Skriptum zur Wahrscheinlichkeitstheorie
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196 KAPITEL 6. MARTINGALTHEORIE<br />
22.23 Satz<br />
Ist P B ein Erwartungskern zu B ⊆ A, so gilt für die bedingte Erwartung von X ∈ L 1 (Ω, A, P)<br />
∫<br />
E[X|B] = X(ω ′ )P B (., dω ′ ) fast sicher.<br />
Insbesondere ist<br />
∫ ( ∫<br />
E[X] =<br />
)<br />
X(ω ′ )P B (ω, dω ′ ) P[dω].<br />
Beweis: Für X = 1 A mit A ∈ A ist dies die Definition des Erwartungskerns, also ist für solche X<br />
die Behauptung richtig. Damit gilt sie ebenso für positive Treppenfunktionen, also wegen monotoner<br />
Konvergenz für integrierbare X ≥ 0. Damit folgt die Behauptung aus X = X + − X − und<br />
der Linearität der bedingten Erwartung (22.8, 22.9).<br />
✷<br />
22.24 Definition<br />
Sind (Ω ′ , A ′ ) und (Ω ′′ , A ′′ ) Messräume, X : Ω → Ω ′′ und Y : Ω → Ω ′ Zufallsvariablen, so heißt ein<br />
Markoff-Kern<br />
P X|Y : Ω × A ′′ → [0; 1] von (Ω, σ(Y )) nach (Ω ′′ , A ′′ ),<br />
für den P X|Y [., A ′′ ] eine Version der bedingten Wahrscheinlichkeit P[X −1 (A ′′ )|Y ] für jedes A ′′ ∈<br />
A ′′ ist, bedingte Verteilung von X unter der Hypothese Y . Anders ausgedrückt ist<br />
22.25 Bemerkung<br />
P X|Y [., A ′′ ] = P[X −1 (A ′′ )|Y ] fast sicher (A ′′ ∈ A ′′ ).<br />
Der Spezialfall (Ω ′ , A ′ ) = (Ω, B) und Y = id Ω liefert σ(Y ) = B und damit die bedingte Verteilung<br />
von X unter der Hypothese B. Ist überdies (Ω ′′ , A ′′ ) = (Ω, A) und X = id Ω , so ergibt sich der<br />
Erwartungskern P B , denn<br />
P X|Y [., A ′′ ] = P[X −1 (A ′′ )|Y ] = P[A ′′ |B] = P B [., A ′′ ] fast sicher (A ′′ ∈ A ′′ ).<br />
22.26 Definition<br />
Ein Markoff-Kern K von (Ω ′ , A ′ ) nach (Ω ′′ , A ′′ ) heißt faktorisierte bedingte Verteilung von X unter<br />
der Hypothese Y , falls für jedes A ′′ ∈ A ′′ die Abbildung K[., A ′′ ] eine Version der faktorisierten<br />
bedingten Wahrscheinlichkeit P[X −1 (A ′′ )|Y = .] ist. Für y ∈ Ω ′ bezeichnet man das Wahrscheinlichkeitsmaß<br />
K[y, .] suggestiv mit P X|Y =y und folglich mit<br />
P X|Y =. : (y, A ′′ ) ↦→ P X|Y =y [A ′′ ]<br />
PY -f.s.<br />
= P[X −1 (A ′′ )|Y = y],<br />
also<br />
Damit gilt<br />
P X|Y =. ◦ Y = P X|Y .<br />
K[., A ′′ ] = P[X −1 (A ′′ )|Y = .] = P X|Y =. [X −1 (A ′′ )] P Y -fast sicher.<br />
22.27 Bemerkung<br />
Definitionsgemäß sind für A ′′ ∈ A ′′ P X|Y [., A ′′ ] und P X|Y =. [A ′′ ] P Y -fast-sicher, also bis auf von<br />
A ′′ abhängige Nullmengen eindeutig bestimmt. Gibt es jedoch einen abzählbaren Erzeuger B ′′<br />
von A ′′ = σ(B ′′ ), so kann man die Nullmengen universell, d.h. unabhängig von A ′′ wählen: Sei<br />
dazu Œ B ′′ ∩-stabil, Ω ′′ ∈ B ′′ . Eindeutigkeit gilt dann universell für A ′′ ∈ B ′′ , außerhalb der<br />
Vereinigung abzählbar vieler Nullmengen, also einer Nullmenge N. Die Behauptung folgt dann