Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Vom rechtfertigenden Glauben. 137<br />
das Glauben auszudrücken <strong>und</strong> ist auch dann immer gemeint, wenn der eigentliche Glaube des<br />
Christen, derjenige nämlich, welcher hilft, rechtfertigt, selig macht, gemeint ist. Die im Herzen wurzelnde,<br />
den ganzen inwendigen Menschen erfüllende Zuversicht auf Gottes Wort <strong>und</strong> Willen der<br />
Gnade, oder, was dasselbe ist, auf Christi Person, ist also der Hauptbegriff des Glaubens. Vergl.<br />
Matth. 9,12; Luk. 5,31; 8,50; Joh. 14,6; (Jes.!) 15,4-6; 12,46; 11,40; 1. Petr. 2,6; Apg. 2,36; 10,43;<br />
15,11; Röm. 4,5.9.11-20. Daß dieser Glaube nun namentlich eine göttliche Gewißheit in sich trägt,<br />
im Herzen wurzelt <strong>und</strong> sich auf die Überzeugung von der eigenen Verlorenheit <strong>und</strong> auf Christi Erlösung<br />
gründet, das lehren unzählige Stellen der heiligen Schrift, besonders aber folgende: Joh.<br />
3,36; Apg. 14,2; 19,9; 1. Petr. 2,7.8; 3,1; Matth. 21,21; Mark. 11,23; 1. Joh. 3,2; 1. Kor. 3,2; Röm.<br />
14,1.22.23. Der rechtfertigende Glaube in seiner Bedeutung als gewisses Vertrauen des sich aufgebenden<br />
Herzens auf Christum den Gekreuzigten, <strong>und</strong> noch, spezieller als gottgewirktes Vertrauen<br />
auf den Tod Christi wird ganz besonders in folgenden Stellen dargestellt: Röm. 3,25-31; 5,2.9; Gal.<br />
3,8.9.14.24; 5,5; Eph. 2,8; Phil. 3,9.<br />
Fragen wir, wodurch in uns dieser Glaube erzeugt wird, so antwortet, die heilige Schrift, er sei in<br />
erster Linie ein Werk Gottes. Aus unserem ungläubigen, Gott feindlichen, selbstsüchtigen Herzen<br />
gehen leider jene andern Dinge hervor, von denen unser Herr Matth. 15,18-20 redet Gottes Geist erzeugt<br />
in uns den Glauben <strong>und</strong> zwar in so einziger, göttlicher Weise, daß er in uns eine freie, persönliche,<br />
auf der tiefsten innern Überzeugung beruhende Hingabe des Herzens an seine Liebe in Christo,<br />
dem Sohne Gottes, ist. Phil. 1,29: Euch ist gegeben um Christi willen, – daß ihr – an ihn glaubet.<br />
1. Kor. 12,3: Niemand kann Jesum einen Herrn nennen, ohne durch den heiligen Geist. Eph. 2,8<br />
lehrt ausdrücklich, daß der Glaube nicht aus uns, sondern Gottes Gabe ist. Der heilige Geist ist wie<br />
der Erzeuger des freien Herzensglaubens, so auch mit seinem Wort die lebendige, allein berechtigte<br />
Auktorität des Glaubens. Gal. 5,22: „Die Frucht des Geistes ist der Glaube.“ 1. Joh. 5,6: „Der (heilige)<br />
Geist ist es, der da zeuget, daß Geist Wahrheit ist.“ Derselbe Herr ist dann auch mit seinem Geiste<br />
die Kraft, welche den Glauben mehrt <strong>und</strong> erhält bis ans Ende. Darum beten zu ihm die rechten<br />
Jünger: Herr, mehre unsern Glauben (Luk. 17,5); darum verkündet uns Petrus die trostreiche Wahrheit,<br />
daß wir durch Gottes Macht durch den Glauben zur Seligkeit bewahrt werden. Vgl. Luk.<br />
22,32, Eph. 1,19.<br />
Als einziges Mittel, dessen sich Gott bedient, um den Glauben in uns zu erzeugen, wird uns in<br />
der heiligen Schrift die Predigt des göttlichen Wortes genannt. Röm. 10,14.17. Auch hierin wieder<br />
sehen wir ebenso sehr die göttliche Herablassung, wodurch er seine Wahrheit in endliche Form<br />
hüllt, als auch seine Liebe, welche so wenig mechanischen <strong>und</strong> maschinenartig hervorgebrachten<br />
Glauben will, daß sie, um unsere Wesenheit zu schonen, durch eine in menschliche Form gekleidete<br />
Gotteswahrheit uns <strong>zum</strong> Glauben <strong>und</strong> zur Seligkeit führen wollen. Wie unendlich verschieden ist<br />
diese evangelische Weise von dem Auktoritätsglauben der römischen Kirche, <strong>und</strong> von der Priestererfindung<br />
einer fides implicita!<br />
Alles Bisherige zeigt, wie wohl Olevian mit seinem evangelischen Glaubensbegriff auf dem<br />
Worte Gottes gegründet steht. Wir können die einzelnen Momente desselben nicht besser zusammenfassen,<br />
als wenn wir dem Leser folgende zwei Fragen des Heidelberger Katechismus vorführen.<br />
Der Kenner muß zugeben, daß sie zu den herrlichsten Kleinodien aus dem Reformationszeitalter gehören<br />
<strong>und</strong> den Sinn, welchen die Schrift mit dem seligmachenden Glauben verbindet, auf unvergleichliche<br />
Weise ausdrücken.<br />
Frage 21. Was ist wahrer Glaube?<br />
Zeitwort auf ευειν, einen bleibenden, dauernden Gemütszustand festen Vertrauens aus.