Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht
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274 Allgemeine Charakterisierung des Heidelberger oder Pfälzer Katechismus.<br />
ten irgend etwas ihrer <strong>Lehre</strong> nicht Entsprechendes im Heidelberger gef<strong>und</strong>en, beweisen hinlänglich<br />
die unbestreitbaren Tatsachen, daß sie ihn als orthodoxes Lehrbuch eingeführt haben, daß die Calvinisten<br />
Hollands ihn als ein Panier für die calvinische <strong>Lehre</strong> wider die unreformierten Arminianer erhoben<br />
haben, daß die Dortrechter Synode ihn als rechtgläubiges Lehrbuch anerkannte. Aber da wird<br />
nichts destoweniger behauptet (Dr. Heppe I. c. p. 446), die Prädestination sei einfach darum nicht<br />
im Katechismus, weil sie auf dem Boden, aus welchem er hervorgegangen ist, schlechterdings nicht<br />
habe auftreten können, seine Urheber hätten nie an einen Abfall <strong>zum</strong> Calvinismus gedacht. Auch<br />
diese sehr zuversichtliche Behauptung ist durchaus ungegründet. Die Natur des Bodens, welchem<br />
unser Lehrbuch entsprossen, wird sehr charakteristisch durch die calvinistischen Theologen Heidelbergs<br />
<strong>und</strong> durch die Berufung der entschiedensten Calvinisten, wie Peter Martyr <strong>und</strong> Zanchius, bezeichnet.<br />
Ferner lehrt uns das Gutachten, welches die Heidelberger Theologen, namentlich Boquinus,<br />
Tremellius, Olevianus <strong>und</strong> Diller, am 25. August 1561 zu Gunsten des Calvinisten Zanchius<br />
ausstellten, daß auf dem Heidelberger Boden schon vor dem Katechismus die calvinische Prädestinationslehre<br />
gedeiht. (Vergl. Schweizer, Centrald. I. S. 460-462). Was endlich die Urheber des Buches<br />
angeht, so ist es noch Niemanden, im Ernst eingefallen, Olevian, den Schüler Calvins, für<br />
nichtcalvinisch zu halten. Was allgemein zugegeben wird, wollen wir daher nicht erst beweisen. Ursin<br />
aber, welcher durch die Züricher, besonders durch Bullinger <strong>und</strong> Martyr, seine <strong>Lehre</strong>r nach Melanchthon<br />
in Heidelberg als Professor für die loci communes angestellt worden ist, zeigt sich in allen<br />
seinen Schriften als entschiedenen Prädestinatianer <strong>und</strong> Calvinisten. Davon überzeugt schon seine<br />
Epistola ad D. Jacobum Monau de praedestinatione, in deren ersten Sätzen er gleich ausdrücklich<br />
erklärt, daß er nichts Anderes über die Prädestination lehre als die Calvinisten Beza <strong>und</strong> Martyr.<br />
Ferner kann man sich kaum calvinischer aussprechen, als er es an verschiedenen Stellen seiner Explicatio<br />
des Katechismus (z. B. zu Fr. 7, 21, 27, 53, 54) tut. Aus der letzten Frage nun, bei welcher,<br />
wie schon bemerkt worden, die Prädestination abgehandelt wird, führen wir nur die folgenden Stellen<br />
an. „Es gibt bei Gott eine ewige Prädestination, d. h. Erwählung <strong>und</strong> Verwerfung; – denn universal<br />
ist die Verheißung nur in dem Sinne, daß alle Glaubenden selig werden; – ungerecht wäre die<br />
Unterscheidung Erwählter <strong>und</strong> Verworfener nur, wenn sie nach vorgef<strong>und</strong>enen Eigenschaften sich<br />
richten würde – oder wenn Gott schuldig war, Alle zu erwählen – – Erwählung <strong>und</strong> Verwerfung,<br />
Beides sind ewige Ratschlüsse. <strong>Gr<strong>und</strong></strong> ist das freie Gutdünken Gottes <strong>und</strong> zwar auch der Verwerfung<br />
– warum Gott die <strong>Ein</strong>en in dieser Sünde mit ihren Folgen verlasse, die Andern aber daraus errette,<br />
darüber entscheidet nur sein freies Wohlgefallen. Letzter Zweck ist die K<strong>und</strong>gebung der göttlichen<br />
Barmherzigkeit <strong>und</strong> Gerechtigkeit. Die Prädestination richtet sich nicht nach unserm Tun, sie<br />
erreicht ihr Ziel unabänderlich; an den Wirkungen derselben kann jeder seine Erwählung erkennen.“<br />
Doch ich verzichte darauf, den Prädestinatianismus des Ursinus ausführlich zu belegen, da noch<br />
eine Reihe von Stellen müßte angeführt werden, wozu hier der Raum fehlt. Was bedarf es auch weiteren<br />
Nachweises dieser <strong>Lehre</strong> bei einem Manne, der überall so entschieden für dieselbe auftritt <strong>und</strong><br />
schreiben kann: „über die Prädestination verweise ich Dich auf Bezas <strong>und</strong> Peter Martyrs Schriften.<br />
Kein anderes Lehrstück ist in der ganzen heiligen Schrift von der Genesis an bis zur Apokalypse so<br />
viel bezeugt wie dieses. Ich muß wahrlich teils lachen, teils zürnen über die Masse sophistischer<br />
<strong>Ein</strong>würfe, welche vergeblich diesem Blitz entgegengeworfen werden.“ (Opp. Heidelb. 1612 T. III.<br />
p. 28 im Anhang.)<br />
Über den sehr entschieden reformierten Charakter der <strong>Lehre</strong> des Katechismus von der Taufe, von<br />
dem Verhältnis der göttlichen <strong>und</strong> menschlichen Natur in Christo (Fr. 47 <strong>und</strong> 48), über die Bilder –<br />
bedarf es keiner weitern Ausführung, da derselbe allgemein anerkannt ist. Auch über die Ungunst,<br />
welche der Unglaube allgemein den Fragen 5-7 zuwendet, verlohnt es sich nicht der Mühe, ein Wei-