Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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176 Von der Amtsordnung in der Kirche des neuen Testamentes.<br />
herrschen, sondern Vorbilder der Herde werden.“ Wie könnte er klarer den hierarchischen Gedanken<br />
ablehnen? Wie dürfte man noch an der Gleichstellung aller Apostel <strong>und</strong> Ältesten zweifeln,<br />
nachdem Petrus sich selbst nicht nur den übrigen Aposteln, sondern auch allen Ältesten gleichgestellt<br />
hat?<br />
Ebenso vergeblich sehen wir uns nach Schriftstellen um, welche im Stande wären, den Vorrang<br />
der päpstlichen <strong>und</strong> bischöflichen Würde zu begründen. Es ist freilich eine bekannte Sache, daß dafür<br />
Matth. 16,18 u. 19 <strong>und</strong> Joh. 21,15-17 angeführt werden. Ebenso bekannt ist jedoch auch, daß<br />
nur hierarchisches Vorurteil diese Schriftstellen so mißverstehen kann. Matth. 16,18 empfängt der<br />
Apostel Petrus diesen seinen Namen, welcher so viel bedeutet als „felsig.“ „Felsig“ aber <strong>und</strong> „Felsen“<br />
sind bekanntlich noch immer zwei verschiedene Dinge. Durch die Felsen, durch die Natur, die<br />
Eigenschaften des Felsen wird man felsig. Dasjenige, wodurch <strong>und</strong> warum also Petrus felsig genannt<br />
wurde, wird natürlich in der Meinung des Herrn Jesus der Felsen gewesen sein. Was war das<br />
aber? Ganz einfach der Glaube an Christum als den Sohn Gottes. Die πέτρα, der Felsen der Kirche,<br />
ist darum das feste F<strong>und</strong>ament der Kirche, <strong>und</strong> wer in diesem Glauben steht, ist πέτρος, „felsig.“<br />
Die Gemeinschaft, welche auf jenem Glaubensgr<strong>und</strong>e ruht, hat sich auf dem festen, unerschütterlichen<br />
Felsen erbaut, welcher allen Widersachern siegreich widersteht. Wer aber auf Menschen baut,<br />
der hat auf Sand gebaut. Matth. 7,24.27. Christus ist der köstliche <strong>Gr<strong>und</strong></strong>stein für Zion <strong>und</strong> der<br />
geistliche Felsen für die Kirche im alten, wie im neuen Testamente. Jes. 18,16; 1. Kor. 10,4; 1. Petr.<br />
2,7; Röm. 9,33. Und einen andern <strong>Gr<strong>und</strong></strong> kann auch Niemand legen. 1. Kor. 3,11.<br />
Was Matth. 16,19 dem Petrus zugesichert wird, das verleiht der Herr gleich darauf, Matth. 18,18,<br />
mit denselben Ausdrücken allen seinen Jüngern.<br />
Nur Künstelei endlich kann aus Joh. 21,15-17 eine Spur von dem Vorrang Petri herauspressen.<br />
Der Dienst, welcher dem Apostel hier übertragen wird, ist nach Apg. 20,28 die Pflicht aller Ältesten<br />
<strong>und</strong> wird in der oben angeführten Stelle von Petrus selbst als der allen Vorstehern in der Kirche gemeinsame<br />
Beruf dargestellt.<br />
Über die unbiblische Anmaßung der Bischofswürde wird weiter unten geredet werden.<br />
Demnach bleiben nur noch die untereinander vollkommen gleichen Ältesten oder Bischöfe übrig.<br />
Ihnen wurde dann auf Vorschlag der Apostel durch Beschluß <strong>und</strong> Wahl der Gemeinde das Diakonat<br />
hinzugefügt. Als Gehilfen wurden sie zur Pflege der Armen aufgestellt. Apg. 6.<br />
II. Das Ältestenamt hat seine Sendung unmittelbar von dem Herrn, denn es ist die Fortsetzung<br />
des von den Aposteln begonnenen Dienstes in der Kirche. Natürlich meine ich hier nur den ordentlichen,<br />
nicht den außerordentlich durch Inspiration <strong>und</strong> W<strong>und</strong>ergabe geleisteten Dienst. Das Wort des<br />
Herrn: „Gehet hin in alle Welt <strong>und</strong> lehret alle Völker <strong>und</strong> taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes<br />
<strong>und</strong> des heiligen Geistes; <strong>und</strong> lehret sie halten Alles, was ich euch geboten habe“ – enthält einen<br />
Auftrag an alle Diener der Kirche, welche bis an das Ende der Tage durch die Predigt des Wortes<br />
<strong>und</strong> die Spendung der Sakramente die Gemeinde Gottes sammeln <strong>und</strong> erbauen werden. Nur unter<br />
dieser Voraussetzung hat auch die Verheißung des Herrn Sinn: „Und siehe, ich bin bei Euch alle<br />
Tage, bis an das Ende der Welt.“ Matth. 28,19.20. Wie in seinem letzten hohenpriesterlichen Gebet<br />
nicht nur die ihn umstehenden Jünger, sondern die ganze Kirche der Zukunft der Gegenstand seiner<br />
Liebe <strong>und</strong> seiner Fürbitte war, so gibt er hier für alle Zeit eine Generalweisung für die Hirten seiner<br />
zu sammelnden Herde <strong>und</strong> verheißt ihnen seine segnende, durchhelfende Nähe, sowie die Offenbarung<br />
seiner allmächtigen Herrschaft im Himmel <strong>und</strong> auf Erden. Nicht allein die vor ihm stehenden<br />
endlichen Individuen sendet er mithin vor seiner Himmelfahrt, sondern alle, welche in denselben<br />
Dienst zu irgend einer Zeit der Entwickelung des Reiches Gottes auf Erden eintreten werden. Von