Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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198 Wort <strong>und</strong> Sakrament.<br />
Lebenswärme der Sonne in ihren Strahlen im Leben erhalten werden, so ist für uns das Fleisch<br />
Christi lebendigmachend, „weil aus seinem Wesen Leben in unsere Seelen hinüberfließt.“ 655<br />
Räumlich, mündlich, im Brot also kommt der Leib Christi keineswegs zu uns, wie das Luther<br />
festhielt <strong>und</strong> Zwingli verwarf, denn Beide stritten über diese Art der Gegenwart des Leibes, sondern<br />
wirklich, wesentlich, mit seiner Kraft, so daß in uns erfüllt wird, was der Apostel lehrt, wenn er uns<br />
Fleisch von Christi Fleisch <strong>und</strong> Bein von seinem Bein nennt. (Eph. 5,24.30)<br />
Nach dieser freilich nur kurz gefaßten Darlegung – da weiter hierüber mich auszulassen hier<br />
nicht in meiner Aufgabe liegen kann – wollen wir nun zur Betrachtung des zweiten Gnadenmittels<br />
übergehen.<br />
W<strong>und</strong>erbar in der Tat <strong>und</strong> über alle unsere Erkenntnis erhaben sind die Gaben des Sakramentes,<br />
aber nicht geringere werden uns durch das göttliche Wort dargereicht, welches das zweite Werkzeug<br />
des göttlichen Erbarmens ist. Sind ja doch die Gnaden des Wortes <strong>und</strong> des Sakramentes die nämlichen.<br />
Denn nichts ist in dem Schatze Christi, was nicht das Wort Gottes verhieße, nicht mitteilte<br />
oder geben könnte. Die ganze Schrift, ist ein Zeugnis dafür, daß durch das Wort uns die Vergebung<br />
der Sünden gegeben werde. Ferner welch schlagende Beweisstellen werden in der Apostel Worten<br />
uns vorgehalten, daß kein Weg uns sicherer zu der Erneuerung des Lebens, zur Wiedergeburt führe,<br />
als der durch dieses zweite Gnadenmittel. Verkündet nicht Jakobus (1,18): „Dieser hat uns nach seinem<br />
Willen wiedergeboren durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge wären seiner Kreaturen?“<br />
Und wer sollte aus dem ersten Brief Petri (1,23.25) nicht lernen, daß wir Christen wiedergeboren<br />
seien nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, nämlich durch das Wort<br />
Gottes, das da lebendig ist <strong>und</strong> bleibet in Ewigkeit, <strong>und</strong> welches kein Anderes ist, als das unter uns<br />
gepredigte Wort. Derselben <strong>Lehre</strong> stimmt Paulus bei mit den heiligen Worten: „Denn ob ihr gleich<br />
zehntausend Zuchtmeister hättet in Christo, so habt ihr doch nicht viele Väter. Denn ich habe euch<br />
gezeuget in Christo Jesu durch das Evangelium.“ (1. Kor. 4,15) An einem anderen Ort (Röm. 15,16)<br />
schreibt derselbe Apostel, er sei bei den Heiden ein Diener Jesu Christi zu opfern das Evangelium<br />
Gottes, so daß die Heiden ein Opfer werden, Gott angenehm, geheiligt durch den heiligen Geist. Er<br />
schreibt also dem verkündigten göttlichen Worte die Heiligung der Heiden auf dieselbe Weise zu,<br />
wie Christus selbst die Heiligung der Seinen in seinem letzten Gebete vom Vater erbat: „Heilige sie<br />
in deiner Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit.“ (Joh. 17,17) So ist ja auch das göttliche Wort<br />
das lebendige Wasser des ewigen Heils, ist das Wort der ewigen Seligkeit, indem außer allem Zweifel<br />
ist, das Evangelium Christi sei eine Kraft Gottes selig zu machen Jeden, der da glaubt, die Juden<br />
vornehmlich <strong>und</strong> auch die Griechen. (Röm. 1,16). Endlich damit nichts dem göttlichen Worte fehle,<br />
wodurch unser barmherziger Gott uns Menschen beglücken will, so ist es auch geeignet, jene<br />
himmlische κοινωνία der Gläubigen mit dem ganzen lebendigen Christus zu erwirken <strong>und</strong> zu versiegeln,<br />
wofür auch das Sakrament des heiligen Mahles ein Zeichen <strong>und</strong> Siegel ist. Denn der Herr<br />
der Gnade <strong>und</strong> Wahrheit selbst verspricht deutlich auch zu denen zu kommen, welche sein Wort<br />
glauben <strong>und</strong> bewahren. „So jemand, spricht er mich liebet, der wird mein Wort halten, <strong>und</strong> mein Vater<br />
wird ihn lieben <strong>und</strong> wir werden zu ihm kommen <strong>und</strong> Wohnung bei ihm machen.“ (Joh, 14,23)<br />
Das sechste Kapitel in dem Johannesevangelium, aus welchem sonnenklar bewiesen werden könnte,<br />
daß wer an Christi Wort glaubt, auch teilhaftig wird des lebendigen Fleisches Christi, wollen wir<br />
hier übergehen, weil es umständlich ist <strong>und</strong> in unserer Aufgabe nicht liegt, Gegner hier zurückzuschlagen,<br />
welche sich eine andere Auslegung zurechtgelegt haben. Keinem Aufrichtigen kann es<br />
aber entgehen, daß die Apokalypse einen unbestreitbaren <strong>Gr<strong>und</strong></strong> für unsere Ansicht gibt. Wer wollte<br />
noch leugnen, daß den Gläubigen durch das Wort Christi dieselbe himmlische Nahrung dargereicht<br />
655 Calv. def. II. contra Westph. pag. 55 u. 82.