Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 211<br />
Es ist noch übrig, daß wir mit wenigen Worten einige Unterschiede beseitigen, welche von anderen<br />
zwischen beiden Gnadenmitteln aufgestellt zu werden pflegen. Niemand lobt mit weniger Eifer<br />
die Wirksamkeit <strong>und</strong> Würde des göttlichen Wortes als die Römische Kirche. Nur selten ist die Rede<br />
von der Tätigkeit des Wortes. Nur zwei Stellen gibt’s in den römischen Symbolen, welche, jedoch<br />
nur dunkel, einer so wichtigen Sache Erwähnung tun. In den Beschlüssen des Tridentinischen Konzils<br />
lesen wir, von göttlicher Gnade angeregte <strong>und</strong> unterstützte Menschen würden zur Gerechtigkeit<br />
disponiert, indem sie den Glauben durch das Hören empfangen. 691 Im Römischen Katechismus wird<br />
dann Folgendes gelehrt: die Worte haben nämlich unter allen Zeichen offenbar die größeste Kraft,<br />
<strong>und</strong> wenn diese fehlte, so würde ganz dunkel sein, was die Materia der Sakramente anzeigen soll. 692<br />
Jedem, der solche Trümmer einer evangelischen <strong>Lehre</strong> über die Kraft des Wortes im weiten Strudel<br />
römischer Irrtümer hie <strong>und</strong> da umherschwimmen sieht, ist klar, daß die Theologen des Papstes über<br />
das Wort nichts anders zu verkünden wissen, als es sei ein nützliches Mittel <strong>zum</strong> <strong>Lehre</strong>n, was die<br />
Sakramente wollen, in welchen allein alle göttlichen Gnadengaben wie in einem nur von der Kirche,<br />
d. h. von der Hierarchie, zu öffnenden Schatzkasten verborgen gehalten werden. Denn auch damit<br />
können sie uns keinen Dunst vormachen, daß sie sagen: „Der Glaube werde aus dem Hören<br />
empfangen,“ da wir zu gut wissen, daß dieser römische Glaube nicht ein gerechtmachender <strong>und</strong><br />
heilsamer ist, sondern eine bloße Kenntnis des Heils darbietet, <strong>und</strong> nichts als eine Zustimmung des<br />
Verstandes ist, wie jener Glaube der Teufel, wovon in der herrlichen Epistel Jakobi die Rede ist.<br />
Nach dem, was wir oben schon über die Wirksamkeit des Worts verhandelt haben, so braucht’s<br />
nicht vieler Worte zur Zurückweisung einer so törichten Meinung, durch welche aller Unterschied<br />
zwischen dem göttlichen <strong>und</strong> menschlichen Wort aufgehoben wird. Doch ist es nicht <strong>und</strong>ienlich hier<br />
wenigstens auf die nahe Verwandtschaft hinzuweisen, welche zwischen der rationalistischen <strong>und</strong> römischen<br />
<strong>Lehre</strong> in diesem Lehrstücke wie anderwärts <strong>zum</strong> Vorschein kommt. Es wäre zu lang, jetzt<br />
über diese Sache mehr zu reden, da von selbst einleuchtend ist, daß wir in dieser Verachtung des<br />
Wortes ein neues Zeugnis jener Wahrheit gef<strong>und</strong>en haben, welche schon vor zehn Jahren Baur<br />
Möhlern entgegen gehalten hat. 693<br />
Daß wir auch einem lutherischen Anonymus nicht beistimmen können, der erklärt, die Wiedergeburt<br />
werde durch die Taufe bewirkt, vom Wort aber nur gelehrt, daran werden wir verhindert durch<br />
das oben nach Anleitung der Stellen Jak. 1,18; 1. Petri 1,23; Joh. 6,23 Gesagte. 694 In derselben Zeitschrift<br />
für die lutherische Theologie meint <strong>Ein</strong>er, eine tiefe Wahrheit über den Unterschied zwischen<br />
Wort <strong>und</strong> Sakrament mit folgenden Worten ans Tageslicht zu bringen: „Die Sakramente sind <strong>zum</strong><br />
Unterschiede vom Wort Gottes Handlungen, die das geistlich-leibliche Wesen des Menschen berühren.“<br />
Diese so tiefe Unterscheidung ist gar keine, wie nicht nur aus der Natur der oben auseinandergesetzten<br />
unio mystica, die ebensogut durch das Wort wie durch das Sakrament gewirkt wird, sondern<br />
auch aus folgenden klaren Worten des Erlösers erhellt. „Das aber ist, sagt er, der Wille dessen,<br />
der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet <strong>und</strong> glaubet an ihn, habe das ewige Leben <strong>und</strong> ich<br />
werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.“ (Joh. 6,60). Denn mit diesen Worten wird klar <strong>und</strong><br />
untrüglich gezeigt, des göttlichen Wortes Wirkung berühre auch den Körper, da sogar die Kraft der<br />
Auferstehung vom Worte abgeleitet wird.<br />
691 De Justif. cap. VI.<br />
692 Cat. Rom. II. 1. qu. 8.<br />
693 Baur, Gegensatz des Kathol. <strong>und</strong> Protest. S. 676-680. Vergl. Nitzschs Protestant. Beantwortung S. 149-151. Estii<br />
Comment. in Magistrum Sententiarum, Lib. IV. Dist. I. §. 8.<br />
694 Zeitschrift für Protest. <strong>und</strong> Kirche, 1848, Januarheft S. 7: „Das Wort gibt Zeugnis von W<strong>und</strong>er der Wiedergeburt,<br />
die Taufe vollbringt es.“