Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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244 Die <strong>Lehre</strong> vom heiligen Abendmahls nach dem Heidelberger Katechismus.<br />
c) Die Speisung mit dem Worte wird ausdrücklich von jener mit dem verklärten Christo unterschieden,<br />
durch welche unsere ganze Natur zur vollständigen Erneuerung nach Gottes Bilde genährt<br />
wird.<br />
d) Ebenso ist die Nährung mit dem einmal dargebrachten Kreuzesopfer klar unterschieben von<br />
jener aus dem verklärten Haupte, welche bei jeder einzelnen Abendmahlsfeier Statt findet.<br />
<strong>Ein</strong>en weiteren Beleg für unsere Auffassung der Zwinglischen Abendmahlslehre liefert jene „erste<br />
Predigt“, welche er zu Bern auf der dortigen Disputation (1528) gehalten. Er behauptet hier den<br />
berühmten Ausspruch des Kirchenvaters Irenäus, „daß der lychnam Christi uns spyse zü der ürstände<br />
(Auferstehung).“ Er lehnt dann aber hiebei das <strong>Ein</strong>gehen des Leibes Christi in unsern Leib<br />
ebenso bestimmt ab, als er klar <strong>und</strong> bestimmt die Lebenseinheit mit dem ganzen Christus <strong>und</strong> unsere<br />
Speisung nach Seele <strong>und</strong> Leibe durch das verklärte Haupt im Himmel, in den wir eingeleibt sind,<br />
wie die Glieder eines Leibes, darstellt. „Do er nun, sagt er, zu sölichem (Leiden) unseren lyb an sich<br />
genommen, so hat ouch unsere lyb darzü verordnet, daß sy ze Himmel kömmind; dann je sin glori<br />
<strong>und</strong> er versichert uns, daß ouch wir zü siner glori <strong>und</strong> eer kömmind. Und das ist, das Irenäus redet:<br />
‚Daß der lychnam uns spyse zü der ürstände.‘“ – Wie er diese Speisung versteht, setzt er einige Zeilen<br />
vorher auseinander. „Aber, meint er, so wir das enthymema (1. Cor. 15,16) recht besehend, so<br />
buwt Paulus die wort auf das allertröstlichest, das wir menschen gegen gott habend. Das ist, daß<br />
Christus unser eigen ist <strong>und</strong> wir sin, daß wir sine glider sind, <strong>und</strong> mit jm als mit unserem houpt<br />
einen lychnam machend. Nun mag das houpt nit on die glider syn noch die glider on das houpt, s<strong>und</strong>er<br />
wenn es dem houpt umgat (umkommt) so gat es ouch dem lychnam <strong>und</strong> glidren um; <strong>und</strong> harwiderum<br />
wenn die glider umkommend, so kommt ouch das houpt um. So aber das houpt lebt, so lebt<br />
ouch der lyb; <strong>und</strong> so der lyb lebt, ist gwüß, daß ouch das houpt lebt; dann der lyb lebt nit, wenn das<br />
houpt nit lebt.“ 771 Wie sehr diese Anschauung mit der des Heidelberger Katechismus zusammenstimme<br />
bedarf wohl keiner näheren Ausführung.<br />
Wir könnten nun den wichtigen „Brief an Alber“ 772 <strong>und</strong> Anderes für unsere Darstellung verwenden.<br />
Überall würden uns neue Bestätigungen <strong>und</strong> Ausführungen des Resultates entgegentreten, daß<br />
Zwinglis <strong>Lehre</strong> der erste <strong>Gr<strong>und</strong></strong>riß der <strong>Lehre</strong> unseres Katechismus sowohl, als auch die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage<br />
der <strong>Lehre</strong> Calvins ist. Doch die dieser Arbeit gesteckten Grenzen erlauben uns nur noch wenige Bemerkungen.<br />
Der Streit mit Luther gab Zwingli nur Gelegenheit nachhaltig auf die Entwickelung der einen<br />
Seite des heiligen Abendmahles einzugehen, insofern es nämlich den Genuß des gekreuzigten Christus<br />
vermittelt. Auf die Bekämpfung des Christus im Brote, auf die durch Luthers einseitige Hervorhebung<br />
des mündlichen Genusses des verklärten Christus drohende Beseitigung des Abendmahles<br />
in seiner ersten <strong>und</strong> nächsten Bedeutung als Sakrament, welches den gekreuzigten Leib <strong>und</strong> das vergossene<br />
Blut darstellt <strong>und</strong> darreicht – war nun seine ganze Kraft gerichtet. Zunächst erfuhr die exegetische<br />
<strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage der reformierten <strong>Lehre</strong> die weitere Ausbildung <strong>und</strong> Befestigung. Auf den diesfallsigen<br />
Hauptsätzen Zwinglis ruhen alle späteren Darstellungen unserer <strong>Lehre</strong>. Freilich trägt man<br />
sich, was diesen Punkt anlangt, mit den unbegründetsten Meinungen. Zwingli, erzählt man sich,<br />
nimmt das „ist“ in den <strong>Ein</strong>setzungsworten für „bedeutet,“ weil es so heißen könne <strong>und</strong> seine rationalistische<br />
Ader ihn für diese Auffassung bestimme. Wir, unserer Seits, müssen wiederholt gegen<br />
diese schmachvolle Verleumdung des Reformators protestieren. Keine einzige seiner Schriften gibt<br />
zu solch lieblosem Urteil die mindeste Berechtigung. Vielmehr muß jeder unparteiische Leser der<br />
Zwinglischen Schriften eingestehen, daß er viel unbefangener, viel selbstverleugnender sich dem<br />
771 „Die erst predig Huldrych Zwinglis zu Bern gethon.“ WW. II, A. S. 212.<br />
772 Ad Mathaeum Alberum Rutlingensium Ecclesiastem de coena dorainica Huldrici Zwinglii epistola.