Dokument 1.pdf (35.736 KB) - RWTH Aachen University
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4. Experimentelle Datenbasis<br />
Mit größerem Wärmeeintrag und sinkender Abkühlzeit wird die Entstehung der Phasen, wie unterer<br />
Bainit und Martensit mit niedriger Umwandlungstemperatur und schlechten Zähigkeitseigenschaften<br />
begünstigt. Grundsätzlich bestehen die Nähte aus einer Mischung der Ferritphasen, die zwar<br />
unterschiedliche Umwandlungsmechanismen aber eine ähnliche Struktur besitzen, s. Bild 4.1.<br />
Oberer Bainit<br />
Ferrit mit sek. Phase<br />
Korngrenzenferrit<br />
Bild 4.1: Die typischen Ferritphasen einer Schweißnaht<br />
Widmanstätten Ferrit<br />
Acicularer Ferrit<br />
Eine dieser Phasen ist der Widmanstätten Ferrit, der sich an den Korngrenzen bildet und durch parallel<br />
angeordnete Ferritplatten, die durch dünne Schichten mit austenitischem Gefüge getrennt sind,<br />
gekennzeichnet wird. Der Ferrit mit sekundärer Phase (FSP) gehört zu der Ferritphase, die sich<br />
bezüglich der Entstehung zwischen dem Widmanstätten Ferrit und dem oberen Bainit befindet. Diese<br />
sekundäre Phase wird durch die Diffusion des Kohlenstoffs während der Abkühlung zwischen den<br />
Ferritlamellen gebildet und enthält neben den Karbiden martensitische und austenitische Bestandeile,<br />
die die Zähigkeit deutlich reduzieren. Eine ähnliche Struktur findet sich auch beim oberen Bainit mit<br />
dem Unterschied, dass die länglichen Ferritlamellen hier viel schmaler und deswegen nicht eindeutig<br />
unter dem Lichtmikroskop zu erkennen sind. Mit der abnehmenden Abkühlzeit sinkt auch der Anteil<br />
am Kohlenstoff, der die Lamellengrenze erreicht. Dies führt zur Bildung des unteren Bainits mit den<br />
Karbiden innerhalb der Ferritlamellen. Die bainitische und martensitische Phasen mit der niedrigen<br />
Umwandlungstemperatur haben hohe Härtewerte und die schlechtere Zähigkeitseigenschaften.<br />
Dahingegen wird im Hinblick auf die Verbesserung der Zähigkeit der Hybridnaht ein Gefüge mit<br />
einem großen Anteil an acicularen Ferrit angestrebt. Der aciculare Ferrit bildet sich bevorzugt an nichtmetallischen<br />
Einschlüssen [HON95] wie Titannitriden (TiN), Oxiden (Al2O3, SiO2, MnO2) und<br />
Sulfiden (MnS). Ein ausreichender Gehalt an Sauerstoff und Titan ist die Voraussetzung für die<br />
Entstehung des acicularen Ferrits. Die Mikrostruktur des acicularen Ferrits besteht aus kleinen zufällig<br />
orientierten nadelförmigen Ferritlanzetten, die keine Ausscheidungen enthalten. Die höhere Zähigkeit<br />
gegenüber anderen Ferritphasen resultiert aus der Verringerung der effektiven Korngröße und aus der<br />
zufälligen Orientierung der Lanzetten, die den Rissfortschritt erschweren [MOO03]. Die Entstehung<br />
des acicularen Ferrits wird durch den Einsatz von Zusatzdraht gefördert, der in der Decklage des SG<br />
viele nicht-metallische Einschlüsse liefert.<br />
Aufgrund des niedrigen Kohlenstoffgehalts besteht der Grundwerkstoff des Stahls S355-12 primär aus<br />
ferritischem Gefüge mit wenigen dazwischenliegenden Perlitkörnern, s. Bild 4.2. Im Schweißgut sind<br />
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