Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens. 49<br />
Zweitens, daß er ein solcher Mittler ist, in dem erstlich die göttliche Liebe, welche übertrifft<br />
Himmel <strong>und</strong> Erde wesentlich ist, <strong>und</strong> in diesem Herzen persönlich wohnet, welches eine wahre brüderliche<br />
Liebe <strong>und</strong> Treue zu uns hat.<br />
Drittens, daß er auch solcher Mittler ist, welches Leib <strong>und</strong> Seele in der Empfängnis vollkommen<br />
geheiliget sind: Erstlich, auf daß er ein reines, heiliges Opfer würde, an welchem unsere sündliche<br />
Empfängnis nunmehr gestraft <strong>und</strong> bezahlt ist, samt deren Früchten, <strong>und</strong> wir also von denselben freigesprochen<br />
sind, nicht daß keine Erbsünde mehr in uns sei, sondern daß sie uns nicht zugerechnet<br />
wird. Danach auch, daß er durch die Kraft seiner vollkommenen Heiligkeit diesen unsern befleckten<br />
Leib <strong>und</strong> Seele allgemach heiliget, bis daß er uns endlich von unsrer angebornen Seuche ganz <strong>und</strong><br />
gar entlediget, <strong>und</strong> mit demselben heiligen Geist, mit welchem das ewige Wort, nämlich der Sohn,<br />
seinen Leib <strong>und</strong> Seele in Mutterleib hat geheiliget, auch unsere Natur <strong>zum</strong> Ebenbild Gottes endlich<br />
aus Gnaden vollkommen wird erneuern. „Der da heiliget <strong>und</strong> die da geheiliget werden, sind Alle<br />
von <strong>Ein</strong>em her.“ 193 Und Kap. 7, V. 26: „Solchen Hohenpriester mußten wir haben, der da wäre gottselig,<br />
unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern.“ Was mehr für Nutzen aus der Empfängnis<br />
Christi zu nehmen sei, ist <strong>zum</strong> Teil zuvor erkläret, da man von den zweien Naturen in Christo<br />
gehandelt, wird auch noch besser im Nachfolgenden angezeigt werden.<br />
Weil man nun die Meinung dieser Worte: „Der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren<br />
aus Maria, der Jungfrau“, verstehet, so ist nun dies übrig, daß du mir die <strong>Lehre</strong>, die drinnen<br />
begriffen ist, etwas vollkommener erklärest.<br />
Fünf Stücke sind zu bedenken zur Erklärung des Artikels von der Menschwerdung des Sohnes<br />
Gottes.<br />
Erstlich muß man fleißig vor Augen haben, wohin dieser Artikel gerichtet sei, <strong>und</strong> derwegen wie<br />
notwendig es sei, daß er recht verstanden werde.<br />
Zweitens, warum beide Naturen in Christo, die göttliche <strong>und</strong> menschliche, <strong>zum</strong> <strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>und</strong> F<strong>und</strong>ament<br />
unserer Seligkeit nötig sind.<br />
Drittens, warum diese zwei Naturen in Christo müssen persönlich vereinigt sein, <strong>und</strong> was die<br />
persönliche Vereinigung sei.<br />
Viertens, daß sie also vereiniget sind, daß doch eine jede Natur ihre unterschiedliche Eigenschaften<br />
behält, wodurch eine Natur von der andern kann erkannt <strong>und</strong> unterschieden werden.<br />
Fünftens, was für Gefahr dabei sei, wenn man die Eigenschaften der Naturen nicht bleiben läßt.<br />
Erstlich, welches ist das Ziel, dahin dieser Artikel gerichtet ist, auf daß wir seinen Nutzen<br />
recht mögen verstehen?<br />
Das F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> der <strong>Gr<strong>und</strong></strong> des königlichen Priestertums Christi, <strong>und</strong> deswegen des ewigen<br />
B<strong>und</strong>es zwischen Gott <strong>und</strong> den Menschen, wird begriffen in diesem Artikel von der Person Christi,<br />
zu welcher Person Substanz <strong>und</strong> Wesen diese zwei Naturen gehören, nämlich die göttliche <strong>und</strong><br />
menschliche, welche also zusammen verb<strong>und</strong>en sind, daß sie ein wesentlicher, wahrhaftiger Christus<br />
sind <strong>und</strong> doch eine jede Natur ihre unterschiedlichen Eigenschaften behält. Dies ist im Rate<br />
Gottes der Anfang <strong>und</strong> Eckstein unserer Seligkeit.<br />
Denn die Seligkeit des Menschen stehet in dem, daß er mit Gott, dem Brunnen alles Guten, vereiniget<br />
sei. 194 Dagegen ist dies des Menschen höchste Unseligkeit, wenn er von Gott abgesondert<br />
193 Hebr. 2,11<br />
194 1. Joh. 2,2