Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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192 Von der unio mystica oder gliedlichen <strong>Ein</strong>igung mit Christo dem Haupte.<br />
<strong>Recht</strong>fertigung. Wir finden indes nicht die mindeste Veranlassung, die Paulinische <strong>Recht</strong>fertigungslehre<br />
mit einer leise modifizierten tridentinischen zu vertauschen, denken auch nicht, wie Manche,<br />
das sei wissenschaftlich. Wir bleiben bei der Kirchenlehre, nach welcher der Glaube insofern rechtfertigt,<br />
als er das Verdienst Christi ergreift, <strong>und</strong> bewahren dabei den unerschütterlichen Trost des gekreuzigten<br />
Christus. Er ist unsere Gerechtigkeit <strong>und</strong> zwar als der Christus außer uns. Er hat vollkömmlich<br />
bezahlet durch seine für uns geleistete Genugtuung. Der Glaube <strong>und</strong> die so entstehende<br />
mystische Vereinigung mit dem ganzen Christus ist nur die Bedingung, daß uns durch freisprechenden<br />
<strong>und</strong> zuerkennenden Akt Gottes unsere Sünden vergeben <strong>und</strong> die Gerechtigkeit Christi zugesprochen<br />
wird. Dadurch bekommen wir einmal eine vollkommene, dann eine keinen Schwankungen unterworfene<br />
Gerechtigkeit. Wer sieht nicht, daß durch diese <strong>Recht</strong>fertigung allein der Christentrost<br />
ein wahrhaftiger, fester ist?<br />
II. Die reformierte Kirche hat die <strong>Lehre</strong> von der unio mystica mit vorzüglichem Fleiße, Genauigkeit<br />
<strong>und</strong> Vollständigkeit bearbeitet <strong>und</strong> ausgebildet. Wie rein aber auch der Trieb sei, welcher Theologen<br />
wie Calvin, Melanchthon <strong>und</strong> die Pfälzer zu ihren ausgezeichneten Leistungen trieb, so war<br />
es doch immer das heilige Abendmahl, mit Bezug auf welches sie ihre Entwickelungen geben. Der<br />
erste Blick auf die pfälzischen Darstellungen, <strong>zum</strong> Beispiel, zeigt dies augenscheinlich. Im „Gründlichen<br />
Bericht wie die wort Christi etc. zu verstehen seien“ von 1562 lesen wir:<br />
S. 14. „So ist nun dieß der rechte clare gegründte Verstand der Worte des hailigen Apostels: Das<br />
Brot das wir brechen <strong>und</strong> dabei wir Gott loben <strong>und</strong> danken ist das nit ein gewisses wahrzeichen<br />
Pfand oder Sacrament, dadurch alle gläubigen in ihren hertzen kräfftiglich überzeugt werden, daß<br />
sie in der gemainschaft oder gesellschaft des leibes Christi sind: Das ist, daß sie durch die verborgene<br />
allmächtige unerforschliche krafft Gottes des hailigen Gaistes, Christo einverleibet, rechtschaffene<br />
lebendige Glider seines leibs worden <strong>und</strong> derwegen gewalt <strong>und</strong> gerechtigkeit überkommen haben,<br />
den Leib Christi mit seinen Verdiensten, als weren sie ihr aigen, dem zorn Gottes fürzustellen,<br />
sich damit wider den tod, Teufel, hell <strong>und</strong> sünd auffzuhalten <strong>und</strong> zu trösten:“<br />
S. 17. „Ist also diß das argument Pauli: Dasjenige damit oder dadurch wir alle ain leib, gemainschaffter<br />
oder mitgenossen Christi oder seines leibs werden, ist die gemainschafft des leibs Christi.<br />
Nun ist aber gewiß, daß wir alle ain leib, des Haupt Christus ist, oder mitgenossen <strong>und</strong> gemainschafften<br />
des leibs Christi worden sind, in dem wir alle von einem gebrochenen brot gessen haben.<br />
Derwegen so ist das brot das wir brechen die gemainschafft des leibs Christi.“<br />
S. 18. „Auß welchem volgen muß, daß die vilgesagten Wort Christi, Das ist mein leib etc. nit anderst<br />
zu deuten zu glauben <strong>und</strong> zu verstehen sind, denn als weren sie mit solchen oder dergleichen<br />
Worten beschrieben: Das brot, das ich brech <strong>und</strong> euch zu essen gib, soll euch ain ungezweifelt zeugniß<br />
<strong>und</strong> warzaichen sein, daß ich euch in die gemainschafft oder mitgenossenschafft oder theilhaftigkeit<br />
meines leibs, der für euch wird an das Kreuz genagelt werden, auff <strong>und</strong> anneme, daß ihr als<br />
natürliche Glider meins leibs auß meinem lebenbmachenden fleisch <strong>und</strong> blut, als ainem quellenden<br />
Brunnen das Leben schöpfen <strong>und</strong> empfahen usw.<br />
S. 80 u. 81. „Solcher Gegenwertigkeit, die allein selig macht, begeren alle Christen: achten die<br />
leiblichen, die zur empfahrung der gemainschafft des leibs <strong>und</strong> bluts Christi <strong>und</strong> ewiger seligkeit nit<br />
nötig, gar nit mehr auff erden, nachdem sie in ihren Herzen Christum gegenwertig empfinden, <strong>und</strong><br />
ist das neue Leben der Potenz nach schon gesetzt. „Dieser Glaube ist <strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>und</strong> Anfang unserer Gerechtigkeit; alle<br />
Liebe <strong>und</strong> Treue geht in diesen <strong>Gr<strong>und</strong></strong> zurück <strong>und</strong> ergänzt sich durch ihn.“ Was ist das Anderes als was das Tridentinum<br />
lehrt (Sess. VI. c. VIII): Cum vero apostolus dicit, justificari hominem per fidem et gratis, ea verba in eo sensu<br />
intelligenda sunt, ut per fidem ideo justificari dicamus, quia fides est humanae salutis initium, f<strong>und</strong>amentum, ra -<br />
dix omnis justificationis, sine qua impossibile est placere deo et ad filiorum ejus corisortium pervenire etc. Was ist<br />
das Anderes als die bekannte Bellarmin’sche Unterscheidung der justificatio prima et sec<strong>und</strong>a?