Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens. 55<br />
nun, daß Gott wahrhaftig mit uns wohnet <strong>und</strong> in Ewigkeit wohnen will, dieweil Christus unser Imanuel<br />
ist, wie Jesaias sagt, das ist, Gott mit uns. 214<br />
Viertens: Dieweil der B<strong>und</strong> zwischen Gott <strong>und</strong> den Menschen ewig ist, so hältst du es dafür,<br />
daß in der Person Christi, als im F<strong>und</strong>ament, beide Naturen dermaßen müssen vereinigt sein,<br />
daß doch eine jede Natur samt ihren Eigenschaften in Ewigkeit beständig <strong>und</strong> unverletzt bleibe,<br />
<strong>und</strong> daß keine von der andern, oder auch nicht die Eigenschaften von der andern Natur<br />
verzehret werden?<br />
Es kann anders nicht sein, man wollte denn den B<strong>und</strong> Gottes im <strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>und</strong> F<strong>und</strong>ament zerstören<br />
<strong>und</strong> umreißen. Denn gleichwie es von Nöten war, den B<strong>und</strong> <strong>und</strong> die Versöhnung des Menschen mit<br />
Gott anzufahen, daß beide Naturen am Mittler wahrhaftig <strong>und</strong> ganz wären, samt ihren Eigenschaften;<br />
also auch, dieweil der B<strong>und</strong> <strong>und</strong> die Vereinigung mit Gott in Ewigkeit währen sollte (daß auch<br />
nach der Auferstehung dieses unser Fleisch <strong>und</strong> Gebein die ewige Seligkeit vermöge des B<strong>und</strong>es ererben<br />
sollen, 215 ) so ist es von Nöten, daß auch im F<strong>und</strong>ament, nämlich im Mittler des B<strong>und</strong>es, welchem<br />
das Amt auferlegt ist, uns in Ewigkeit selig zu machen, die menschliche Natur wahrhaftig,<br />
ganz <strong>und</strong> vollkommen an Leib <strong>und</strong> Seele, Fleisch <strong>und</strong> Gebein bleibe <strong>und</strong> behalten werde in Ewigkeit.<br />
Denn so eine aus diesen zwei Naturen verletzt wird, oder deren Eigenschaften verleugnet werden,<br />
so fällt der B<strong>und</strong> Gottes selbst zu Boden, das ist, es kann der B<strong>und</strong> Gottes weder angefangen<br />
<strong>und</strong> eingangen, noch erhalten werden, wie zuvor bewiesen ist.<br />
Fünftens erkläre mir etwas besser, warum du damit nicht vergnüget, daß du gesagt hast,<br />
daß beide Naturen im Mittler müssen ganz <strong>und</strong> unversehrt bleiben; tust auch hinzu, daß beider<br />
Naturen Eigenschaften müssen unterschiedlich <strong>und</strong> unverletzt behalten werden, <strong>und</strong> begehre<br />
zu wissen, was für Gefahr zu besorgen sei, so die Eigenschaften nicht unterschiedlich<br />
behalten werden?<br />
Du mahnest mich recht daran. Die Ursache ist diese, daß der Listigkeit des Feindes des menschlichen<br />
Geschlechts <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es Gottes damit begegnet werde. Denn er pflegt für <strong>und</strong> für eine<br />
unter den beiden Naturen in Christo durch seine Werkzeuge anzugreifen, <strong>und</strong> kann nicht leiden, daß<br />
Christus wahrer Gott <strong>und</strong> wahrer Mensch sei. Denn ihm ist wohl bewußt, wenn eine unter diesen<br />
zwei Naturen verletzt ist, daß auch notwendig die <strong>Lehre</strong> vom Amt Christi, <strong>und</strong> also der ganze B<strong>und</strong><br />
Gottes, so in der Person Christi <strong>und</strong> in seinem Amt gegründet, umgestoßen wird, <strong>und</strong> daß endlich<br />
die Gemüter der Christgläubigen oder B<strong>und</strong>esgenossen in Verzweiflung fallen müssen. Derhalben,<br />
nachdem er die Gelegenheit ersieht, so leugnet er etwa unverschämt <strong>und</strong> mit Gewalt die eine oder<br />
andere Natur durchaus, wie er denn die göttliche Natur im Messias durch die armen verkehrten Juden<br />
verleugnet, wie er auch unverschämt durch die Celestinos das Wesen der wahren menschlichen<br />
Natur verleugnet hat.<br />
Wenn er aber sieht, daß seine unverschämte Verwegenheit nicht Platz hat, so nimmt er fälschlich<br />
an durch seine Diener (die abgerichtet sind, kalt <strong>und</strong> warm aus einem M<strong>und</strong>e zu blasen, nach ihres<br />
Meisters Art), daß er beide Naturen in Christo gestehe, mittlerweile aber leugnet er ihre Eigenschaften,<br />
welche, so sie der Natur genommen sind, muß die Natur selbst zerfallen. Als wenn der Satan<br />
gestünde, es wäre Feuer, sagte aber daneben, es wäre so kalt <strong>und</strong> gefroren wie Eis; wer sollte nicht<br />
sehen, daß notwendig folgte, daß, indem er die Eigenschaft des Feuers verleugnet, auch die Substanz<br />
<strong>und</strong> das Wesen des Feuers verleugnet, <strong>und</strong> daß es eben so viel sei, als spreche er, es wäre kein<br />
214 Jes. 7,4; Matth. 1,23<br />
215 Matth. 22,31