Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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202 Wort <strong>und</strong> Sakrament.<br />
samkeit zuschreibt, kann Erwachsene taufen, ohne daß sie entschiedenen Glauben <strong>und</strong> Verlangen<br />
gezeigt haben. Darum muß nach echtevangelischer Ordnung bei jedem denkenden <strong>und</strong> wollenden<br />
Menschen das „<strong>Lehre</strong>n“ <strong>und</strong> der Glaube dem Taufen vorausgehen. So urteilen auch echtlutherische<br />
Theologen, wie z. B. Höfling (l. c. I. S. 89, 90). – Nun aber frage ich, ob es dann so feststehe, daß<br />
μαθητεύειν heiße: „<strong>zum</strong> Jünger machen?“ Ich kann das durchaus nicht begründet finden. Allerdings<br />
heißt dies Wort Matth. 27,57 so viel als „Schüler sein,“ was gewiß Niemand für gleichbedeutend<br />
mit „Jüngermachen“ halten wird. An anderen Stellen wie Matth. 13,52; Apg. 14,2 heißt es jedoch<br />
ohne Weiteres: „lehren,“ „Evangelium verkündigen.“ Das stimmt ganz gut mit dem Sinne von<br />
Matth. 27,57 <strong>und</strong> mit den Worten, in welchen Christus bei Markus 16,15.16 seinen Aposteln denselben<br />
Auftrag gibt, wie in unserer Stelle. „Gehet hin in alle Welt, spricht dort Jesus, <strong>und</strong> predigt das<br />
Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt <strong>und</strong> getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht<br />
glaubt, der wird verdammt werden.“ Zwei Wahrheiten sind hier ganz klar ausgesprochen. <strong>Ein</strong>mal<br />
daß die Apostel, als vor Allem an Erwachsene gesandt, zunächst das Evangelium predigen, also das<br />
Wort Gottes an die Leute bringen sollen <strong>und</strong> dann daß der Glaube <strong>und</strong> nicht in derselben Weise die<br />
Taufe die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>bedingung des Seligwerdens ist. Mit Beidem befindet sich Herr Pastor Feldner im<br />
Widerspruch. Den zweiten Punkt betreffend meint er, wir könnten nicht <strong>zum</strong> Glauben kommen,<br />
wenn uns noch so viel gepredigt wird (S. 8). Das hat gute Wege, da wir aus der Schrift positiv wissen<br />
<strong>und</strong> gezeigt haben, daß das Wort <strong>und</strong> die Predigt desselben den Glauben wirkt. Wir brauchen<br />
darum auch zu keiner Erklärung zu greifen, die ihren Namen nicht verdient, sondern die reinste<br />
Willkür genannt werden muß. Oder was wäre es Anderes, wenn Herr Feldner (S. 9) sagt, glauben<br />
stehe bei Markus vor taufen („wer da glaubt <strong>und</strong> getauft wird“), weil die Taufe den Glauben bewirke?<br />
So kann man aus der Schrift beweisen was man will. Unter Theologen verliert man über eine<br />
solche Exegese kein Wort. – Was den ersten Punkt betrifft, so entspricht das Predigen des Evangeliums<br />
dem in unserer Stelle ganz gleich bedeutenden μαθητεύειν. Wo bleiben aber die beiden anderen<br />
vorgeschriebenen Tätigkeiten der Apostel? <strong>Ein</strong>fach da, wo der Herr sie hingestellt hat. Auf die Predigt<br />
des Evangeliums folgt das Taufen bei den Erwachsenen, von denen hier zunächst die Rede ist,<br />
wenn sie Glauben <strong>und</strong> Verlangen haben <strong>und</strong> darauf werden sie als nunmehrige Glieder der Kirche<br />
Christi unter die Zucht des evangelischen Lebens getan; sie werden jetzt nicht überhaupt bloß Evangelium<br />
gelehrt, wie man διδάσκοτες τηρεῖν fälschlich auslegt, sondern zu halten gelehrt alle Lebensgebote<br />
des Herrn. Aus der Schrift hat uns also Pastor Feldner bis jetzt nichts bewiesen. Freilich<br />
werden nun noch Stellen wie Apg. 16,14 angeführt. Aber was hier behauptet wird ist mehr als<br />
schwach. Weil Vers 15 die Taufe der Lydia erwähnt wird, so soll ihr Glaube eine Wirkung der Taufe<br />
sein. Das ist nicht nur eine Behauptung, welche die Taufe aller unbekehrten Heiden lehrt <strong>und</strong> keinen<br />
<strong>Gr<strong>und</strong></strong> hat, sondern aus Vers 14 sehen wir auch ganz deutlich, daß der Herr Lydias Herz schon vor<br />
der Taufe, durch die Predigt Pauli geöffnet <strong>und</strong> sie <strong>zum</strong> Glauben an das Evangelium gebracht hatte,<br />
wie der Sinn des Wortes προσεχειν hier <strong>und</strong> Apg. 8,6.10.11.12 deutlich beweiset. Denn auch an dieser<br />
letztern Stelle kommen die Samariter zuerst durch Philippi Predigt <strong>zum</strong> Glauben <strong>und</strong> dann erst<br />
werden sie getauft. „Da sie aber Philippi Predigt glaubten, heißt es, ließen sich taufen beide Männer<br />
<strong>und</strong> Weiber.“ Ganz so faßt auch der Lutheraner Baumgarten die Geschichte der Lydia. Wie bei Kornelius,<br />
den auch Herr Feldner zuerst bekehrt <strong>und</strong> dann erst getauft werden lassen muß, so denkt er<br />
sich auch bei der Lydia den Glauben als das Erste, die Taufe als das Zweite. „Wer, sagt dieser treffliche<br />
Exeget abschließend, der Verkündigung des Paulus mit offenem Herzen gefolgt ist <strong>und</strong> geglaubt<br />
hat, der wird durch die Taufe in die persönliche, den ganzen Menschen umschließende Gemeinschaft<br />
Jesu Christi ausgenommen.“ 661 Ebenso unbegründet, wie alles Bisherige, ist, was über die<br />
661 Vergl. die Apostelgeschichte oder der Entwickelungsgang der Kirche von Jerusalem bis Rom 1852. II, l. S. 206-<br />
207.