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I, 19 B - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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684 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1700–1701 N. 368<br />

unsrigen Parthey zugethan sey, ob schon viel auch unter den Englischen Herren Episcopalen<br />

selbst es mit Dort halten. Ich habe gleichwohl ein und anders bey der Vorstellung<br />

des Herrn Bischoffs zu erinnern. Wie ich denn nicht wenig dabey annotiret. Ich bin allezeit<br />

der Meynung gewesen, daß wenn die Reformierten nur dasjenige zugeben, dadurch<br />

5 die attributa divina, nehmlich bonitas, sapientia et justitia etc. salviret werden, so habe<br />

man sich über sie auch wegen der Dortischen Decreten selbst nicht zu beschwehren, indem<br />

es theils auf controversias verbales, theils auf philosophicas questiones ankommt.<br />

Denn gesetzt, daß sie behaupten, electionem esse fide praevisa priorem, seu Deum elegisse<br />

etiam ad fidem, so folgt daraus nicht mehr, als was wir sonst alle gestehen müssen,<br />

10 daß die gradus gratiae ratione mediorum salutis bey den Menschen nicht einerley seyn.<br />

Warum nun Gott einen in solche favorabiles circumstantias setze, darinnen die vocatio<br />

et gratia universalis anschlägt, andere aber nicht, das gehöret ad Pauli, vel<br />

Deum absconditum Lutheri; vel decretum arcanum Calvini. Wenn nur gestanden wird,<br />

daß Gott elegire, nicht ex mero quodam placito velut tyrannico, sed ex principiis summae<br />

15 sapientiae et justitiae conformibus, licet nobis ignotis, und man das decretum absolutum<br />

nicht nimmt tanquam independens ab omni ratione, sed tantum tanquam independens<br />

a rationibus, quae a nobis reddi possint; so ist dabey nichts gefährliches. Es wäre sonst<br />

zu wünschen, daß man die Vorsorge in diesen Materien trüge, dadurch M. H. Hr. Superintendens<br />

veranlasset würde, ein so nützliches Werck, als dasjenige, dessen er gedencket,<br />

20 zu verfertigen. Aber: kan man oft in diesen Sachen sagen. Ob man<br />

künftig mehr darauf gedencken wird, muß die Zeit geben. Von einer Reise nach Engelland<br />

höret und saget man noch nichts. Gott gebe, daß die transcendente Macht vom Hause<br />

Bourbon nicht dermahleinst alle gute Dispositiones übern Hauffen werffe, zumahl wenn<br />

man sich der nicht genugsam in der Zeit bedienet. Gott wird doch gleichwohl seiner Kir-<br />

2 Dort: die Synode von Dordrecht 16<strong>19</strong>. 3 nicht . . . annotiret: LH I 18 enthält vier durchschossene<br />

Exemplare von Jablonskis Übersetzung, die in mehreren Bearbeitungsstufen (unter Hinzuziehung<br />

von Schreibern) von <strong>Leibniz</strong> mit umfangreicher Annotierung und Kommentierung versehen wurden.<br />

U. d. Tit. ” Meditationes pacatae de Praedestinatione et Gratia, Fato et Libertate‘‘ (anfänglich ” . . . et<br />

Libero Arbitrio‘‘) waren sie von ihm als (anonymer) Anhang zu einer zweiten Auflage gedacht; vgl. auch<br />

N. 288 Erl. 12 Pauli: vgl. Römer 11, 33. 20 . . . : vgl. Herodotos, ,<br />

6, 129. 20 Sachen: hierzu findet sich bei Kapp, a. a. O., S. 281 folgende Anmerkung: ” In dem Extract<br />

dieser Antwort, welche wir auch bey der Hand haben, ziehet er diese Worte auf die Hof-Leute‘‘.<br />

22 f. transcendente . . . werffe: Anspielung auf die durch die spanische Erbschaft noch vergrößerte Hegemonialstellung<br />

des Hauses Bourbon bzw. die Unterstützung und Anerkennung des exilierten Königs<br />

Jakob II. durch Frankreich.<br />

24. 10. 2005

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