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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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216 Wort <strong>und</strong> Sakrament.<br />

Verbindung mit dem verklärten Haupt der Kirche zu Stande bringt (1. Joh. 3,24; 4,13). Endlich, da<br />

Paulus an die Korinther schreibt (1. Brief 12,13): „sintemal durch einen Geist wir alle zu einem Leibe<br />

getauft sind, Juden <strong>und</strong> Griechen, Knechte <strong>und</strong> Freie: <strong>und</strong> sind alle von <strong>Ein</strong>em Geist getränket,“<br />

so ist offenbar, daß in der Taufe wie im Abendmahl die himmlischen Gaben vom heiligen Geiste<br />

ausgeteilt werden. 706 Den Dienst also, die verschiedenen Gnaden Christi innerlich mitzuteilen, versetzen<br />

nicht die von Gott verordneten Werkzeuge, sondern der heilige Geist selbst (1. Kor. 12,4).<br />

Dieselbe <strong>Lehre</strong> über die Wirksamkeit des heiligen Geistes scheint der Heiland selbst darzulegen in<br />

jenen berühmten Worten bei Johannes (6,63). Denn, welche Auslegung jener Stelle auch beliebt<br />

werden mag, das kann nicht geleugnet werden, daß der heilige Geist es ist, welcher allein das Leben<br />

des Fleisches Christi uns geben kann. Es würde zu weit führen, wollten wir auf eine Erörterung der<br />

wahren Bedeutung Dessen eingehen, was hier Fleisch Christi genannt wird, da wir ja hier keine eigentliche<br />

Darstellung der Abendmahlslehre geben wollen. – Soviel Meinungen vom Abendmahl<br />

selbst vorhanden sind, soviel Auslegungen gibt’s von dieser Stelle sowohl, als von dem in ihr verheißenen<br />

Fleische des Herrn. <strong>Ein</strong>e andere hat Luther, welcher Tertullians Ansicht vom Fleische billigt,<br />

eine andere Zwingli <strong>und</strong> Oecolampad, welche das Fleisch vom Tode verstehen, eine andere<br />

Calvin, der einen Mittelweg einschlägt. 707 Ich lasse diesen Streitpunkt fahren, weil er für unseren<br />

Zweck ohne Bedeutung ist. Denn nach den Erörterungen neuerer Ausleger (Bretschneider, Bengel,<br />

Lindner, Olshausen, Kling, Delitzsch, Stier, Baur), welche das sechste Kapitel Johannis vom<br />

Abendmahl verstehen, werden heutzutage nicht mehr viele Theologen sein, welche nicht zugeben<br />

wollten, daß durch die Worte: „der Geist ist das, was lebendig macht,“ unsere <strong>Lehre</strong> gebilligt werde,<br />

daß wir nämlich nicht durch die Elemente, sondern durch den heiligen Geist der himmlischen Gaben<br />

des Abendmahls teilhaftig werden. 708<br />

Dies wohl erwogen, können wir Herrn Dr. Schenkel 709 nicht beistimmen, wenn er es sehr mißbilligt,<br />

was Oecolampad, Zwingli <strong>und</strong> Andere vom innerlichen Zuge, vom innerlichen <strong>Lehre</strong>r gegen<br />

die jüdische <strong>Lehre</strong> der Römischen vorgetragen haben. Ich leugne nicht, daß diese eifrigen Vorkämpfer<br />

evangelischen Glaubens in der Hitze des Kampfes zuweilen über das richtige Maß hinaus die innerlichen<br />

Wirkungen des heiligen Geistes behauptet haben, weil sie eine so jämmerliche Verderbnis<br />

der ges<strong>und</strong>en <strong>Lehre</strong> vor Augen hatten. Allein was Falsches in den Worten Oecolampads liegen<br />

soll: 710 „jenes äußerliche Mittel ist unnütz, wenn nicht das im Innern sich k<strong>und</strong> gibt“, kann ich nach<br />

dem oben Besprochenen nicht sehen. Ebenso ist es nichts Anderes, als die ges<strong>und</strong>e <strong>Lehre</strong> des Evan-<br />

706 Ich weiß wohl, daß die gewöhnliche Lesart an dieser Stelle ist: ἐις ἑν πνεῦμα ἐποτίσθημεν. Aus gewichtigen Gründen<br />

aber, nach Lachmann <strong>und</strong> Tischendorf, scheint die schwierigere Lesart ἑν πνεῦμα ἐποτίσθημεν weit vorzuziehen,<br />

wozu auch die grammatikalischen Regeln <strong>und</strong> die Meinung des Apostels am meisten stimmen. Denn Paulus<br />

hat nicht im Sinn, die <strong>Ein</strong>heit des Geistes auseinanderzusetzen, sondern ist ganz damit beschäftigt, die <strong>Ein</strong>heit des<br />

Leibes Christi zu schildern. Zur Bildung dieser <strong>Ein</strong>heit dienen die Sakramente als Mittelursachen, der heilige Geist<br />

aber als die wirkende Ursache. Den himmlischen Trank verstehen wir mit Calvin, Beza, Luther, Grotius, Olshausen,<br />

Osiander <strong>und</strong> Andern vom Abendmahle. Nicht zu verachtende Auktoritäten, wie Chrysostomus, Theophylakt,<br />

Rückert, de Wette, Meyer, glauben der Trank sei das Sakrament der Taufe. Allein dagegen sprechen nicht unbedeutende<br />

Gründe. Erstens nämlich ist zu bemerken, daß Trank <strong>und</strong> Taufe nicht zusammen passen. Ferner sind die bei -<br />

gebrachten Analogien der Stellen Joh. 7,37; Apg. 2,14; Röm. 5,5 nur scheinbar <strong>und</strong> treffen durchaus nicht zu. Endlich<br />

käme diese zweite Erwähnung der Taufe in einem <strong>und</strong> demselben Verse wie eine Tautologie heraus.<br />

Was Rückert wegen der Bedeutung des Aorist ἐποτίσθημεν entgegenhält, wird durch Kühners griech. Gramm.<br />

§. 442 i. beseitigt; sonst könnte es schon zugestanden werden, da der Apostel bloß davon handelt, wodurch es geschehen<br />

sei, daß die Gläubigen ein Leib sind.<br />

707 Vgl. Luthers Sermon v. hochw. Sakr. Opp. XIX. pag. 556. Zwingli, de vera relig. opp. III. pag. 241. Oecolampad<br />

Annot. in Joa. Bas. 1533. pag. 120.<br />

708 Vgl. Lückes Exkurs in Joh. VI. Tischendorfs Abhandl. de Christo pane vitae. S. 15 ff. Kahnis d. <strong>Lehre</strong> vom<br />

Abendm. S. 114-118. Ebrard Dogma v. h. Abendm. I. Bd.<br />

709 Wes. d. Prot. II. S. 397 ff.<br />

710 Antisyngramma ad Suevos.

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