Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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60 Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens.<br />
Warum war es von Nöten, daß Christus eben des Todes des Kreuzes stürbe?<br />
Dies ist darum geschehen, dieweil wir um unsrer Sünden willen einen verfluchten Tod Gott<br />
schuldig waren, <strong>und</strong> aber der Tod des Kreuzes nicht allein von Menschen, sondern auch von Gott<br />
selbst verflucht war, wie er sagt: 228 „Verflucht sei ein Jeder, der am Holz hanget“, so war von Nöten,<br />
daß Christus, unser Bürge, eben diesen Tod erlitt, auf daß er durch seine Genugtuung uns von dem<br />
Fluch Gottes erlösete, wie S. Paulus lehret: 229 „Daß Christus unsern Fluch auf sich genommen hat,<br />
indem er verflucht ist worden für uns, da er ist ans Kreuz gehängt worden, auf daß die Benedeiung,<br />
die dem Abraham verheißen war, auf uns käme.“ Deswegen aus dem Tod des Kreuzes, als aus dem<br />
Zeichen der Vermaledeiung Gottes, verstehen wir klärlich <strong>und</strong> gewiß, daß die Last der Vermaledeiung<br />
Gottes, die auf uns liegen sollte, auf Christum gelegt sei, welches wir nicht hätten können gewiß<br />
sein, wenn Christus sonst gestorben oder einen andern Tod gelitten hätte.<br />
Ist denn Christus wahrhaftig für uns ein Fluch <strong>und</strong> eine Vermaledeiung geworden am<br />
Kreuz?<br />
Ja wahrhaftig, nicht allein für den Menschen, sondern auch für Gott, wie der heilige Geist redet:<br />
230 „Christus ist für uns eine Vermaledeiung worden“, <strong>und</strong> beweiset es der Apostel aus dem<br />
M<strong>und</strong> Gottes, der gesagt hat: „Verflucht sei Jedermann, der am Holz hänget.“ 231 Gewißlich, Gott<br />
wußte wohl, da er das sagte, welches Todes sein Sohn sterben sollte, ja der Tod des Kreuzes (den er<br />
da verfluchte) war schon Christo in dem ewigen Rat Gottes verordnet, wie Apg. 4,28 zu sehen.<br />
Denn darin stehet alle unsere Hoffnung, in dem stehet die unendliche Liebe Gottes gegen uns, daß<br />
er wahrhaftig <strong>und</strong> nicht im Schein seinen Zorn ausgeschüttet hat auf seinen Sohn <strong>und</strong> ihn wahrhaftig<br />
vermaledeiet, auf daß er uns nicht dürfte wahrhaftig vermaledeien, sondern dagegen uns mit seiner<br />
Benedeiung <strong>und</strong> Gnade erfüllet. Ja also wahrhaftig ist Christus für uns vermaledeiet worden<br />
(auf daß wir gewiß wären, daß nicht zu uns würde gesagt werden vor dem jüngsten Gericht: 232 „Gehet<br />
hin, ihr Vermaledeiten, ins ewige Feuer“), daß, wenn Christus nicht zugleich wahrer Gott gewesen<br />
wäre, hätte er müssen in Ewigkeit unter der Vermaledeiung versinken <strong>und</strong> bleiben, aus welcher<br />
er uns zu Gutem entronnen ist.<br />
Ist es aber dem Sohne Gottes nicht schmählich, daß er für uns ein Fluch <strong>und</strong> Vermaledeiung<br />
Gottes geworden sei?<br />
Gar nicht. Denn wir glauben, daß Christus eine fremde, nämlich unsere Vermaledeiung auf sich<br />
genommen <strong>und</strong> getragen habe, mit welcher Tat er seinen höchsten Gehorsam gegen Gott den Vater<br />
<strong>und</strong> seine vollkommene Liebe gegen uns erzeiget hat. Dazu auch hat er seine göttliche Macht offenbaret,<br />
indem er unsere Vermaledeiung, die er auf sich genommen, überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ausgetilget hat.<br />
Warum hat Christus den Tod sollen leiden?<br />
Auf daß er dem gerechten Urteil Gottes für unsere Sünden genug täte. Und dieweil die Sünde<br />
durch das Urteil Gottes zweierlei Macht über uns bekommen hat: erstlich, uns <strong>zum</strong> ewigen Tod zu<br />
bringen; zweitens, daß sie in uns Macht hätte zu herrschen, in uns zu wüten, aus einer Sünde in die<br />
andere uns zu treiben, <strong>und</strong> das zwar aus dem gerechten Urteil Gottes, welcher Sünden mit Sünden<br />
228 5. Mos. 21,23<br />
229 Gal. 3,13.14<br />
230 Gal. 3,13<br />
231 5. Mos. 21,23<br />
232 Matth. 25,41