlichen Eigenschaften<br />

eines wirklichen menschlichen Leibes versehen. Daher können wir der Concordien-Formel<br />

keineswegs zugestehen, „daß Christus mit seinem Leib gegenwärtig sein könne, wo er wolle, weil<br />

er nun nachdem er in den Himmel aufgefahren, Alles wirklich erfülle <strong>und</strong> überall, nicht nur nach<br />

seiner Gottheit, sondern auch nach seiner Menschheit gegenwärtig herrsche“ 652<br />

Gleichwohl ist Christus nicht nur mit dem Geiste anwesend im Abendmahle, sondern nach seiner<br />

Ganzheit, woher es denn kommt, daß wir auch mit seinem verklärten Leibe genährt werden. Mit allem<br />

<strong>Recht</strong> ermahnt darum Zanchius 653 die Lutheraner: etwas Anderes ist es zu sagen, der ganze<br />

Christus sei überall, sowohl im Himmel als zugleich auf der Erde, etwas Anderes, daß er als Ganzes,<br />

nämlich nach beiden Naturen, im Himmel so gut wie zugleich auf der Erde sei. Das Erstere ist<br />

wahr, das Andere ist falsch. Da ja Christus alle Gewalt hat im Himmel <strong>und</strong> auf Erden (Matth.<br />

28,18), so sehe ich nicht, was hindern könnte, daß unser Heiland seine Kraft, wie es ihm gefallen<br />

mag, im Himmel <strong>und</strong> auf Erden wirksam mache, daß er sich als gegenwärtig durch Macht <strong>und</strong><br />

Kraft erweise, daß er als Ganzer gottmenschlich immerdar bei den Seinen sei <strong>und</strong> in ihnen lebe.<br />

Auch hindert nicht der Raum, daß bis zu uns die Kraft <strong>und</strong> Wesenheit des Fleisches Christi gelange.<br />

Denn wenn wir auch, so lange wir in der Sterblichkeit wandeln, im selben Ort mit ihm nicht eingeschlossen<br />

oder befaßt werden, so ist doch die Wirksamkeit seines Geistes durch keine Grenzen beschränkt,<br />

er kann wirklich verbinden <strong>und</strong> zusammen bringen, was durch räumliche Entfernung auseinander<br />

liegt. 654 Christus, ohne seinen Ort zu ändern, steigt mit seiner Kraft herab zu uns, um uns<br />

wesentlich mit der Kraft seines verklärten Leibes lebendig zu machen. Gerade so, wie wir durch die<br />

652 p. 787 et 768 ad. Rech. Auch die Concordienformel lehrt die Ubiquität, wenn sie auch zwischen der Fassung des<br />

Chemnitz <strong>und</strong> der von Olevian <strong>und</strong> Ursinus zu Maulbronn besiegten Württemberger hin- <strong>und</strong> herschwankt.<br />

653 Zanchii Opp. VIII. pag. 585. Vgl. Damasc. lib. III. cap. 7.<br />

654 Calvini Confessio fidei de Euch. bei Henry Leb. Calv. I. Beil. 5.

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