27.04.2014 Aufrufe

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wort <strong>und</strong> Sakrament. 223<br />

jene Verbrecher, welche die Juden mit dem Heiland zusammen kreuzigten, <strong>und</strong> deren <strong>Ein</strong>er Christum<br />

schmähte, während der Zweite wegen seines Glaubens an den Herrn in das Paradies kam, –<br />

sind ein klares Beispiel, wie das Wort ganz auf dieselbe Weise wie das Sakrament wirkt <strong>und</strong> das<br />

Heil nicht in sich eingeschlossen enthält. 725<br />

Nach alle dem Besprochenen sehen wir nun leicht die Wahrheit jenes Wortes des Augustinus 726<br />

ein, es sei, wie das Wort des Evangeliums, so auch das Sakrament der Taufe <strong>und</strong> des Abendmahls,<br />

<strong>Ein</strong>igen ein Geruch des Lebens <strong>zum</strong> Leben, <strong>Ein</strong>igen dagegen ein Geruch des Todes <strong>zum</strong> Tode. Mit<br />

derselben Geläufigkeit hat diese letzte Übereinstimmung, die wir zwischen Wort <strong>und</strong> Sakrament behaupten,<br />

das Schwäbische Syngramma, welches von Luther sogar empfohlen ist, wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> in folgenden Worten ausgesprochen: „So ist nämlich Alles im Abendmahl wie im Worte selbst<br />

zu suchen. Auf dieselbe Weise, wie seinen Leib im Abendmahl, hat uns auch Christus das ganze<br />

Evangelium geschenkt, wodurch uns nicht nur gegenwärtig gemacht wird der Leib <strong>und</strong>, das Blut<br />

Christi, sondern die ganze Gottesmacht, der ganze Gott mit allen seinen Gütern.“<br />

Es bleibt uns jetzt nur noch übrig über die Verschiedenheit zu sprechen, welche zwischen der<br />

Wirkungsweise des Worts <strong>und</strong> Sakraments besteht. Wir haben allerdings die größeste Übereinstimmung<br />

zwischen beiden Gnadenmitteln dargetan, aber die Art ihrer Tätigkeit ist doch nicht ganz <strong>und</strong><br />

durchaus die nämliche. Augustinus bemerkt schon sehr richtig, das Wort sei ein hörbares, das Sakrament<br />

aber ein sichtbares Evangelium. Wer den Spuren dieses einzigen Mannes, dessen Aussprüche<br />

immer einen tiefen Sinn haben, nachgeht, dem ist offenbar, daß das Sakrament eine sichtbare göttliche<br />

Handlung sei, <strong>und</strong> deswegen geeignet, nicht nur zu einer allgemeinen, sondern auch zu einer<br />

besonderen <strong>und</strong> einzelnen Mitteilung. Durch die Predigt des Evangeliums wird das Heil in Christo<br />

Jesu auf eine allgemeine Weise allen Hörern mitgeteilt, durch Vermittelung des Sakraments wird<br />

aber mit jedem <strong>Ein</strong>zelnen gehandelt. Hierin ist mit dankbarem Herzen die Barmherzigkeit Gottes<br />

anzuerkennen. Denn für uns Menschen, die wir schwach <strong>und</strong> der Sinnlichkeit unterworfen sind, ist<br />

eine solche Weise mit uns zu verkehren nötig. Wären wir Engel oder rein geistige Wesen, so würden<br />

wir einer sichtbaren Weise der Gnadenerweisung nicht bedürfen. Nun aber, da wir in ganz anderer<br />

Lage <strong>und</strong> mit dieser irdischen Leibeslast umgeben sind, so wird unser Glaube durch unsere fleischliche<br />

Schwachheit gehindert, gestört, gemindert. Denn es ist ein schwierig Ding, dem Unsichtbaren,<br />

was im Wort vorgehalten wird, mit der ziemlichen festen Überzeugung des Herzens sich hinzugeben.<br />

Viele sind zudem auch von einer gewissen Geistesschwäche, so daß sie die Art, wodurch unser<br />

Gott in den Herzen das Heil vollführt, sich nicht klar <strong>und</strong> deutlich vorstellen könnten. 727 Der Glaube<br />

endlich, wenn er auch die Wahrheit der Verheißung Gottes im Allgemeinen festhält, wird doch geängstet<br />

über diese höchst wichtige Frage, kommt denn auch zu mir selbst privatim das Heil, welches<br />

Gott in seinem Sohne uns vorhält? Um dieser Ursachen willen beschloß der Heiland in seiner<br />

Fülle des Erbarmeus nicht mit einem Mittel nur, durch das einfache Wort nämlich, die Gnade des<br />

neuen Testaments uns mitzuteilen, sondern es gefiel ihm, unserer Schwäche durch zuverlässige<br />

Hilfsmittel aufzuhelfen, durch Anordnung von augenfälligen Vorgängen <strong>und</strong> durch diese persönlich<br />

jeden <strong>Ein</strong>zelnen zu unterweisen, zu stärken, zu trösten <strong>und</strong> sicher zu machen, was wir außer uns in<br />

sichtbarer Weise vor sich gehen sehen, das werde innerlich durch Gottes Kraft in uns gewirkt mit<br />

725 Schenkel (l. c.) behauptet, Zwingli weise dem göttlichen Wort eine abstrakte Allmachtswirkung zu. Durchliest man<br />

aber die ganze von Schenkel zitierte Stelle (Werke I. S. 65), so zeigt sich’s, daß Zwingli nichts Anderes lehrt, als<br />

Gottes Vorsatz könne nicht vereitelt werden. (Vergl. d. Wes. d. Protest. II. S. 386.)<br />

726 Ad. Fulgent. Donat. infra cap. 8.<br />

727 Rothe, Ethik. II, S. 459 <strong>und</strong> 460: „Die Anordnung solcher symbolischen Akte – ist unumgängliches Bedürfnis. –<br />

Hätte der Erlöser sich darauf beschränkt, in dieser Beziehung gewisse Lehrsätze – mitzuteilen – so hätte die Kenntnis<br />

von den eigentlichen Mysterien des eigentümlich christlichen Lebens auf den unvermeidlich nur kleinen Kreis<br />

derjenigen Gläubigen beschränkt bleiben müssen, welche im Stand sind, dieselben denkend zu fassen“ usw.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!