Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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224 Wort <strong>und</strong> Sakrament.<br />
derselben Gewißheit, mit welcher wir die Gnadensinnbilder leiblich empfangen. Obgleich daher mit<br />
allem Eifer das göttliche Wort zu preisen ist, als das erste <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Sakrament, durch welches<br />
das Heil in den Seelen der Menschen als durch das erste Mittel begonnen wird, ohne welches<br />
die Sakramente weder sein noch nützlich sein könnten – so ist doch mit dankbarem Herzen gegen<br />
den Herrn der Barmherzigkeit zu bekennen, daß die Sakramente für das Wort <strong>und</strong> dessen Wirksamkeit<br />
ein vortreffliches Hilfsmittel sind. Da die Sakramente eine Predigt durch die Sinne sind, so<br />
bringen sie natürlich großen Beistand <strong>und</strong> Kräftigung des Glaubens mit sich. Denn durch die Zeichen<br />
predigen sie Christum als den Gekreuzigten, Auferstandenen, stellen ihn vor Augen als das<br />
Lamm Gottes, das da trägt die Sünden der Welt. Wie das Brot das menschliche Leben erhält <strong>und</strong><br />
stärkt, wie der Wein den Menschen erheitert, so nährt, kräftigt, vermehrt Christus durch das Sakrament<br />
in den Gläubigen das geistige Leben <strong>und</strong> richtet auch den von aller Hoffnung verlassenen<br />
Geist wieder auf, belebt <strong>und</strong> erfreut ihn. Ferner wie das Brot aus vielen Körnern gemacht wird, so<br />
liegt eine große Kraft in den Sakramenten nicht nur um die Kirche Christi zu kennzeichnen, sondern<br />
auch um sie, nach bereits geschehener Sammlung <strong>und</strong> Erzeugung durch das Wort, mehr <strong>und</strong> mehr<br />
zu einigen <strong>und</strong> aufzurichten durch die Kräfte des verklärten Christus, so daß sie ein wahrer Tempel<br />
Gottes sei <strong>und</strong> durch Brüderlichkeit blühe, vermöge welcher allenthalben der Glaube in gegenseitigem<br />
Verkehr genährt <strong>und</strong> beschützt wird. Und diese wichtige Zusammenwirkung des Sakraments<br />
mit dem Wort entfaltet durch das ganze menschliche Leben hindurch ihre Kraft. Was vom Sakrament<br />
des Abendmahls gilt, das gilt auch von der Taufe. Durch die evangelische Kirche ist jene trostvolle<br />
evangelische <strong>Lehre</strong> wieder anerkannt, daß die Taufgnade nicht bloß auf die Vergebung der<br />
Sünden sich erstrecke, sondern daß die Kraft der Taufe durch das ganze Leben des Christen dauere<br />
<strong>und</strong> sich geltend mache. So jemand durch Sünden aus der Taufgnade gefallen, so mag er durch<br />
Glauben <strong>und</strong> Buße, welche das Wort wirkt, <strong>zum</strong> Taufb<strong>und</strong> zurückkehren, <strong>und</strong> demgemäß ist eigentlich<br />
das christliche Leben eine tägliche Taufe. Also muß man die Taufe, sagt Luther, ansehen <strong>und</strong><br />
uns nütze machen, daß wir uns des stärken <strong>und</strong> trösten, wenn uns unsere Sünde oder Gewissen beschweret,<br />
<strong>und</strong> sagen: ich bin dennoch getauft, bin ich aber getauft, so ist mir zugesagt, ich solle selig<br />
sein <strong>und</strong> das ewige Leben haben, beides an Seel <strong>und</strong> Leib.“ „Das Werk aber oder die Geberde ist<br />
das, daß man uns ins Wasser senkt, das über uns hergeht, <strong>und</strong> danach wieder herauszieht: Diese<br />
zwei Stücke, unter das Wasser senken, <strong>und</strong> wieder heraus kommen, deuten die Kraft <strong>und</strong> Werke der<br />
Taufe, welches nichts anderes ist, denn die Tötung des alten Adams, danach die Auferstehung des<br />
neuen Menschen, welche Beide unser Lebenlang in uns gehen sollten, also daß ein christliches Leben<br />
nichts anderes ist, denn eine tägliche Taufe, einmal angefangen <strong>und</strong> immer daringegangen.“ 728<br />
Nachdem die Würde der Taufe nach der <strong>Lehre</strong> des Evangeliums so hergestellt war, begannen die<br />
Römischen, welche mit ihrem erdichteten Sakrament der Buße die Kraft <strong>und</strong> Geltung der Taufe zurückdrängten,<br />
frecher Weise zu verleumden, um die von ihnen selbst begonnene Verderbnis der<br />
<strong>Lehre</strong> über die Sakramente dadurch zu verdecken. Denn was ist’s anders, als eine Verleumdung der<br />
evangelischen <strong>Lehre</strong>, wenn es im zehnten Canon der siebenten Sitzung des Tridentinischen Konzils<br />
heißt: „Wer da sagt, alle Sünden, die nach der Taufe geschehen, würden durch die bloße Erinnerung<br />
<strong>und</strong> Glauben an den Empfang der Taufe entweder erlassen oder zu läßlichen gemacht, der sei verflucht.“<br />
729 Wo hätte jemals die evangelische Kirche gelehrt, daß die nach der Taufe begangenen<br />
Sünden durch bloße Erinnerung an den Empfang der Taufe verziehen würden? Wer von den Unseren<br />
hätte jemals die epikureische Meinung verteidigt, durch bloße Erinnerung an die Taufe, würden<br />
die Sünden vergeben, so daß es gar nicht der Buße bedürfte? Doch, wir brauchen nicht viel zu fra-<br />
728 Groß. Kat. §. 38. 57. 64.<br />
729 „Siquis dixerit, peccata omnia, quae post baptismum, sola recordatione et fide suscepti baptismi vel demitti vel venialia<br />
fieri, anathema sit.“