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I, 19 B - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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610 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1700–1701 N. 317<br />

〈L 2 〉<br />

Es ist gewiß, daß außer der Tugend nichts der gesundheit vorzuziehen, und daß<br />

deren Landsbesorgung eine der wichtigsten angelegenheiten eines großen Potentaten sey,<br />

sowohl wegen tragenden hohen Amts, als auch wegen eignen Nuzens. Denn nicht allein<br />

5 hohe sowohl als Niedrige des hierinn fürfallenden Mangels entgelten müßen; sondern<br />

auch ja an erhaltung der Unterthanen ein großes Lieget, weil kein Nüzlichers noch edlers<br />

Instrument zu finden als ein Mensch.<br />

Es ist bekand daß in SterbensLäufften Consilia Sanitatis angestellet werden, aber<br />

mit der ansteckenden Seüche gemeiniglich aufhöhren; da Sie doch allezeit mehr als zuviel<br />

10 objecta finden würden; indem sich offt nicht nur morbi populares ereignen, sondern auch<br />

andere aliquid boni vel mali moris ex causis temporariis universalibus annehmen. Und<br />

hat es gemeiniglich die bewandniß, daß man diese mores morbi und consuetudinem, so<br />

zu sagen; durch die erfahrung und offt durch schaden erst erlernet, und an einem orth<br />

ehe als am andern die Sach entdecket wird. Einer auch mehr gaben von Gott hat als<br />

15 der andere das pflöcklein zu treffen. Zu geschweigen was durch fleißige observationen und<br />

aufzeichnung in morbis ordinariis täglich entdecket und beybehalten werden köndte.<br />

Wäre derowegen nöthig, daß ein großer Potentat der zumahl viel Land und Leüte hat,<br />

eine gewiße verständtniß, vernehmen, und anstalt machen ließe, dadurch[,] was an einem<br />

orth, oder von einer Person guthes zu behuf der gesundheit bemercket wird[,] bald zu der<br />

20 andern Nachricht käme. Item daß man die mores morborum und observationes samt dem<br />

gewitter und dem so sich bey den Erdgewächsen und Thieren ergiebet, und mit einem<br />

worth Historiam anni naturalem, jährlich und sonst von zeit zu zeit an unterschiedlichen<br />

orthen beschreiben ließe. Wie solches Herr Ramazzinus in Italien angefangen, und Herr<br />

D. Hofman unlängst noch hoher bracht. Auff welche weise bald ein großer Schaz von<br />

25 wichtigen Nachrichtungen sich samlen würde.<br />

23 orthen bemercken L 1 , ändert L 2 24 Hofman aber zu Hall unlangst L 1 25 wichtigen<br />

(1 ) observationen (2 ) nachrichtungen L 1<br />

23 angefangen: B. Ramazzini (s. SV.), dem <strong>Leibniz</strong> auf der Italienreise begegnet war, hatte von<br />

1690 bis 1695 Beobachtungen über Seuchen, geographische, klimatische und meteorologische Bedingungen<br />

im Herzogtum Modena veröffentlicht, die <strong>Leibniz</strong> zum Plan ähnlicher Veröffentlichungen anregten;<br />

vgl. I, 10 N. 155 sowie III, 5 Einl. S. XLIX–LIII. Vgl. auch N. 353. 24 hoher bracht: Fr. Hoffmann,<br />

Observationes barometrico-meteorologicae, 1701, das <strong>Leibniz</strong> gewidmet ist. In dem gleichzeitigen Brief an<br />

F. Hoffmann (vgl. N. 316) bedankt sich <strong>Leibniz</strong> für ” pulcherrimi et utilissimi libri inscriptione‘‘ und drückt<br />

die Hoffnung aus, ” ut in regiis ditionibus publica autoritate imitatio hujus curae tuae obtineatur‘‘.<br />

24. 10. 2005

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