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Fester Grund christlicher Lehre. Ein Hilfsbuch zum ... - Licht und Recht

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Die <strong>Lehre</strong> vom heiligen Abendmahls nach dem Heidelberger Katechismus. 253<br />

kenntnis; die Schweizer brauchen ihn als Lehrbuch <strong>und</strong> ebenso alle anderen Reformierten. Es wird<br />

gesagt, die calvinische Prädestination stehe nicht darin. Wir erörtern diese Behauptung nicht, sondern<br />

fragen nur, ob man deswegen das <strong>Recht</strong> habe, den Heidelberger zu einem reformierten Bekenntnis<br />

besonderer Art zu machen? Enthält denn der Genfer Katechismus etwa die Prädestinationstheorie<br />

Calvins, oder die Helvetische Confession? Sie enthalten dieselbe nicht <strong>und</strong> doch wird<br />

Niemand leugnen dürfen, daß diese Schriften ebenso wohl den deutschreformierten, als den calvinischreformierten<br />

Glauben bekennen. Dazu kommt noch, daß nicht darum die Pradestinationstheorie<br />

im Heidelberger fehlt, weil Ursinus <strong>und</strong> Olevianus die Prädestination nicht gelehrt hätten, sondern<br />

weil die Doktrin der Prädestination als solche, in einen Katechismus nicht paßt. Die praktische,<br />

trostreiche Seite der <strong>Lehre</strong> von der Erwählung findet sich jedoch in der Frage 55 ausgedrückt. „Was<br />

glaubst du von der heiligen, allgemeinen christlichen Kirche?“ „Daß der Sohn Gottes, aus dem ganzen<br />

menschlichen Geschlecht, ihm eine auserwählte Gemeine <strong>zum</strong> ewigen Leben, durch seinen<br />

Geist <strong>und</strong> Wort, in <strong>Ein</strong>igkeit des wahren Glaubens, von Anbeginn der Welt bis ans Ende versammle,<br />

schütze <strong>und</strong> erhalte, <strong>und</strong> daß ich derselben ein lebendiges Glied bin, <strong>und</strong> ewig bleiben werde.“ Und<br />

wer könnte endlich die zwischen dem Genfer, Heidelberger <strong>und</strong> Lasky’schen Katechismus bestehende<br />

innigste Verwandtschaft <strong>und</strong> Geisteseinheit verkennen, wenn ich dieselbe auch nicht so mechanisch<br />

auffasse, wie Seisen 807 mir zu tun scheint? Besteht auch eine so nahe Verwandtschaft zwischen<br />

Melanchthon <strong>und</strong> unserm Heidelberger, was zunächst den Punkt der Abendmahlslehre betrifft?<br />

Es ist eine bekannte Sache, daß die Polemik Luthers mit Zwingli <strong>und</strong> Oekolampadius, so wie die<br />

Marburger Disputation den Melanchthon in seiner anfänglich ganz lutherischen Überzeugung erschütterten.<br />

Die Augsburgische Confession von 1530 trägt schon Spuren dieser nicht mehr scharf<br />

lutherisch geprägten Richtung. In ihr ging er immer weiter, wie von Galle 808 unwiderleglich dargetan<br />

worden. Bald genügte ihm sogar die mildgefaßte Augustana von 1530 nicht mehr, so daß er<br />

1540 eine Ausgabe veranstaltete, welche der Art gefaßt war, daß auch die Reformierten ihre <strong>Lehre</strong><br />

in Artikel 10 finden konnten. Der Bruch zwischen Luther <strong>und</strong> Melanchthon ist eine Tatsache, welche<br />

nur nicht gerade in die Öffentlichkeit trat. Fassen wir Alles zusammen, was sich Bestimmtes<br />

über Melanchthons spätere Doktrin findet, so möchte der eigentliche Sachverhalt unter folgende<br />

Punkte gebracht werden können.<br />

1) Daß Christus im Abendmahle gegenwärtig sei, ist ihm das Wichtige, nicht aber, daß der<br />

Leib Christi im Brote sei. 809<br />

2) Diese Gegenwart ist ihm darum auch nicht an die Elemente geb<strong>und</strong>en. 810 Wenn das Brot <strong>und</strong><br />

der Wein genommen werden, so ist Christus zugegen. 811<br />

3) Die <strong>Lehre</strong> von der Vereinigung des Leibes mit dem Brote, den Leib Christi im Brote, nannte<br />

er Brotanbetung. 812<br />

4) Ganz entschieden verwarf er die lutherische <strong>Lehre</strong> von der Ubiquität. 813<br />

5) Die Gemeinschaft mit Christo ist ihm durch den Glauben bedingt. 814<br />

807 Reformat. z. Heidelberg.<br />

808 Charakt. Melancht.<br />

809 Vergl. Brief an Veit Dietrich d. d. 1533 C. R. III. p. 515.<br />

810 Brief an Veit Dietrich von 1538 l. c. p. 515 u. 537.<br />

811 Brief an Mykonius v. 154 s. C. R. V. p. 489.<br />

812 Galle, Charakt. Melanchthons, S. 449.<br />

813 Galle S. 448.<br />

814 Heidelb. Gutachten: Non dicit panem esse verum corpus Christi, sed esse κοινωνίαν, idest, hoc quo fit consociatio<br />

cum corpore Christi, quae fit in usu, et quidem non sine cogitatione, ut cum mures panem rodunt. – Adest filius Dei

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