Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens. 43<br />
Was für Nutzen bekommen wir aus dem Priesteramt Christi?<br />
Der erste Nutzen ist, daß durch das einige Opfer Christi, welches seine Kraft behält in Ewigkeit,<br />
meine Sünden in Ewigkeit ausgetilget sind, daß deren vor Gott nimmermehr soll gedacht werden.<br />
Darum erscheinet er auch für <strong>und</strong> für im Himmel vor dem Angesicht des Vaters mit seinem wahren<br />
Leib <strong>und</strong> Seele, in denen er meine Sünde vollkommen hat lassen strafen, <strong>und</strong> mir die Seligkeit erworben,<br />
auf daß ich gewiß sei, daß der Vater alle St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Augenblicke in dem Pfand vor Augen<br />
habe das einmal vollbrachte Opfer, welches in Ewigkeit gilt, <strong>und</strong> daß er derwegen von mir keine<br />
weitere Bezahlung 168 will fordern für meine Sünden, die er in aller Strenge nach seiner göttlichen<br />
Gerechtigkeit an seinem Sohn gestraft hat, der nun ein Mittler ist, sich für mich darstellt <strong>und</strong> für<br />
mich bittet. Deshalb wird die Gerechtigkeit Gottes keineswegs gestatten, daß von meinem Leib <strong>und</strong><br />
von meiner Seele die Schuld noch einmal gefordert werde, welche durch Christum bezahlt ist, der<br />
in meinem Namen vor dem Angesicht des Vaters erscheint. Dieser Nutzen des ewigen Priestertums<br />
Christi ist mit dem Eid Gottes uns verheißen <strong>und</strong> bestätigt, also, daß ich an diesem Nutzen so wenig<br />
zweifeln soll, so wenig ich zweifeln kann, daß Gott den Eid festhalten will in Ewigkeit, den er geschworen<br />
hat Ps. 110,4: „Gott hat einen Eid geschworen, <strong>und</strong> wird ihn nicht gereuen“ (er spricht: Es<br />
werde ihn nicht gereuen), „Du bist ein Priester in Ewigkeit.“ Ist denn Christus ein Priester in Ewigkeit,<br />
durch den Eid Gottes verordnet, so muß auch die Frucht <strong>und</strong> der Nutzen seines Priestertums<br />
bei seinen Gläubigen, deren Mittler <strong>und</strong> Priester er ist, in Ewigkeit seine Kraft <strong>und</strong> Wirkung haben;<br />
denn ohne den Nutzen <strong>und</strong> die Wirkung wäre das Priestertum vergeblich. Damit wir aber wüßten,<br />
daß es nicht vergeblich wäre, sondern daß wir dadurch in Ewigkeit gesühnet sind <strong>und</strong> versöhnet<br />
bleiben, hat Gott sein höchstes Siegel darauf gedrückt, nämlich seinen teuren Eid. Dieser Nutzen<br />
wird uns ausdrücklich vorgehalten an vielen Orten der Schrift, als Hebr. 9,12, ebenso 10,14: „Mit<br />
einem Opfer hat er in Ewigkeit vollkommen gemacht, die geheiliget werden.“ Es bezeugt uns aber<br />
solches auch der heilige Geist: 169 „Denn nachdem er zuvor gesagt hatte: Das ist das Testament, das<br />
ich ihnen machen will nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben<br />
<strong>und</strong> in ihre Sinne will ich es schreiben, <strong>und</strong> ihrer Sünde <strong>und</strong> Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken.<br />
Wo aber derselbigen Vergebung ist, da ist nicht mehr Opfer für die Sünde“ etc. Und was<br />
weiter folgt in selbem Kapitel. Deswegen spricht auch der Apostel: 170 „Dieweil wir Gott versöhnet<br />
sind durch den Tod seines Sohnes, da wir noch Feinde waren, vielmehr werden wir selig werden<br />
durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnet sind. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns<br />
auch Gottes durch unsern Herrn Jesum Christ, durch welchen wir nun die Versöhnung empfangen<br />
haben.“<br />
Welches ist der andere Nutzen des Priestertums Christi?<br />
Der andere Nutzen ist, daß wir <strong>und</strong> unser Gebet, auch Alles, was wir haben, geheiliget ist durch<br />
das Opfer oder Leiden Jesu Christi, <strong>und</strong> nunmehr den heiligen Geist, den er uns mit seinem Opfer<br />
am Kreuz erworben, empfangen, haben durch den Glauben an ihn, so folgt, daß uns unsere Unwürdigkeit<br />
nicht mehr von dem Angesichte Gottes abschrecken kann, sondern daß wir mit wahrem Vertrauen<br />
auf das Opfer Christi zu Gott treten mögen, uns selbst <strong>und</strong> unser Gebet, samt Allem, was wir<br />
haben, ihm aufzuopfern zu einem wohlgefälligen Dankopfer, weil es zusammen übergossen <strong>und</strong> ge-<br />
168 Dies gilt gegen alle die Bedingungen, an welche die römische Kirche die Sündenvergebung knüpft. Hiemit kann<br />
weder die Notwendigkeit einer priesterlichen Lossprechung, noch das römische Bußwesen, noch die Messe, noch<br />
der Ablaß, noch das Fegfeuer bestehen. Alle diese Erfindungen der päpstlichen Kirche zerfallen vor dem Opfer<br />
Christi, das Alles bezahlt <strong>und</strong> alle Strafe getilgt hat, auch ewiglich gilt – in Nichts. A. d. H.<br />
169 Hebr. 10,15-18<br />
170 Röm. 5,10.11