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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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222 Wort <strong>und</strong> Sakrament.<br />

sen von den Gottlosen <strong>und</strong> Ungläubigen, ist aufgebaut auf dem ebenso falschen, von dem Essen mit<br />

dem M<strong>und</strong>e. Wenn man hingegen lehrt, nur von den Gläubigen werde Christus empfangen, oder,<br />

was dasselbe ist, nur ein geistiges <strong>und</strong> durch den wahren Glauben an Christum vermitteltes Essen<br />

des Leibes Christi werde im Mahl des Herrn abgebildet <strong>und</strong> versiegelt, so stürzt die ganze Erdichtung<br />

von einer lokalen Gegenwart <strong>und</strong> von einem Essen mit dem M<strong>und</strong>e von selbst zusammen.<br />

Gleicher Weise ist der Genuß Christi durch die Gottlosen ein unvermeidlicher Teil <strong>und</strong> eine notwendige<br />

Ergänzung der <strong>Lehre</strong> von der örtlichen Gegenwart <strong>und</strong> vom mündlichen Essen. Wer Christi<br />

<strong>Ein</strong>gehen in die Gottlosen leugnet, verläßt mit eben dieser Meinung das Lager der lutherischen <strong>Lehre</strong>.<br />

<strong>Ein</strong>en schlagenden Beweis hierfür bietet das Syngramma der schwäbischen Geistlichen gegen<br />

Oecclampads Buch von der richtigen Auslegung der Worte des Herrn. Obgleich schon öfter hin <strong>und</strong><br />

wieder über die eigentliche Meinung des Syngramma gestritten worden ist von so gelehrten Männern<br />

wie Bullinger (cons. orth. foll. 129 et 130. ed. 1578), Planck, Hartmann (Brenz I, S. 151 ff.),<br />

Ebrard (Dogm. v. A. Il, S. 169 ff.), Kahnis (<strong>Lehre</strong> v. A. S. 333 ff.), 724 so ist doch, Alles ohne Parteieifer<br />

erwogen, dies offenbar, daß die Schwäbischen sich zwar die Verteidigung der Ansicht Luthers<br />

vorgenommen, aber in der Tat die <strong>Lehre</strong> der Schweizer vorgetragen haben. Indem sie die Teilnahme<br />

der Gottlosen an Christo im Abendmahl verwarfen, verfielen sie auf eine solche Weise der Gegenwart<br />

des Herrn, welche nicht nur von Luther verworfen wird, sondern sogar uns nicht zusagen kann,<br />

da sie Christum für die in Gottlosigkeit <strong>und</strong> Unglauben beim Abendmahl des Herrn Erscheinenden<br />

sogar als abwesend ausgeben.<br />

„Wir hoffen, sagen die Schwäbischen, es werde Niemand so gottloser Gesinnung sein, zu leugnen,<br />

daß nur der Glaube das Blut trinke <strong>und</strong> das Fleisch Christi esse. Denn so sagt er Joh. 6: Mein<br />

Fleisch ist wahrhaftig eine Speise <strong>und</strong> mein Blut wahrhaftig ein Trank. Für wen? Für den Glauben,<br />

denn der Glaube isset das Fleisch Christi <strong>und</strong> trinket sein Blut solange er glaubt; nun, wenn der<br />

Glaube isset das Fleisch <strong>und</strong> trinket das Blut, so ist daraus zu schließen, daß Fleisch <strong>und</strong> Blut gegenwärtig<br />

sind: natürlich, wenn sie nicht anwesend wären, so könnten sie auch nicht gegessen oder<br />

getrunken werden, oder, was dasselbe, geglaubt werden. Sintemal Gott selbst essen, das ist, glauben,<br />

Niemand kann, als der, welchem Gott gegenwärtig gewesen. Für die Gottlosen <strong>und</strong> Ungläubigen<br />

ist er abwesend, daher sie ihn auch nicht essen.“ Mögen die, welche heutzutag Lutheraner sein<br />

wollen, wohl zusehen, daß sie nicht durch Verwerfung der Teilnahme Gottloser an Christus im<br />

Abendmahle dasselbe Urteil sich verdienen, mit welchem Oecolampad in seinem berühmten siegreichen<br />

Antisyngramma die Schwäbischen züchtigte: sie suchen nach den Quellen <strong>und</strong> nicht auch<br />

nach dem Wasser!<br />

Was ich von den Sakramenten dargetan, brauche ich nicht auch noch vom Worte nachzuweisen.<br />

Denn Alle gestehen zu, daß dem göttlichen Worte eine magischwirkende Kraft nicht zuzuschreiben<br />

sei. Erfahrung <strong>und</strong> Schrift lehren sonnenklar, daß die Predigt des Evangeliums den <strong>Ein</strong>en ein Geruch<br />

sei des Todes <strong>zum</strong> Tode, den Andern ein Geruch des Lebens <strong>zum</strong> Leben (2. Kor. 2,14-16). Und<br />

724 Unser vortreffliche Basnage scheint mir den wahren Bestand dieser Frage mit einfachen Worten schon vor vielen<br />

Jahren dargelegt zu haben: „Die schwäbischen Theologen, sagt der gelehrte Mann, beschlossen auf einer Versammlung<br />

zu Hall, dem Oecolampad eine Erwiderung zu schicken, indem sie ihm zugleich den Titel, ehrwürdiger Vater,<br />

sehr geliebter Bruder in Jesu Christo, gaben, <strong>und</strong> ihre Verhandlung in fre<strong>und</strong>schaftlichem Tone verfaßten. Sie waren<br />

offenbar nicht sehr entfernt von der Ansicht, welche sie bekämpften; denn sie behaupteten nicht die wirkliche<br />

Gegenwart des Leibes Jesu Christi im Abendmahl, außer, daß er gegenwärtig sei für den Glauben, durch den man<br />

ihn genießt. – Diese Versammlung von Theologen hatte <strong>Recht</strong>, Oecolampad als einen sehr geliebten Bruder zu betrachten,<br />

<strong>und</strong> den Streit wie eine fre<strong>und</strong>schaftliche Unterredung; denn ihre Ansichten waren nur abweichend in einigen<br />

Sätzen in Bezug auf die Gegenwart des Leibes <strong>und</strong> Blutes Jesu Christi, welche nicht ihre Erledigung finden<br />

konnten, so lange man diese Gegenwart vom Glauben abhängig machte.“ Basnage, Histoire de la religion des églises<br />

réformées. Tome IV. pag. 184 et 185. Rotterdam 1721.

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