Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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Wort <strong>und</strong> Sakrament. 209<br />
einen Glauben ersonnen, den sie den habitualen nennen. Derselbe ist dem unpersönlichen Glauben<br />
Martensens ganz ähnlich, <strong>und</strong> gründet auf fremdem Glauben, 687 der jedoch nach dem Konzil von<br />
Florenz ohne Sakrament nicht nützen kann. Es glauben also die Kleinen, weil sie nicht selbst, sondern<br />
Andere glauben (!), <strong>und</strong> dieser Glaube, obgleich ein sehr leichter, hindert nicht, daß die Unmündigen<br />
durch das opus operatum alle göttlichen Gaben empfangen, durch welche sie wahrhaft<br />
<strong>und</strong> förmlich gerecht gemacht werden! Andere denken noch anders über die den Kleinen durch die<br />
Taufe gewordene habituale Gnade; denn es ist eine alte Streitfrage, ob die inhärierende Gnade ein<br />
habitus infusus sei, oder ein Akt, der durch seine Kraft im Getauften nachwirkt, oder der heilige<br />
Geist selbst, welcher das Geschäft jenes Aktes oder jenes Habitus ausführt. 688 Wir brauchen uns<br />
nicht mit Auflösung dieser Streitfrage abzugeben oder länger bei ihrer Erwägung aufzuhalten. Denn<br />
obgleich so manchfaltige, ja sogar verschiedene Meinungen über die Wirkung der Taufe in den Kindern<br />
vorgebracht sind, so kann doch keine uns genügen, da sie den <strong>Gr<strong>und</strong></strong>sätzen des Evangeliums<br />
zuwider erscheinen. Alle diese Antworten sind aus der eitlen <strong>und</strong> unerlaubten Furcht entstanden, die<br />
Kleinen, wenn sie ohne Glauben sterben möchten verdammt werden, alle streben deswegen auf eine<br />
gewisse mechanische Weise, die einem geistigen Wesen <strong>und</strong> dem göttlichen Reiche widerstreitet,<br />
die Unmündigen mit den himmlischen <strong>und</strong> vollkommen freien Gaben des Glaubens, der Hoffnung<br />
<strong>und</strong> der Liebe zu beschenken. Dieser Glaube der Kinder ist eine reine W<strong>und</strong>ergabe, oder, um Bernhards<br />
(Sermo 5 in Cant.) Worte zu gebrauchen, er wird aus einem lauteren W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> ohne Beihilfe<br />
des menschlichen Bewußtseins geboren. Allein es kann eben der wahre <strong>und</strong> heilbringende Glaube<br />
nimmermehr eine ruhende <strong>und</strong> schlummernde Eigenschaft sein, sondern entweder ist er lebendig,<br />
frei, eine selbstbewußte Tat <strong>und</strong> Leben der Seele im Vertrauen auf Christus, oder er ist nicht vorhanden.<br />
Der Heilsglaube kann nicht einmal gedacht werden ohne Überzeugung von eigener Verdammlichkeit<br />
wegen der Sünde <strong>und</strong> herzliches Erfassen des Mittlers. Widersprechende Eigenschaften teilen<br />
also alle diejenigen Theologen dem Glauben zu, welche denselben als einen unpersönlichen, ruhenden,<br />
völlig w<strong>und</strong>erbaren, mechanischen, habitualen, direkten verteidigen. Da nach Christi Evangelium<br />
der Glaube eine geistige Tat ist in der Kraft persönlichen Zutrauens <strong>und</strong> Gehorsams in Bezug<br />
auf Christus den Erlöser, so sind die Kinder, auch getaufte, durchaus nicht unter die Zahl der<br />
Glaubenden zu rechnen. Die Schrift lehrt nur eine Art evangelischen Heilsglaubens <strong>und</strong> das muß<br />
mit Weglassung aller Erdichtungen festgehalten werden. Wer mit Paulus nicht sagen kann: οῖδα γὰρ<br />
ᾧ πεπίστευκα (ich weiß, an wen ich glaube), der ist kein Gläubiger, <strong>und</strong> kann nicht durch Vorspiegelungen<br />
menschlicher <strong>Ein</strong>bildung unter die Zahl der Glaubenden aufgenommen werden. Nichts<br />
destoweniger sind wir weit entfernt vom Irrtum der Fanatiker <strong>und</strong> der Anabaptisten, welche fälschlich<br />
schließen, Niemanden in der christlichen Gemeinschaft dürfe das Sakrament der Taufe erteilt<br />
werden, als dem bereits Glaubenden <strong>und</strong> schon Wiedergeborenen. Die Unmündigen des alten Testaments<br />
verstanden auch im Augenblick der Beschneidung nicht was mit ihnen vorging, <strong>und</strong> doch<br />
wurden sie wirklich beschnitten zur Darstellung <strong>und</strong> Versiegelung der Ertötunng ihrer verderbten,<br />
befleckten Natur. Ebenso werden die Kinder der Christen d. h. der christlichen Eltern, die mit ganzem<br />
Herzen an Christus glauben, durch das Sakrament der Taufe in den Gnadenb<strong>und</strong> aufgenommen<br />
<strong>und</strong> getauft zur künftigen Buße <strong>und</strong> Glauben, welche derselbe heilige Geist, der seine Verheißung<br />
im Sakramente versiegelt, in ihnen zu seiner Zeit wirken wird. Daher, obwohl die Taufe weder den<br />
Glauben des Hollaz in dem Herzen der Kinder noch die von Martensen erf<strong>und</strong>ene unpersönliche<br />
Wiedergeburt wirkt, taufen wir doch die Kinder der christlichen Eltern mit herzlicher Dankbarkeit<br />
gegen Gott. Unter diesen Umständen ist es ohne allen Zweifel von der größten Wichtigkeit, daß die<br />
687 Conc. Trid. Sess. VII. de bapt. 13. Bellarm, lib. I. de bapt.<br />
688 Juenin, Comment. historio-dogmat. de S.S. dissert. II. qu. VIII. cap. 4. art. 2. Petavius, VI. theol. dogm. lib. XI. de<br />
Incarn. qu. VII. num. 11 u. 12. Tom II. lib. 8. de Trin. von cap. III. bis VII.