Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 213<br />
Herrn <strong>und</strong> die Sakramente überhaupt ohne Parteieifer liest, kann es entgehen, daß Calvin der Neueste<br />
Vorkämpfer für die objektive Gültigkeit der Sakramente ist. 698 „Soviel ist zwar gewiß, sagt der<br />
ehrwürdige reformierte Kirchenvater, angeboten wird Allen zusammen Christus mit seinen Gaben,<br />
<strong>und</strong> durch der Menschen Unglauben wird Gottes Wahrheit nicht erschüttert, so daß immer die Sakramente<br />
ihre Kraft behalten; aber nicht Alle sind Christi <strong>und</strong> seiner Gaben fähig. Daher wird auf<br />
Seite Gottes nichts geändert; soviel aber die Menschen anbelangt, so empfängt jeder nach dem<br />
Maße seines Glaubens.“<br />
Ferner, wie könnte Martensens Anklage deutlicher zunichte gemacht werden, als durch folgende<br />
Darlegung in der berühmten allbekannten Institutio religionis christianae: 699 „Soviel wir uns demnach<br />
zur Bewahrung, Bekräftigung, Mehrung der Erkenntnis Christi in uns, sowie auch <strong>zum</strong> völligen<br />
Besitz seiner Person <strong>und</strong> zur Erlangung seiner Schätze durch die Gnadenmittel verhelfen lassen,<br />
soviel Wirkung haben sie bei uns: solches geschieht aber sobald wir, was daselbst angeboten wird,<br />
mit wahrem Glauben annehmen. Wie, sagst du vielleicht, so bringen die Gottlosen durch ihre Undankbarkeit<br />
wohl das fertig, daß Gottes Anordnung vereitelt wird, <strong>und</strong> ohne Erfolg bleibt? Nein, so<br />
ist meine Rede nicht zu verstehen, als ob von der Stimmung oder der Willkür des Empfängers die<br />
Kraft <strong>und</strong> Wahrhaftigkeit des Sakraments abhinge. Denn fest bleibt, was Gott eingesetzt hat <strong>und</strong> behält<br />
seine Natur, wie auch die Menschen sich ändern mögen; aber da anbieten <strong>und</strong> empfangen zweierlei<br />
ist, so steht nichts entgegen, daß das durch des Herrn Wort geheiligte Zeichen wirklich das sei,<br />
wofür es ausgegeben wird, <strong>und</strong> seine Kraft behalte, gleichwohl aber kein Nutzen auf den Frevler<br />
<strong>und</strong> den Gottlosen übergehe.“<br />
Darum gilt auch jetzt noch, was Calvin an anderem Orte gegen Westphals Verleumdungen geschrieben:<br />
„Verleumderisch verdreht er meine <strong>Lehre</strong> so, wenn ein Gottloser <strong>zum</strong> Tisch nahe, dann<br />
sei schon nicht mehr die Kraft mit den Zeichen verb<strong>und</strong>en, was doch nirgends von mir behauptet<br />
wurde. Er hält mir entgegen, durch das Wort werde das Sakrament, nicht durch unsern Glauben. Ich<br />
gebe dies zu, aber darum braucht doch nicht Christus ohne Unterschied H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Säuen so vorgeworfen<br />
zu werden, daß sie sein Fleisch essen.“ Mehr braucht es fürwahr nicht <strong>zum</strong> Erweise, wie<br />
gr<strong>und</strong>los das ist, was nach Westphal nicht Martensen bloß, sondern unzählige Lutheraner gegen die<br />
reformierte <strong>Lehre</strong> fälschlich vorgebracht haben <strong>und</strong> noch vorbringen. Es ist in der Tat niederschlagend,<br />
daß man noch immer nicht aufhören will, einen Vorwurf geltend zu machen, der weder unsere<br />
Kirche, noch ihre Symbole, noch ihre großen <strong>Lehre</strong>r trifft. Es sieht fast aus als sei man arm geworden<br />
an eigentlichen <strong>und</strong> begründeten Ausstellungen, nachdem so Viele unter lutherischem Namen<br />
die reformierte <strong>Lehre</strong> preisen <strong>und</strong> vortragen. Das darf bei unterrichteten oder gar gelehrten Männern<br />
nie vorkommen, am allerwenigsten zwischen Lutheranern <strong>und</strong> Reformierten. Bis in die neueste Zeit<br />
aber haben wir das immer wieder zu beklagen. So ist Herr Thomasius so fre<strong>und</strong>lich, aus der Leugnung<br />
des Genusses der Ungläubigen die enorme Konsequenz zu ziehen: „die Verheißung des Herrn<br />
hat für sie ihre Allgemeinheit <strong>und</strong> Sicherheit verloren; nur für einzelne Personen oder nur für einzelne<br />
Akte bekennt er sich zu der von ihr auf seinen Befehl hin vollzogenen Sakramentshandlung, <strong>und</strong><br />
wäre demnach diese auch nur in jenen einzelnen Fällen wirkliches Sakrament, d. h. sie wäre es an<br />
sich nicht, sondern würde es nur da, wo etwa (!) würdige Empfänger zugegen sind, <strong>und</strong> nur für diese.“<br />
700 Daß die Leute der lutherischen Konferenz von Leipzig an ähnlichen Konsequenzen reich<br />
698 Consens. Tigur. XIV. Certum quidem est, offeri communiter omnibus Christum cum suis donis, nec hominum incredulitate<br />
labefactari Dei veritatem, quin semper vim suam retineant sacramenta; sed non omnes Christi et donorum<br />
ejus sunt capaces. Itaque ex Dei parte nihil mutatur; quantum vero ad homines spectat quisque pro fidei suae<br />
mensura accipit.<br />
699 Lib. 4. 14, 16.<br />
700 Zeitschr. für Protest. u. Kirche. B. XVIII. p. 315.