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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 205<br />

so ergriffen würde, daß er <strong>zum</strong> Glauben erwachte. Daher ist die eigentliche Aufgabe des Sakraments<br />

keine andere, als den Glauben, wo er nicht da ist, zu wirken.“ 671 Den Professor Delitzsch<br />

übertrifft eigentlich Dr. Schenkel noch, da dieser es für den Zweck des Sakraments ausgibt, Glauben<br />

zu wirken, was jener ohne Umschweife leugnet. 672 Darin aber kommen sie überein, daß Delitzsch<br />

ebenso wie Schenkel aus der hypothetischen Möglichkeit auf die Wirklichkeit schließt. Wer<br />

aber möchte behaupten wollen, der allmächtige Gott, in dessen Händen unsere Seelen sind wie<br />

Wasserbäche, könne uns zu sich <strong>und</strong> Christus mit keinem andern Mittel ziehen als durch sein Wort?<br />

Ich wenigstens bin von solcher Kühnheit so fern, daß ich mit Schenkel den Kirchenvätern Oecolampad,<br />

Zwingli <strong>und</strong> Andern nicht widersprechen möchte, wenn sie behaupten, daß wir auch ohne äußeres<br />

Mittel von dem heiligen Geist erfüllt <strong>und</strong> <strong>zum</strong> Heil geführt werden können. Auch fehlt es<br />

nicht an Beispielen dafür, daß der himmlische Vater bei Erweckung seiner geistlichen Kinder nicht<br />

an äußere Mittel geb<strong>und</strong>en ist. Aber hier fragt es sich überhaupt nicht, was sich denken ließe, was<br />

unser Gott tun oder nicht tun könnte, weil vielmehr nur darüber unsre Verhandlung gepflogen wird<br />

welches Geschäft jedem Gnadenmittel zugeordnet <strong>und</strong> deswegen ordentlicher Weise eigne. Was<br />

endlich das Sakrament des Abendmahls betrifft, so lehren viele Stellen der Schrift, diese Speise sei<br />

allein den Jüngern Christi zu geben, die Ungläubigen dagegen <strong>und</strong> Heuchler seien vom göttlichen<br />

Mahle fern zu halten, die Ungläubigen genössen es sich <strong>zum</strong> Gericht. Und wenn dies nicht geleugnet<br />

werden kann, so vermögen wir nicht mit Schenkel der Hoffnung zu leben, ein Ungläubiger<br />

möge durch den Mißbrauch des heiligen Abendmahls zu Christus bekehrt werden. Ich beklage es<br />

aufrichtig, daß dieser treffliche <strong>und</strong> gelehrte Mann die Behauptung aufgestellt hat, alle die verkehrten<br />

die Sakramente in leere Schauspiele <strong>und</strong> mißverständen den Protestantismus, welche seine anthropologische<br />

<strong>Lehre</strong> vom Sakramente nicht billigen. 673 Wir werden unten sehen, daß die Sakramente<br />

für uns keineswegs leere Schauspiele sind, obgleich wir nicht als Zweck ihrer Anordnung den angeben,<br />

Glauben zu erzeugen. Diese <strong>Lehre</strong> aufzugeben, werden wir auch gar nicht durch die Betrachtungen<br />

bewogen, welche Schenkel seiner Ansicht gewissermaßen als <strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage gibt. Wie<br />

leicht, sagt er, ist aus diesem <strong>Gr<strong>und</strong></strong>e die schreckliche Abnahme der Teilnahme am Abendmahle in<br />

einer Zeit zu erklären, wo man unter dem Glauben mehr als dogmatische Zustimmung zur Kirchenlehre<br />

versteht. Eigentlich war schon Luther auf dem besten Wege, das Sakrament des Abendmahls<br />

zu einem Monopole Weniger zu machen. Weil nicht alle Menschen den Glauben hätten, sagt er, dürfe<br />

es mindestens keine „gemeine Ordnung“ sein. 674 Aber gerade dieser Ausspruch macht Luther des<br />

größten Lobes würdig, bei Allen, welche der Worte Pauli eingedenk sind <strong>und</strong> aufrichtig bei sich erwogen<br />

haben, warum wir denn eigentlich in der Schrift lesen, der Tod Christi für das Heil der Verdammten<br />

solle von den Teilnehmern am Abendmahl verkündet werden, Niemand solle <strong>zum</strong> heiligen<br />

Mahl nahen dürfen, ohne sich vorher geprüft zu haben, ob er würdig hinzukomme, d. h. ob er Glauben<br />

habe <strong>und</strong> Buße. Offenbar ist’s überdies, daß Gott zürne über Diejenigen, welche zusammen<br />

stimmen <strong>und</strong> zusammen wirken zur Entweihung des Sakraments durch ungläubige <strong>und</strong> unbußfertige<br />

Gäste, <strong>und</strong> daß Diejenigen, welche solche zulassen nicht minder bestraft werden, als die von den<br />

Nachsichtigen zugelassenen Gottlosen selbst. 675 (1. Kor. 11,26.28.31). Auch sollte Niemand die folgende<br />

Ermahnung des Apostels an die korinthische Gemeinde <strong>und</strong> die ganze christliche Kirche vergessen:<br />

„Nun aber habe ich euch geschrieben, ihr sollt nichts mit ihnen zu schaffen haben; nämlich<br />

so Jemand ist, der sich läßt einen Bruder nennen, <strong>und</strong> ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Ab-<br />

671 L. c. p. 379 u. 381: „Die Sakramente seien dazu da, den Glauben zu wirken.“<br />

672 L. c. „Denn zwar ist es wahr, die Sakramente haben nicht den Zweck, den Glauben zu wirken.“<br />

673 L. c. p. 380. 381.<br />

674 L. c. II. p. 382.<br />

675 Vgl. den Heidelberger Katechismus Frage 82.

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