Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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64 Erklärung der Artikel des christlichen Glaubens.<br />
Drittens, außer den obgemeldten Früchten dienet das Begräbnis Christi auch dazu, daß sie eine<br />
gewisse Anzeigung oder Zeugnis ist, daß Christus wahrhaftig gestorben sei. Denn dieweil an seinem<br />
Tode so viel gelegen war, daß die ganze Genugtuung für unsere Sünde darauf stand, mußte die<br />
Kirche gänzlich versichert sein, daß er wahrhaftig gestorben wäre, daß man keinesweges daran<br />
könnte zweifeln. Nun wird aber aller Zweifel benommen, indem er wie andere tote Menschen begraben<br />
wird, <strong>und</strong> dasselbe nach Inhalt der prophetischen Schriften. 249<br />
Daß weiter folgt: „Abgefahren zu der Hölle,“ verstehest du es also, daß Christus soll in ein<br />
Vorgebäude der Hölle gefahren sein, an welchem Orte weder Freude noch Trauer sei, auf daß<br />
er die Altväter daraus erlösete; oder auch, daß er an den Ort gefahren sei, da die Verdammten<br />
gepeiniget werden?<br />
Ich verstehe es nicht also. Denn es ist gewiß, daß die Altväter Trost <strong>und</strong> Freude gehabt haben,<br />
auch zuvor ehe Christus gestorben war, wie es klar erscheint im Abraham <strong>und</strong> armen Lazarus. 250 Zudem<br />
auch wird nirgends in der Schrift das Wort (Hölle) für ein Vorgebäude der Hölle gebraucht.<br />
Der Ursprung aber dieses Irrtums vom Vorgebäude der Hölle ist, daß Viele gemeint haben <strong>und</strong><br />
noch meinen, daß nicht eher sind die Sünden vergeben worden, denn nachdem Christus gelitten hat.<br />
Nun ist’s aber gewiß, daß das Leiden <strong>und</strong> Sterben Christi seine Kraft von Ewigkeit her gehabt, <strong>und</strong><br />
die Altväter nicht weniger denn wir bei ihrem Leben Vergebung der Sünden bekommen haben. 251<br />
Darum auch Paulus, Röm. 4,7, aus dem David 252 die <strong>Recht</strong>fertigung also beschreibet: „Selig sind<br />
die, welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind.“ Derhalben zu Davids Zeiten, ehe Christus<br />
noch gelitten hat, wurden die Sünden vergeben durch den Glauben <strong>und</strong> das Vertrauen auf das zukünftige<br />
Opfer, gleichwie sie uns vergeben werden durch den Glauben oder das Vertrauen auf das<br />
Opfer Christi, das doch schon vollbracht ist. Denn S. Paulus setzet in diesem Handel von der Vergebung<br />
der Sünden den David <strong>und</strong> uns gleich <strong>und</strong> in einen Grad. Das lehret auch der Apostel in demselben<br />
4. Kapitel, daß wir auf keine andere Weise die Vergebung der Sünden <strong>und</strong> die Seligkeit erlangen<br />
können, denn wie sie Abraham, der ein Vater aller Gläubigen ist, erlanget hat. So spricht<br />
auch Christus Matth. 8,11: „Viel werden kommen vom Aufgang <strong>und</strong> Niedergang, <strong>und</strong> werden sitzen<br />
mit Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob im Reich der Himmel. Derhalben, dieweil im Papsttum dieser Irrtum<br />
wider das Wort Gottes überhand genommen hat, als sollten die heiligen Altväter zuvor, ehe Christus<br />
gelitten, keine Vergebung der Sünden gehabt haben, ist daraus der andere Irrtum geflossen, als sollten<br />
die Altväter im Vorgebäude der Hölle, aus Mangel der Vergebung der Sünden, gesessen sein.<br />
Denn die Altväter zur Hölle hinab unter die Verdammten zu stoßen, das wäre zu hart gewesen, dieweil<br />
aus der Hölle keine Erlösung ist, wie sie selbst sagen; sie in die ewige Seligkeit zu setzen, das<br />
wollte sich ihres Erachtens auch nicht schicken; denn dieweil Christus noch nicht gelitten hatte,<br />
hielten sie es dafür, daß die Altväter noch nicht Vergebung der Sünden hätten, <strong>und</strong> also noch nicht<br />
der Seligkeit fähig wären; welches doch stracks Gottes Wort zuwider ist, wie zuvor bewiesen. Haben<br />
derhalben einen Mittelweg oder solchen Ort erf<strong>und</strong>en, welchen sie limbum <strong>und</strong> deutsch das<br />
Vorgebäude der Hölle genannt haben, an welchem Ort weder Freude noch Trauer sein soll.<br />
Also hat sich der böse Feind unterstanden, die unermeßliche Kraft des Opfers Christi zu verkleinern,<br />
da er geleugnet, daß die Väter im alten Testamente Vergebung der Sünden durch den Glauben<br />
auf das zukünftige Opfer Christi gehabt haben, wider das ausdrückliche Wort Gottes: 253 „Wir glau-<br />
249 Jes. 53,9; Jon. 2,1; Matth. 12,39.40<br />
250 Luk. 16<br />
251 Hebr. 13,8; Apg. 15,11<br />
252 Ps. 32,1<br />
253 Apg. 15,11