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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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„Niedergefahren zur Höllen.“ 165<br />

1) Matth. 12,40: „Denn gleichwie Jonas war drei Tage <strong>und</strong> drei Nächte in des Walfischs Bauch,<br />

also wird des Menschen Sohn drei Tage <strong>und</strong> drei Nächte im Innern der Erde sein.“<br />

Die Bedenklichkeiten einer neologischen Kritik können mich nicht bewegen, die Verwendung<br />

dieser Stelle zur Darstellung der <strong>Lehre</strong> Christi aufzugeben. Was wir bei Lukas (11,30) über das Zeichen<br />

lesen, ist nur ein unbestimmter, abgekürzter Ausdruck dessen, was wir bei Matth. in den Versen<br />

40 <strong>und</strong> 41 finden. Stimmen wir hierin den Erörterungen von Stier bei, 570 so können wir das leider<br />

nicht bei demjenigen, was dieser verdiente Schriftforscher über den Lehrgehalt unseres Ausspruches<br />

Christi bemerkt. Er hält den Ausdruck „im Innern der Erde“ für einen sehr starken <strong>und</strong><br />

darum von viel zu umfassender Bedeutung, als daß dadurch das Niedersteigen Christi in das Grab<br />

<strong>und</strong> in den Kampf mit der Verwesung bezeichnet würde. Wie König 571 <strong>und</strong> Andere vor ihm, nimmt<br />

er deswegen an, Christus rede hier von „seinem wirklichen Aufenthalt im Scheol, Totenreich, unter<br />

<strong>und</strong> mitten in der Erde.“ Sehen wir auch ab von der sonderbaren, ganz unbegründeten Annahme,<br />

der Hades sei unter <strong>und</strong> mitten in der Erde, so fragen wir doch vergeblich nach einem außer dem<br />

Gefühl des Dr. Stier liegenden stichhaltigen <strong>Gr<strong>und</strong></strong>e für diese Auffassung der Worte Christi. Grade<br />

wenn wir auf das alte Testament zurückgehen, wozu wir hier schon der Sache wegen gezwungen<br />

sind, finden wir, daß der vermeintlich so starke Ausdruck Inneres oder genauer Herz der Erde<br />

(καρδία, ‏(לåב nach Jon. 2,4; 5. Mos. 4,11 <strong>und</strong> 2. Sam. 18,14 von sehr dehnbarer Bedeutung ist <strong>und</strong><br />

ganz gut für unser einfaches Wort „in“ gebraucht werden kann. Daß aber dies Innere, dies Herz, der<br />

Hades sei, ist eine Behauptung, welche niemals erwiesen werden kann, da die Schrift sich nirgends<br />

eines solchen Ausdrucks bedient, um den Hades zu bezeichnen. Vielmehr erhalten wir nach den<br />

obenangegebenen Stellen ein Herz des Meeres für im Meere, ein Herz des Himmels für an den<br />

Himmel hinauf (lodernde Flamme), ein Herz der Terebinthe für an der Eiche. Nehmen wir noch das<br />

Beispiel des Propheten Jonas hinzu, mit welchem sich Christus vergleicht, so sind wir vollkommen<br />

berechtigt, zu behaupten, unsere Stelle lehre weiter nichts, als das Hinabsteigen <strong>und</strong> Liegen Christi<br />

im Grabe. 572<br />

2) Aus der Stelle Röm. 10,6.7 läßt sich kein bestimmter Lehrgehalt entnehmen, da diese Fragen<br />

nur rhetorische Formen sind, die noch dazu in den Sinn Anderer hineingelegt werden. Das <strong>Ein</strong>zige,<br />

was man ans der Gegenüberstellung der Himmelfahrt <strong>und</strong> des Seins bei den Toten entnehmen kann,<br />

besteht darin, daß Paulus hier zwei Stände Christi unterscheidet, einen herrlichen <strong>und</strong> einen niedrigen<br />

<strong>und</strong> diese eben in Christi Verweilen bei den Toten sieht. Auch bemerkt man, daß das Sein Christi<br />

bei den Toten jedenfalls im Bewußtsein des Apostels als ein von der Auferstehung getrenntes <strong>und</strong><br />

ihr voraufgehendes lebt.<br />

3) Apg. 2,24-32. Diese Verse bilden einen Teil der Predigt des Apostels Petrus am Pfingsttage. Es<br />

ist ihm darum zu tun, den Glauben an Jesum als den Herrn <strong>und</strong> Christ zu erwecken. Er erweiset ihn<br />

deswegen als Solchen, indem er zuerst seine Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er hervorhebt (V. 22), dann den Beweisgr<strong>und</strong><br />

in unseren Versen aufführt <strong>und</strong> zuletzt auf die Mitteilung des heiligen Geistes an seine<br />

Jünger hinweiset (V. 33-35). Wir fragen nun, worauf geht der zweite Beweisgr<strong>und</strong> Petri? Ganz offenbar<br />

darauf, Christum durch seine Auferstehung als den Herrn <strong>und</strong> Christ nachzuweisen. Er argumentiert<br />

aus Psalm 16 folgendermaßen: David hat hier, sagt er, nicht von sich geredet, denn er ist<br />

gestorben <strong>und</strong> begraben, hat also wirklich die Verwesung geschaut. Sein Wort ist demnach ein prophetisches<br />

<strong>und</strong> gibt uns ein Kennzeichen des Messias an. Das ist nun bei Christo eingetroffen, folglich<br />

habt ihr ihn als den Herrn <strong>und</strong> Christ zu glauben. Was allen gewöhnlichen Menschen begegnet,<br />

570 Reden Jesu II. 51.<br />

571 <strong>Lehre</strong> von der Höllenfahrt. Damascenus Studita hat sogar berechnet, Christus sei 33 St<strong>und</strong>en im Hades gewesen,<br />

wie 33 Jahre auf der Erde. Siehe König l. c. p. 197.<br />

572 Vergl. Güder l. c. p. 17-19. So erklärt auch Chrysostomus (Homil. 43 in Matth.) unsere Stelle.

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