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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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140 Vom rechtfertigenden Glauben.<br />

Seiten des Unglaubens <strong>und</strong> der Werkgerechten die Stelle 1. Kor. 13,2 mißbraucht, um ihre <strong>Lehre</strong><br />

vom Vorzuge <strong>und</strong> Verdienst der Liebe mit ihren Werken zu beweisen. Wollten sie nur auf den Zusammenhang<br />

merken, in welchem dies Schriftwort mit dem vorangehenden Kapitel steht, so müßten<br />

sie erkennen, daß der Glaube, von welchem hier die Rede, so wenig der rechtfertigende Glaube<br />

ist, als jener der Teufel bei Jakobus. An dieser Stelle ist der Glaube eine W<strong>und</strong>ergabe, wie denn<br />

überhaupt hier von den geistlichen, w<strong>und</strong>erbaren Gaben der Urkirche die Rede ist.<br />

4. Der Glaube hat weder seine Form, noch seine Kraft in der Liebe. Vielmehr ist der rechtfertigende<br />

Glaube der Schöpfer <strong>und</strong> die Lebenskraft der Liebe <strong>und</strong> aller übrigen Tugenden des Wiedergeborenen.<br />

Gal. 5,6; Röm. 7,5; Kol. 1,29. Der Glaube ist es, welcher in der Liebe tätig ist, durch<br />

welchen sie als eine Wirkung erscheint <strong>und</strong> so weit <strong>und</strong> so kräftig lebt, als dies ihr Prinzip lebt <strong>und</strong><br />

sich äußert.<br />

5. Glaube <strong>und</strong> Werke verhalten sich zu einander, wie Ursache <strong>und</strong> Wirkung. Der Glaube besteht<br />

so wenig im Gehorsam, die Freudigkeit <strong>und</strong> der Eifer des Glaubenden nach dem ganzen Gesetz<br />

Gottes zu leben ist so wenig mit dem Glauben, etwa als Kern desselben, zusammenzufassen, wie<br />

der Baum in den Früchten besteht. Wo Glaube ist, da sind auch die Werke, als die Kennzeichen der<br />

rechten Art desselben. Jak. 2,26. Wie wenig aber diese ein Bestandteil des Erstern sind, zeigen Stellen<br />

wie Röm. 3,28: „So halten wir nun, daß wir gerecht werden ohne des Gesetzes Werke durch den<br />

Glauben.“ Wer kann verkennen, daß Gottes Wort hier Werke <strong>und</strong> Glauben scharf von einander sondert,<br />

ja einander gegenüberstellt?<br />

6. Man muß sich wohl hüten, die Versicherung, daß Christus für mich gestorben sei, mit dem<br />

Glauben zu verwechseln. Denn diese Versicherung <strong>und</strong> Gewißheit ist erst Folge des wahren Glaubens.<br />

<strong>Ein</strong>e solche Verwechselung von <strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>und</strong> Folge würde uns, gleich den Zeitgläubigen, in die<br />

gefährlichste Sicherheit stürzen.<br />

7. Sehr nahe verwandt mit dem vorigen Irrtum ist der Sinn Derjenigen, welche sich darum schon<br />

für Gläubige halten, weil sie, wie Bileam, den Wunsch hegen, den Tod des Gerechten zu sterben,<br />

oder Jesum <strong>zum</strong> Seligmacher zu haben. 4. Mos. 23,10.<br />

III. Glauben <strong>und</strong> Wiedergeburt sind unzertrennlich mit einander verb<strong>und</strong>en. Mit dem Glauben<br />

bricht auch das geistliche Leben in der Seele zuerst hervor. Wo der Glaube durch den heiligen Geist<br />

<strong>zum</strong> Durchbruch gekommen ist, da hat auch die Wiedergeburt Statt gef<strong>und</strong>en. Ist es auch ein seltener<br />

Fall, daß man sich der Zeit der Wiedergeburt genau bewußt ist, so kann man doch die Frage aufwerfen,<br />

wie sich Glaube <strong>und</strong> Wiedergeburt der Zeit nach zu einander verhalten. Wir müssen uns dafür<br />

entscheiden, daß sie ihrem Wesen nach in einen Moment fallen. Nur eine mechanische, materialistische,<br />

jetzt gerade nicht seltene Auffassung kann der Wiedergeburt darum die Priorität einräumen,<br />

weil sie das allmächtige Werk Gottes <strong>und</strong> von ihm angefangen sei. Gottes Geist treibt nur ein<br />

Werk, das des Heils überhaupt, nicht zwei, das der Wiedergeburt <strong>und</strong> dann jenes des Glaubens. 534<br />

Und jenes in sich einzige Werk beginnt er, aber in uns auf organische, lebendige Weise, so daß ein<br />

persönliches, freies Heilsleben in uns erblüht. 535 Die erste Erscheinung desselben ist der rechtferti-<br />

534 In diesem Irrtum scheint auch der sonst so vortreffliche Myseras in seinem köstlichen Buche: Empfindungen <strong>und</strong><br />

Erfahrungen der Frommen auf dem Wege nach dem Himmel, III. Hauptst. p. 62 u. 63 der Frankf. Ausg., befangen.<br />

535 Nur eine unbiblische Übertreibung von dem gänzlichen Verlust des göttlichen Ebenbildes durch die Sünde kann<br />

sich zu der mechanischen, unbiblischen Vorstellung einer materialen, noch unpersönlichen Wiedergeburt, wie sie<br />

letzthin von den Übertreibern der Taufgnade ist angepriesen worden, verstehen. Die reformierte <strong>Lehre</strong> hat, wie die<br />

Bibel, mit Beidem keine Gemeinschaft. Es verdiente namentlich eine gründlichere Berücksichtigung, daß die reformierte<br />

Kirche von Anfang an solche Extravaganzen nicht gebilligt hat. Schon der große Calvin unterscheidet sehr<br />

scharfsinnig das <strong>zum</strong> Wesen der Seele gehörige Ebenbild Gottes, welches durch den Sündenfall nicht verloren gegangen<br />

ist, von den Eigenschaften der Seele, Institutio I. 15. Über diesen wichtigen Gegenstand lese man auch die<br />

sehr verdienstliche Dogmatik von Dr. Ebrard I. 309 usw.

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