Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens. 57<br />
dem Sohne zu eine Gewalt, die geringer wäre, denn des Vaters Gewalt; sowie daß er nicht gleich<br />
ewig wäre mit dem Vater. Indem er also die Eigenschaften der wahren Gottheit in dem Sohne verleugnet,<br />
so schloß der Satan daraus, daß er Christum nur für einen Propheten hielt, wie die Türken,<br />
die Mahomedaner, 219 noch heutigen Tages tun, <strong>und</strong> in Christum wahren Gott <strong>und</strong> Menschen nicht<br />
glauben. Welche Verleugnung Christi aus der vorigen <strong>Lehre</strong> Arii ihren Ursprung hat.<br />
Gib nun auch ein Exempel der Listigkeit des Satans wider die andere Natur Christi.<br />
Danach hat der Satan erweckt den Ketzer Eutychen, 220 der da nicht wollte gestehen, er leugne,<br />
daß Christus wahrer Mensch wäre, sondern leugnete, daß er nicht solche Art <strong>und</strong> Eigenschaften hätte,<br />
wie ein anderer Mensch. Also auch will der Satan heutigen Tages in seinen Dienern nicht dafür<br />
gehalten sein, als sollte er die Menschheit Christi verleugnen, sondern gestehet mit Worten, daß<br />
Christus wahrer Mensch sei, <strong>und</strong> nimmt ihm doch alle Art <strong>und</strong> Eigenschaften eines wahren Menschen,<br />
<strong>und</strong> dichtet ihm dagegen andere Eigenschaften an, die Christum nicht allein nicht einen wahren<br />
Menschen, sondern auch keine Kreatur lassen bleiben nach der Natur, die er an sich genommen<br />
hat. Als, wenn er erdichtet, daß der Leib Christi, oder die menschliche Natur, allenthalben sei im<br />
Himmel <strong>und</strong> auf Erden, <strong>und</strong> will, daß die Ursache <strong>und</strong> der Ursprung dieser Allenthalbenheit sei die<br />
persönliche Vereinigung mit der Gottheit <strong>und</strong> Menschheit Christi, die im Leib der Jungfrau geschehen<br />
ist.<br />
Was für Gefahr ist dabei, wenn der böse Feind einen solchen menschlichen Leib Christo<br />
andichtet, der unsichtbar, unbegreiflich <strong>und</strong> auf einmal an allen Orten sei?<br />
Wenn die menschliche Natur in Christo (das ist sein wahrer Leib <strong>und</strong> Seele) ihre Eigenschaften<br />
nicht behalten hätte, unter welchen eine ist, daß ein menschlicher Leib auf einmal nur an einem Ort<br />
ist, <strong>und</strong> sollte wider diese Art <strong>und</strong> Eigenschaft des menschlichen Leibes der Leib Christi auf einmal<br />
zugleich an allen Orten sein, <strong>und</strong> solches zwar aus der Empfängnis her in Mutterleib, so entstünden<br />
diese Gefahren daraus: Erstlich, so hätte er in Mutterleib nicht können empfangen werden: denn der<br />
Leib wäre auch außerhalb der Mutter allenthalben gewesen, oder hätte der Leib auch anderswo<br />
müssen empfangen werden, denn im Mutterleib; hätte auch nicht können geboren werden aus der<br />
Jungfrau, denn der Leib wäre schon zuvor allenthalben gewesen; hätte auch nicht recht können leiden<br />
unter Pontio Pilato, so an andern Orten derselbige Leib auch gewesen wäre; denn obschon der<br />
Leib Christi sichtbar vor dem Pontio Pilato gestanden wäre, unser Urteil <strong>und</strong> Strafe zu erleiden, so<br />
wäre doch derselbige Leib auch an andern Orten in der Welt nicht für Pontio Pilato gestanden, <strong>und</strong><br />
also an einem Ort verurteilt, am andern Ort nicht verurteilt worden. Desgleichen wäre der Leib<br />
Christi auch nicht wahrhaftig für uns gekreuzigt worden, wenn er auch an andern Orten in der Welt<br />
unsichtbarer Weise gewesen wäre. Wäre auch nicht wahrhaftig gestorben <strong>und</strong> ins Grab gelegt, wenn<br />
der Leib allenthalben in der ganzen Welt unsichtbarer Weise gewesen wäre. Er wäre auch nicht auferstanden,<br />
wenn sein Leib unsichtbarer Weise an allen Orten <strong>und</strong> also auch im Grab geblieben<br />
wäre. Wäre auch nicht gen Himmel gefahren, da er sitzt zu der <strong>Recht</strong>en des Vaters, wenn seine<br />
Füße, da er auffuhr, auf der Erde wären stehen geblieben etc. Dies ist nun die Gefahr, wenn man<br />
Christo einen Leib andichtet, der unsichtbar, unbegreiflich <strong>und</strong> mehr denn an einem Ort ist, welches<br />
wider die Art <strong>und</strong> Eigenschaft eines wahren menschlichen Leibes ist 221 (gleichwie die Kälte der Art<br />
219 Möchte ihnen Niemand unter den Namenchristen in der Leugnung der göttlichen Natur Christi gleichen! D. H.<br />
220 Die Kirchenversammlung zu Chalcedon im Jahre 451 verdammte die <strong>Lehre</strong> des Eutyches, welcher zu Constantinopel<br />
Archimandrit war, <strong>und</strong> hob gegen dieselbe hervor: „Die zwei Naturen sind unvermischt <strong>und</strong> unzertrennt in der<br />
einen Person vereint.“ D. H.<br />
221 Luk. 24,39