Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 215<br />
ment, von welcher wir jetzt handeln wollen, von den Lutheranern, falsch verstanden würde. Wir<br />
lehren nämlich auch eine Übereinstimmung beider Gnadenmittel darin, daß die Gnade Christi an<br />
das Mittel nicht geb<strong>und</strong>en noch darin eingeschlossen ist. Obwohl wir die verheißenen <strong>und</strong> versiegelten<br />
Dinge nicht vom Worte <strong>und</strong> den Zeichen trennen oder losreißen, so muß man doch von den<br />
für Auge oder Ohr vernehmbaren Dingen unterscheiden das himmlische Gut selber, welches ganz<br />
vom Geiste Gottes ausfließt. Wir hüten uns ernstlich in den bei alten <strong>und</strong> neueren Schriftstellern so<br />
häufigen Irrtum zu verfallen, wonach die Mittel, deren sich der heilige Geist bedient, das gehörte<br />
Wort, oder Wasser, Brot <strong>und</strong> Wein das Amt des heiligen Geistes so übernehmen, daß die Gnadenmittel<br />
selbst <strong>und</strong> durch sich die Gnaden mitteilen, <strong>und</strong> haben wie der Kelch den Wein. Deswegen<br />
müssen wir mit aller Entschiedenheit behaupten, daß es keine andere bewirkende Ursache der Gnaden<br />
gebe, außer dem Geiste Gottes. Wort <strong>und</strong> Sakramente aber sind nur mittelbare Ursachen, nur<br />
Werkzeuge, welchen Gott aber keineswegs seine eigne Wirksamkeit abtritt. Auf diese Weise gehen<br />
wir auf der Mittelstraße der Wahrheit zwischen Römischen <strong>und</strong> Lutherischen. Jene lassen die Elemente<br />
verschwinden, diese versenken die himmlischen Güter in sie. Zur Substanz des Taufwassers<br />
läßt Luther im großen Katechismus den heiligen Geist so hinzukommen <strong>und</strong> sich mit derselben verbinden,<br />
daß es sich dadurch von jedem andern Wasser unterscheidet. Im neunten der Schwabacher<br />
Artikel nennt er das Taufwasser „ein heilig, lebendig, kräftig Ding.“ Im Brot <strong>und</strong> Wein ist ihm der<br />
wahre Leib <strong>und</strong> das Blut Christi, nachdem er die römische Verwandlungslehre, welche er noch im<br />
Sermon vom hochwürdigen Sakrament vorträgt, aufgegeben hatte. „Es sei Christi Leib, sagt er nun,<br />
was der M<strong>und</strong> esse, <strong>und</strong> hafte also der Glaube an dem Leibe, der im Brote sei.“ 704 Im Jahre 1535 gab<br />
er Melanchthon folgende Instruktion nach Kassel: „Und ist in Summa das unsere Meinung, daß<br />
wahrhaftig in <strong>und</strong> mit Brod der Leib Christi geßen wird, also daß Alles, was das Brod wirkt <strong>und</strong> leidet,<br />
der Leib Christi wirke <strong>und</strong> leide, daß er ausgeteilt, geßen <strong>und</strong> mit Zähnen zerbißen werde.“<br />
Herr Dr. Kahnis ist sehr ungehalten darüber, daß Schenkel <strong>und</strong> die andern vernünftigen Leute meinen,<br />
das hieße doch eine lokale Gegenwart des Leibes Christi lehren. Weil wir finden, daß was im<br />
Brote ist, mit dem M<strong>und</strong>e von Jedem gegessen wird, ausgeteilt <strong>und</strong> mit den Zähnen zerbissen wird<br />
etwas an einem Orte Befindliches, Räumliches sein müsse, so beehrt uns Herr Dr. Kahnis mit dem<br />
Titel „Unsinnige.“ 705<br />
Die Kraft des heil. Geistes <strong>und</strong> die himmlischen Gaben sind ferner nicht in die Elemente wie in<br />
Gefäße eingeschlossen. Gegen solche Fassung ist die heilige Schrift, welche auch hier unsere <strong>Lehre</strong><br />
mit den festesten Gründen stützt. Denn das Evangelium lehrt keinen andern Weg, wodurch die Gaben<br />
Christi zu uns kommen, als die geheime Wirksamkeit des heiligen Geistes. Wer vom Vater erteilte<br />
Güter genießt, der hat seinen Reichtum durch den heiligen Geist. Der Geist ist’s, welcher von<br />
Christo zeuget (1 Joh. 5,7.8), welcher uns <strong>zum</strong> Gehorsam Christi <strong>und</strong> zur Besprengung mit dem<br />
Blute des Erlösers führt (1. Petr. 1,2), durch welchen wir allein Christum unseren Herrn nennen<br />
können (1. Kor. 42,3). Durch den heiligen Geist haben wir Abwaschung, <strong>Recht</strong>fertigung <strong>und</strong> Heiligung,<br />
welche da sind im Herrn Jesus Christus (1. Kor. 6,11). Ohne den heiligen Geist können wir<br />
Christo nicht angehören <strong>und</strong> bleiben im Fleische der Sünde (Röm. 8,9). Und wie groß auch die Vorzüglichkeit<br />
<strong>und</strong> Trefflichkeit des Dienstes am Wort sei, doch ist der heilige Geist der innerliche <strong>Lehre</strong>r<br />
unserer Seele, welcher die Herzen dem Evangelium auftut (Apg. 16,14) welcher auch der Predigt<br />
des Apostels Paulus Kraft gab, da weder der Diener, der pflanzt, etwas ist, noch der welcher begießt,<br />
sondern Gott, der das Gedeihen gibt (1. Kor. 3,5-7). Durch nichts anderes wissen wir, daß wir<br />
in Christo bleiben <strong>und</strong> Christus in uns, als durch den heiligen Geist, welcher unsere w<strong>und</strong>erbare<br />
704 Schenkel Wes. d. Prot. I, 526.<br />
705 Leipziger Conferenz S. 30.