Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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102 KAPITEL 5. UNTERWERFUNG DER LATINER UND KAMPANER<br />
nur, daß zwischen Rom und Samnium, sei es nach einem Feldzug, sei es ohne<br />
vorhergehenden Krieg, ein Abkommen zustande kam, wodurch die Römer freie<br />
Hand erhielten gegen Capua, die Samniten gegen Teanum und die Volsker am oberen<br />
Liris. Daß die Samniten sich dazu verstanden, erklärt sich aus den gewaltigen<br />
Anstrengungen, die eben um diese Zeit die Tarentiner machten, sich der sabellischen<br />
Nachbarn zu entledigen; aber auch die Römer hatten guten Grund, sich mit<br />
den Samniten so schnell wie möglich abzufinden, denn der bevorstehende Übergang<br />
der südlich an Latium angrenzenden Landschaft in römischen Besitz verwandelte<br />
die längst unter den Latinern bestehende Gärung in offene Empörung. Alle<br />
ursprünglich latinischen Städte, selbst die in den römischen Bürgerverband aufgenommenen<br />
Tusculaner ergriffen die Waffen gegen Rom, mit einziger Ausnahme<br />
der Laurenter, während dagegen von den außerhalb der Grenzen Latiums gegründeten<br />
Kolonien nur die alten Volskerstädte Velitrae, Antium und Tarracina sich an<br />
der Auflehnung beteiligten. Daß die Capuaner, ungeachtet der eben erst freiwillig<br />
den Römern angetragenen Unterwerfung, dennoch die erste Gelegenheit, der römischen<br />
Herrschaft wieder ledig zu werden, bereitwillig ergriffen und, trotz des<br />
Widerstandes der an dem Vertrag mit Rom festhaltenden Optimatenpartei, die Gemeinde<br />
gemeinschaftliche Sache mit der latinischen Eidgenossenschaft machte, ist<br />
erklärlich; wogegen die noch selbständigen Volskerstädte, wie Fundi und Formiae,<br />
und die Herniker sich gleich der kampanischen Aristokratie an diesem Aufstande<br />
nicht beteiligten. Die Lage der Römer war bedenklich; die Legionen, die über<br />
den Liris gegangen waren und Kampanien besetzt hatten, waren durch den Aufstand<br />
der Latiner von der Heimat abgeschnitten und nur ein Sieg konnte sie retten.<br />
Bei Trifanum (zwischen Minturnae, Suessa und Sinuessa) ward die entscheidende<br />
Schlacht geliefert (414 340): der Konsul Titus Manlius Imperiosus Torquatus erfocht<br />
über die vereinigten Latiner und Kampaner einen vollständigen Sieg. In den<br />
beiden folgenden Jahren wurden die einzelnen Städte, soweit sie noch Widerstand<br />
Sohne desselben 459 (295). Überhaupt verrät in diesem Abschnitt die ganze Darstellung eine andere<br />
Zeit und eine andere Hand als die sonstigen glaubwürdigeren annalistischen Berichte; die Erzählung<br />
ist voll von ausgeführten Schlachtgemälden; von eingewebten Anekdoten, wie zum Beispiel der von<br />
dem setinischen Prätor, der auf den Stufen des Rathauses den Hals bricht, weil er dreist genug gewesen<br />
war, das Konsulat zu begehren, und den mannigfaltigen aus dem Beinamen des Titus Manlius<br />
herausgesponnenen; von ausführlichen und zum Teil bedenklichen archäologischen Digressionen,<br />
wohin zum Beispiel die <strong>Geschichte</strong> der Legion (von der die höchst wahrscheinlich apokryphe Notiz<br />
über die aus Römern und Latinern gemischten Manipel des zweiten Tarquinius bei Liv. 1, 52 offenbar<br />
ein zweites Bruchstück ist), die verkehrte Auffassung des Vertrages zwischen Capua und Rom<br />
(meine <strong>Geschichte</strong> des römischen Münzwesens. Breslau 1860, S. 334, A. 122), die Devotionsformulare,<br />
der kampanische Denar, das laurentische Bündnis, die bina iugera bei der Assignation gehören.<br />
Unter solchen Umständen erscheint es von großem Gewicht, daß Diodoros, der anderen und oft älteren<br />
Berichten folgt, von all diesen Ereignissen schlechterdings nichts kennt als die letzte Schlacht<br />
bei Trifanum; welche auch in der Tat schlecht paßt zu der übrigen Erzählung, die nach poetischer<br />
Gerechtigkeit schließen sollte mit dem Tode des Decius.