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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 221<br />

Wie die Verderbnis der Sünde aus der Seele in den Leib gedrungen ist, so kommt auch für den<br />

Leib das Heil wieder dergestalt aus der Seele, wie es der berühmte Oettinger in seinem biblischen<br />

Wörterbuch andeutet: „Leiblichkeit ist das Ende der Werke Gottes, wie aus der Stadt Gottes, Offb.<br />

20, klar erhellet.“ 720 Deswegen ist das Sakrament an erster Stelle eine Speise für den geistlichen, inwendigen<br />

Menschen, nicht für den Bauch, <strong>und</strong> werden die hartnäckigen Gottlosen nicht zur glorreichen<br />

Auferstehung genährt, weder durch Vermittlung des Wortes noch des Sakramentes. 721<br />

Noch wird die Ansehnlichkeit <strong>und</strong> Kraft dieser Beweise gemehrt durch die Erklärungen, welche<br />

Ursinus zur Sicherung derselben Wahrheit folgendermaßen darlegt. Er sagt: „Wem nichts verheißen<br />

wird im Wort, dem versiegeln die Sakramente nichts. Den Gottlosen wird nichts verheißen im Wort,<br />

denn alle Verheißungen haben die beigefügte Bedingung des Glaubens <strong>und</strong> der Buße, <strong>und</strong> keine<br />

Verheißung wird dargeboten <strong>und</strong> empfangen ohne durch das den Zeichen beigefügte Wort, welches<br />

die Gottlosen ungläubig verwerfen. Also versiegeln die Sakramente den Gottlosen nichts, teilen ihnen<br />

auch nichts mit. Das der Urk<strong>und</strong>e angehängte Siegel versiegelt nur denen etwas, welchen die<br />

Urk<strong>und</strong>e eine Verheißung macht. So versiegelt Gott seine Wohltaten nur denjenigen durch die Zeichen,<br />

welchen er sie auch verheißt durch das Wort: „den Gottlosen aber verheißt Gott Nichts, so<br />

lange sie in ihrem Unglauben bleiben.“ 722 Diesen Worten des großen Heidelberger Theologen wollen<br />

wir zur Seite stellen, was der fromme <strong>und</strong> gelehrte Schriftausleger Stier über die Kommunion<br />

der Gottlosen bemerkt, obgleich er sonst der lutherischen Ansicht huldigt. „Wenn Christus, sagt er,<br />

verklärt, leibhaftig – – vermittelst derselben manducatio oralis, an der es hinge, auch nur auf <strong>Ein</strong>en<br />

Augenblick in die Ungläubigen einginge – das erklären wir für ein horrendum dictu, für ein<br />

schlechthin Undenkbares, in dessen Setzung die lutherische <strong>Lehre</strong> sich bis dahin, wo aller Verstand<br />

<strong>und</strong> alles Schriftwort ausgehet, verschlagen hat.“ 723 Mit Stier stimmen nicht wenige Lutheraner<br />

überein, obgleich sie nichtsdestoweniger die Ansicht ihrer Kirche von der Gegenwart Christi im<br />

Brote, von dem mündlichen Genuß des Leibes <strong>und</strong> Blutes, sofern es die Kommunion der Gläubigen<br />

angeht, für annehmbar halten. Seltsam, wie gelehrte Männer so denken können, da es doch Niemanden<br />

entgehen sollte, daß von der Weise, wie der Leib Christi im Brote nach Luthers Behauptung gegenwärtig<br />

sein soll, notwendig als unausweichliche Konsequenz das lutherische Dogma von der<br />

Kommunion der Gottlosen gefordert wird. Das falsche Dogma, der Leib Christi werde auch geges-<br />

720 Biblisches Wörterbuch, herausgegeb. von Dr. Julius Hamberger S. 315.<br />

721 Es ist ein entschiedener Vorzug der reformierten <strong>Lehre</strong>, daß sie konstant <strong>und</strong> von Anfang an das heilige Abendmahl<br />

zu den letzten Dingen in die innigste Beziehung gesetzt hat <strong>und</strong> dasselbe als Saatkorn der Auferstehung, als Nahrung<br />

für den Auferstehungsleib <strong>und</strong> <strong>zum</strong> ewigen Leben faßt. Vgl. II. Helvet. Conf. 35. Heidelb. Katech. 76. Genf.<br />

Katech. Schottische Conf. 21, Thorner Decl. 12. 13. Die lutherische Kirchenlehre dagegen läßt den im Brot <strong>und</strong><br />

mündlich zu genießenden Leib Christi nur zur Versiegelung der Sündenvergebung dienen. Es nimmt sich darum<br />

recht eigen aus, wenn Martensen einerseits die reformierte <strong>Lehre</strong> verdreht <strong>und</strong> andrerseits die lutherische <strong>Lehre</strong> in<br />

das Reformierte übersetzt, um sie mit den Vorzügen der reformierten symbolischen <strong>Lehre</strong> herauszuputzen. S. 497<br />

beliebt dieser moderne Dogmatiker die lutherische Abendmahlslehre mit der neuen Schöpfung in Verbindung zu<br />

setzen <strong>und</strong> S. 491 läßt er geradezu die reformierte <strong>Lehre</strong> nur die Seele, die lutherische aber Seele <strong>und</strong> Leib, den zukünftigen<br />

Auferstehungsmenschen nähren. Wir können uns nicht stark genug gegen solche Fälschung aussprechen,<br />

Nirgendwo lehrt die lutherische Kirche, was Martensen an ihr rühmt, <strong>und</strong> gerade die geschmähte reformierte Kirche<br />

hat die <strong>Lehre</strong>, welche Martensen preist. Ja unter den Sätzen, wegen welcher einst Zanchius von den Lutheranern<br />

aus Straßburg verbannt wurde, befinden sich auch die Lieblingssätze des Martensen. „Thes. XII. Manducationem<br />

corporis Christi, si vere fiat, esse ita efficacem, ut non solum animam ad vitam aeternam pascat, sed etiam<br />

corpus immortale faciat, et hac de causa eam appellari et esse verum cibum.“ „Thes. XXV. Nostra etiam corpora<br />

hic corpore et sanguine Domini pasci, quia scilicet illorum communione fit, ut immortalitalis participes fiamus, si -<br />

cut et caro Christi immortalis est.“ Wir halten es für die Pflicht eines christlichen Theologen, solche Irrtümer zu<br />

widerrufen <strong>und</strong> müssen uns sehr w<strong>und</strong>ern, daß auch die zweite Auflage der Dogmatik Martensens noch immer dieselbe<br />

Entstellungen der reformierten <strong>und</strong> denselben unberechtigten Preis der lutherischen <strong>Lehre</strong> enthält.<br />

722 Eplic. cat. p. 481.<br />

723 Letzte Reden Jesu p. 171.

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