Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 217<br />
geliums von den Sakramenten, welche die Gnade nicht enthalten oder sie darreichen, wenn wir bei<br />
Zwingli lesen: „Zeichen sind nur äußerliche Dinge, durch welche nichts im Gewissen bewirkt wird,<br />
der Glaube ist’s allein, wodurch wir beseligt werden. Sie sind also äußerliche Zeichen <strong>und</strong> Siegel<br />
geistiger Dinge, aber sie selbst sind keineswegs geistig, noch wirken sie etwas Geistiges in uns.“ 711<br />
Mit solchen Urteilen haben weder Oecolampad noch Zwingli irgend die Sakramente herabsetzen<br />
wollen, sondern den armen Geist der Leute, die durch römischen Aberglauben auf irdische Dinge<br />
gerichtet <strong>und</strong> darin befangen waren, wollten sie auf die geistigen Gaben des heiligen Geistes hinrichten,<br />
die bei der Feier der Sakramente zwar mitgeteilt werden, aber nicht so mit den Zeichen zusammenhängen,<br />
daß sie gar nicht gesondert oder zurückbehalten werden können. Dies Bestreben<br />
scheint mir alles Lobes <strong>und</strong> beständiger Nachahmung wert. 712<br />
Die drei Punkte der Übereinstimmung zwischen Wort <strong>und</strong> Sakrament sind so festgestellt, daß wir<br />
nun auch die vierte notwendige Konsequenz hinzufügen können: den Ungläubigen wird durch keins<br />
der beiden Gnadenmittel irgend ein himmlisches Gut mitgeteilt. Diese Wahrheit halten wir als eine<br />
biblische fest, ohne dabei den Ungläubigen die Macht geben zu wollen, des Herrn Handlungen<br />
nichtig machen zu können. Gegenwärtig freilich ist der Herr allen, aber in die Gottlosen, welche für<br />
die Gegenwart des Herrn ohne Empfänglichkeit sind, tritt er nicht ein. Die Gnade wird nur den<br />
Glaubenden gegeben, weil diesen nicht die Hand des Glaubens fehlt <strong>zum</strong> Empfang der himmlischen<br />
Gaben. Also widerstehen die Gottlosen <strong>und</strong> Hartnäckigen der Gnade des Wortes ebenso sehr, wie<br />
den Sakramenten. Zu verwerfen ist deswegen Delitzschs Meinung, welcher die Wirkungsweise des<br />
Worts <strong>und</strong> des Sakraments für so verschieden hält, daß dem Worte zwar, aber keineswegs dem Sakramente<br />
widerstanden werden könne. „Aber darin, sagt er, besteht der wesentliche Unterschied des<br />
Wortes <strong>und</strong> des Sakramentes, daß Christus, insofern das Wort ihn uns entgegenbringt, nur empfangen<br />
wird von denen, die da glauben, insofern die Sakramente ihn uns entgegenbringen von allen,<br />
die sich ihnen untergeben. Dem Heile, welches das Wort uns <strong>zum</strong> Besitze darbietet, kann der<br />
Mensch sich verschließen, die Gaben dagegen, welche den wesentlichen Inhalt der Sakramente ausmachen,<br />
gehen in den Empfangenden ein, er glaube oder nicht, obwohl sie ihm <strong>zum</strong> Verderben gereichen,<br />
wenn er ihre heilsamen Wirkungen unterdrückt. – So sind diejenigen Christen (sic!), welche<br />
dereinst verloren gehen, keine anderen, als die, welche Christum warhaftig angezogen <strong>und</strong><br />
Christi Leib <strong>und</strong> Blut wahrhaftig genossen haben. In diesem Sinn ist es wahr, daß die Sakramente<br />
ex opere operato wirken <strong>und</strong> ein unauslöschliches Gepräge aufdrücken.“ 713 Diese echt lutherische<br />
711 De pecc. orig. declar. opp. Tom. III. pag. 643.<br />
712 Sehr richtig bemerkt Schweizer: Allerdings soll man die äußeren Gnadenmittel nicht überschätzen, sie nicht willkürlich<br />
vermehren, da es nur bei Gott steht, wie weit <strong>und</strong> wie viel er aus gütiger Rücksicht auf unsere Sinnlichkeit,<br />
sinnlichen Gnadenmitteln einräumen will. Sobald man über das von ihm angeordnete Maß hinausgeht, läuft man<br />
Gefahr, Mittel <strong>und</strong> Zweck zu vermengen <strong>und</strong> die ganze Religion zu versinnlichen, das Geistige dem Sinnlichen unterzuordnen.<br />
Die protestantische Beschränkung der Gnadenmittel hängt also damit zusammen, daß dieselben als<br />
eine Herablassung Gottes zu unserer sinnlichen Unvollkommenheit angesehen werden; keine Frage, sobald man<br />
(Schenkel) diese Mittel wieder auf die <strong>Ein</strong>heit des Göttlichen <strong>und</strong> Menschlichen bauen, ihre sinnliche Seite nicht<br />
als Herablassung, sondern als Vorzug ansehen würde: müßte auch der Trieb zur Ausdehnung <strong>und</strong> Mehrung der<br />
Gnadenmittel <strong>und</strong> zur Verehrung der äußeren Kirche überhaupt wieder erwachen. Lieber die Zwinglische Dürftigkeit,<br />
als dieses werkheilige Unwesen. (Glaubensl. der reform. Kirche II, 572.)<br />
713 L. c. p. 30-32. Ziemlich dasselbe ist zu lesen in Dr. Kahnis Buch: „<strong>Lehre</strong> vom Abendm.“ S. 276. Was diesen Professoren<br />
der Theologie gut lutherisch dünkt, das scheint uns der evangelischen <strong>Lehre</strong> recht sehr zu widersprechen.<br />
Die <strong>Lehre</strong>n von dem unpersönlichen Glauben, von der Wirkung der Sakramente ex opere operato, die von einem<br />
gewissen, heutzutag von Vielen belobten, lutherischen Priestertum, vom Episkopat der Fürsten, von der Staats-Kirche<br />
– das Alles ist dem Gedeihen der Kirche des Evangeliums durchaus verderblich <strong>und</strong> zeigt sonnenklar, daß wir<br />
von römischer Unsauberkeit noch nicht frei sind. – Es ist sehr natürlich, daß Alle welche den bezeichneten Richtungen<br />
huldigen, der reformierten Kirche nicht hold sein können. Am auffallendsten zeigt sich das in dem altreformierten<br />
Hessenlande <strong>und</strong> in den Maßnahmen des hierarchischen Herrn Dr. Vilmar. Vgl. den Aufsatz: Die reformierte<br />
Kirche in Kurhessen, welchen kürzlich (1853) die darmstädter Kirchenzeitung veröffentlichte.