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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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Die <strong>Lehre</strong> vom heiligen Abendmahls nach dem Heidelberger Katechismus. 245<br />

Bibelworte unterwirft als Luther. Jenes Beruhen in den puris verbis unseres Herrn, welches er im<br />

Briefe an Wyttenbach von dem Gläubigen verlangt, ist recht eigentlich seine Tugend. Nirgendwo<br />

finden wir darum bei ihm so absprechende, anmaßende Urteile über Bücher der heiligen Schrift,<br />

wie bei Luther. Während Luther den Brief Jakobi, welchen er offenbar nicht verstand, eine Strohepistel<br />

nannte, war Zwingli in den Sinn dieses tiefsinnigen Sendschreibens <strong>und</strong> in das Verhältnis der<br />

paulinischen <strong>und</strong> jakobischen <strong>Lehre</strong> eingedrungen. 773 Und wie rationalisierend erscheint nicht der<br />

gute Zwingli, wenn er, in seinem Briefe an Alber, bevor er zur Auslegung der <strong>Ein</strong>setzungsworte<br />

schreitet, also betet: Deum ergo precor, ut vias nostras dirigat, ac sicubi simus Bileami in morem<br />

veritati pertinaciter obluctaturi, angelum suum opponat, qui machaerae suae minis hunc asinum, inscitiam<br />

dico et audaciam nostram, sic ad maceriem, affligat, ut fractum pedem auferamus!<br />

Was die Exegese der <strong>Ein</strong>setzungsworte selbst anlangt, so ist die landläufige Meinung darüber<br />

eine ebenso oberflächliche, als unbegründete. Er hebt seine Erklärung vielmehr damit an, 774 daß er<br />

sagt, man müsse die Worte Christi nehmen wie sie lauten, d. h. der Leib sei eben nicht so ohne Weiteres<br />

als der verklärte zu fassen, sondern als derjenige, für welchen ihn Christi Wort ausgibt, als der<br />

gebrochene, der gekreuzigte. Dann fährt er fort, es heiße nicht „dieses neue Testament ist mein<br />

Blut,“ sondern „dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blute.“ Das neue Testament besteht<br />

also in dem für uns vergossenen Blute Christi. Nun aber sei doch der gebrochene Leib, der ja nicht<br />

mehr existiert, das Brot selbst, noch sei der Kelch selbst das neue Testament. Darum müsse denn<br />

„ist,“ von dem er aus andern Stellen nachweiset, daß es die symbolische Bedeutung haben könne, 775<br />

im Sinne von bedeutet genommen werden. Gegen die allgemeine Richtigkeit dieser Exegese ist gewiß<br />

nichts einzuwenden, obgleich sie weiterer Bestimmungen sowohl fähig als bedürftig ist. Wenn<br />

er endlich den Abmdmahlsakt als eine commemoratio, ein Wiedergedächtnis bezeichnet, so tut er<br />

das, <strong>und</strong> zwar mit dem vollsten <strong>Recht</strong>e, gegen die Erneuerung, Wiederholung des einmal <strong>und</strong> für<br />

immer dargebrachten Opfers. Auf dieses eine Opfer haben wir uns zu wenden <strong>und</strong> es uns im Abendmahl<br />

anzueignen, <strong>und</strong> diese Aneignung ruht auf dem Leben in dem ganzen Christus, auf der gliedlichen<br />

Vereinigung mit dem verklärten Haupte, welche dann hinwiederum durch die Aneignung des<br />

gekreuzigten Christus gefördert <strong>und</strong> vertieft wird. Und das haben die Feinde Zwinglis <strong>und</strong> der ganze<br />

Troß der Nachtreter zu einer Gedächtnisfeier eines Verstorbenen, zu einer Verstandeserinnerung gemacht.<br />

Der Zwingli, welcher in den Köpfen der Leute spukt, hat nie existiert! 776<br />

773 Zu Jak. 2,14 bemerkt Zwingli: Alii fidem ab operibus separant, ut Judaei omnes, Pharisaei, hypocritae, pontificii,<br />

justitiarii, qui et lege et operibus justitiam quaerunt. Et hi ad dextram aberrant, Christi gratian sperneutes. Alii vero<br />

fidei caritatis opera adimunt, inani tantum fidei vocabulo gloriantes, quum interim non Christo sed sibi vivant et<br />

m<strong>und</strong>o et libertatem Christi velamentum scelerum suorum faciant. – Jacobus ergo quum fidem justificare negat,<br />

non de vera illa, viva et efficaci perque caritatem operante fide intelligit, cui in scripturis justificatio et salus tribui -<br />

tur, sed eam quam jactant quidam, quae non fides sed potius opinio, taxat et reprobat, quam et idcirco mortuam fidem<br />

appellat, quod caritate (quae vera Tita est) careat. Opp. VI, B. 271.<br />

774 Vgl. z. B. die Epistola ad Alberum.<br />

775 Der selige Professor Schmid von Tübingen, obgleich ein guter Lutheraner, bemerkt in seiner Biblischen Theologie<br />

über das Heilige Abendmahl: „Die Bedeutung, Stiftung der Handlung ist vor allem Andern jedenfalls die eines<br />

mnemonischen Ritus.“ – „Nie hätte man die Behauptung aufstellen sollen, daß nach diesen Worten (d. <strong>Ein</strong>setzung)<br />

entweder nur die symbolische oder nur die substantielle Ansicht könne angenommen werden. Beide Ansichten sind<br />

möglich.“ Das Gegenteil behauptet Luther, W. W. II, 161-169, Witt. Vergl. Schmids Biblische Theologie, herausgegeben<br />

von Dr. Weizsäcker. 1853. Bd. I. S. 339 <strong>und</strong> 340.<br />

776 Dr. Ebrard hat leider sehr <strong>Recht</strong>, wenn er bemerkt: „Häufig werden ganz willkürliche Kategorien der Gruppierung<br />

zu <strong>Gr<strong>und</strong></strong>e gelegt, heute noch. So z. B. sagt Pfr. Löhe in einem Schriftchen („drei Bücher von der Kirche“) S. 109,<br />

„beim Abendmahl des Römers verdringt das himmlische Gut das Element, beim Abendmahl des Reformierten das<br />

Element das himmlische Gut; im Abendmahl der wahren Kirche (der lutherischen natürlich!) erscheint beides in<br />

schönster Vereinigung.“ Kann man sich eine oberflächlichere Betrachtungsweise denken? Das Abendmahl ist nicht<br />

erfaßt als Handlung (wo wäre es dann wahr, daß im reformierten Abendmahl das himmlische Gut, der Akt der realen,<br />

zentralen Vereinigung mit Christo, durch das Element oder den Akt des Essens des Elements verdrängt wäre?)

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