Skriptum zur Wahrscheinlichkeitstheorie
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188 KAPITEL 6. MARTINGALTHEORIE<br />
Dann ist<br />
∫<br />
B<br />
(Y 1 − Y 2 )dP = 0 (B ∈ B).<br />
Da {Y 1 − Y 2 > 0} ∈ L(B), ist {Y 1 > Y 2 } eine P-Nullmenge. Entsprechend ist {Y 2 > Y 1 } eine<br />
P-Nullmenge. Damit ist Y 1 = Y 2 P-fast sicher.<br />
Isotonie: Sei X ≥ 0. Definiere B := {X B < 0} ∈ B und es gilt<br />
∫<br />
∫<br />
0 ≥ X B dP = XdP ≥ 0.<br />
Damit ist B eine P-Nullmenge.<br />
22.6 Bezeichnungen und Bemerkung<br />
1. Die Zufallsvariable<br />
B<br />
B<br />
X B =: E B [X] =: E[X|B]<br />
heißt Version der bedingten Erwartung von X unter der Hypothese B, oder kürzer bedingte<br />
Erwartung von X unter B.<br />
Ist speziell Y : (Ω, A) → (Ω ′ , A ′ ), so definiert man die bedingte Erwartung bzgl. der Zufallsvariablen<br />
Y durch<br />
E[X|Y ] := E[X|σ(Y )].<br />
Sei allgemeiner (Y i ) i∈I eine Familie von Zufallsvariablen mit Y i : (Ω, A) → (Ω ′ , A ′ ) (i ∈ I), so<br />
definiert man die bedingte Erwartung bzgl. der Familie von Zufallsvariablen (Y i ) i∈I durch<br />
E[X|Y i ; i ∈ I] := E [ X| ⊗ i∈I<br />
Y i<br />
]<br />
.<br />
✷<br />
2. Die bedingte Erwartung bzgl. einer Zufallsvariablen und einer Unter-σ-Algebra sind äquivalente<br />
Begriffe, was aus<br />
{<br />
(Ω, A) → (Ω, B)<br />
Y :<br />
y ↦→ y<br />
folgt.<br />
3. Sei X ∈ L 2 (A). Dann ist X B ∈ L 2 (A) und B-messbar. Hier ist X B nach 22.4 gekennzeichnet als<br />
L 2 (B)-Funktion, die die quadratischen Fehler minimiert. Außerdem ist X B fast sicher eindeutig<br />
bestimmt.<br />
22.7 Beispiele<br />
1. Sei B = A und X ∈ L 1 (Ω, A, P). Dann ist nach Definition X B ∈ L 1 (Ω, A, P) und B-messbar<br />
mit<br />
∫<br />
∫<br />
X B dP = XdP.<br />
B<br />
Also X B = X fast sicher. Hier stellt die σ-Algebra B bereits die gesamte Information bereit,<br />
so dass A keine weitere Information bereithält.<br />
2. Sei B = {∅, Ω} und X ∈ L 1 (Ω, A, P). Dann ist<br />
X B = E[X] P-fast sicher.<br />
Somit enthält B keine Information über das genauere Aussehen der Zufallsvariable X.